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Bayer-04-DramaNadiem Amiri überzeugt als Kämpfer und Indiz für den Umschwung

Lesezeit 3 Minuten
Amirikampf

Nadiem Amiri (2. v.l.) mitten im Getümmel

Madrid/Leverkusen – Niemand sollte meinen, im Fußball alles schon erlebt zu haben. Auch nicht ein Profi, der praktisch alles gewonnen hat, was man im Fußball gewinnen kann. Als Schiedsrichter Clément Turpin am späten Mittwochabend im Estadio Metropolitano das Spiel zwischen Atlético Madrid und Bayer 04 Leverkusen mit einem entschlossenen Pfiff in seine Pfeife beim Stand von 2:2 beendete, glaubten alle, einen turbulenten Abend ohne Sieger gesehen zu haben.

Die heftigen Proteste einiger Atlético-Spieler waren auf den ersten Blick kaum ernst zu nehmen, denn Spieler, Offizielle und Trainer dieses Vereins protestieren immer, wenn etwas sportlich gegen sie läuft. Und mit diesem 2:2, das stand fest, waren sie wie Bayer 04 schon vor dem letzten Gruppenspiel aus der Champions League ausgeschieden.

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Dann aber kam der inzwischen gefürchtete Griff des Referees ans Ohr, wo das Headset die Verbindung zum Videoschiedsrichter herstellt. Und die Entscheidung, dass diese Partie wegen eines unabsichtlichen, quasi unvermeidlichen leichten Handspiels von Piero Hincapie während des letzten Eckballs die Pointe eines nachträglichen, lächerlichen Elfmeters bekommt. „Zu meiner Zeit als Spieler gab es keinen VAR. Dass das Spiel beendet ist und dann nachträglich noch ein Elfmeter gegeben wird, habe ich so auch noch nicht erlebt“, sagte Xabi Alonso hinterher.

Der Rest ist bekannt. Kapitän Lukas Hradecky wehrte den Strafstoß von Yannick Carrasco ab, Saul Niguez beförderte den zurückspringenden Ball mit dem Kopf an die Querlatte, das Spiel war aus. Und Bayer 04 behielt die Chance, im abschließenden Gruppenspiel doch noch Platz drei und den Einzug in die Europa League zu erreichen.

Der K.o. in der Königsklasse hatte am Mittwoch bereits vor Spielbeginn festgestanden. Durch den 4:0-Sieg des FC Porto beim FC Brügge war Platz zwei für die Werkself nicht mehr erreichbar. Trotzdem verließ Bayer 04 den Rasen, das Stadion und am folgenden Nachmittag die spanische Metropole als gefühlter Sieger. „Ich hoffe, das war eine Art Wendepunkt für uns, und, dass wir die Dynamik von heute für die nächsten Aufgaben mitnehmen können“, sagte Xabi Alonso.

Die Bilanz des Spaniers, der am 5. Oktober die Nachfolge des Schweizers Gerardo Seoane angetreten hatte, bleibt trotzdem erst einmal dürftig. Dem 4:0-Auftaktsieg über Schalke folgten die krachenden Niederlagen gegen Porto (0:3) und Frankfurt (1:5), ehe der Fall gegen Wolfsburg (2:2) ein wenig unterbrochen wurde. Aber niemand konnte wissen, was von diesem Unentschieden gegen den schwachen VW-Klub zu halten war. Das 2:2 gegen die mit Klassespielern gespickte Mannschaft von Atlético in einem mit frenetischen Fans gefüllten Stadion gab da schon mehr Hinweise.

"Fühlt sich an, als hätten wir drei Punkte geholt"

„Das kann extreme Kraft auslösen. Das fühlt sich an, als hätten wir hier drei Punkte geholt“, sagte Mittelfeldspieler Nadiem Amiri. Er selbst war am Abend vor seinem 26. Geburtstag ein Indiz dafür, dass aus dem schwierigen Haufen Fußball-Profis mit unterschiedlichsten Interessen wieder eine Mannschaft werden könnte. Der ehemalige Hoffenheimer galt bei Bayer 04 als gescheitert, alle Versuche, ihn nach einer Leihe in Genua dauerhaft woanders unterzubringen, waren gescheitert. Amiri entschied sich als einer der Top-Verdiener bei Bayer 04 angesichts seines bis 2024 laufenden Vertrages dafür, zu bleiben.

Gegen Wolfsburg und Atlético zeigte der Ex-Nationalspieler erstmals, dass er wirklich eine Hilfe sein kann. Auch als Not-Sechser nach den vielen Ausfällen im defensiven Mittelfeld überzeugte Amiri als Torvorbereiter und Antreiber. „An den Basics hat es uns ein bisschen gefehlt in der letzten Zeit“, sagte Amiri. „Jetzt sind sie wieder zurück. Wir kämpfen, wir halten zusammen. Jeder für den anderen.“

Schon am Samstag wird das wieder nötig sein. Beim schweren Bundesliga-Auswärtsspiel in Leipzig.