Bayer 04 Leverkusen plant den großen Umbruch. Geschäftsführer Simon Rolfes will aber möglichst wenig Stammkräfte verlieren.
Bayer 04 könnte 100 Millionen Euro einnehmenDiaby oder Frimpong - mindestens einer wird gehen
Simon Rolfes gehört zu den Managern in der Fußball-Bundesliga, die in diesem Sommer ihren „Urlaub“ fast durchgehend mit telefonieren verbringen werden. Der Geschäftsführer Sport von Bayer 04 steht vor der Aufgabe, den Werkself-Kader umzukrempeln. „So einen Umbruch hat es hier schon länger nicht mehr gegeben, das ist richtig“, sagt der 41-Jährige. „Das ist aber auch okay. Es gibt nach ein paar Jahren häufig die Konstellation, dass ein paar mehr Spieler getauscht werden. Dieser Umbruch ist für uns nach diesem Saisonverlauf nicht schlecht.“
Man vergleicht wechselhafte Saisonverläufe gerne mit dem Bild einer Achterbahn. Das Bild ist aber natürlich falsch, weil bei einer Achterbahnfahrt der freie Fall am meisten Spaß macht. Das ist im Fußball freilich anders. Die Werkself startete in der abgelaufenen Spielzeit direkt mit einem freien Fall, der so gar nicht Spaß machte. Trainer Gerardo Seoane verlor daraufhin sogar seinen Job. Xabi Alonso übernahm und sorgte nach einer wechselhaften Anlaufzeit für Glücksgefühle im Winter und Frühjahr. Das Ende war dann wieder ein brutaler Absturz, der aber mit einer weichen Landung endete, da Wolfsburg und Leipzig den Bremsschirm auswarfen.
Und so darf Leverkusen auch in der kommenden Saison in der Europa League mitspielen. Das wiederum hilft Rolfes bei den Kaderplanungen. War vor ein paar Monaten noch die Rede davon, dass womöglich mehrere Leistungsträger verkauft werden müssten, um das nötige Kleingeld für den Umbruch zu haben, klingt das nun anders. „Dass wir ab und an mal einen von den Besseren verkaufen müssen, ist klar. Aber wir wollen den Stamm der Mannschaft möglichst zusammenhalten“, betont Rolfes. „Da hat natürlich geholfen, dass wir jetzt Europa League spielen. Die Einnahmen helfen uns dabei, weniger machen zu müssen bei den Spielern, die wir halten wollen.“
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Zwei Spieler, die Bayer 04 eigentlich halten will, sind Jeremie Frimpong und Moussa Diaby. Es gilt jedoch als sicher, dass zumindest einer von beiden den Klub im Sommer verlassen wird. Beim Niederländer Frimpong soll das Ziel bereits klar definiert sein: die Premier League, Manchester United habe bereits beim Spieler und dessen Berater vorgefühlt, heißt es. Den Franzosen Diaby könnte es zurück zu Paris St. Germain ziehen, auch andere Großklubs sind denkbar. Bei Real Madrid soll man sogar schon über beide Akteure nachgedacht haben. „Die Situation ist ruhig im Moment“, sagt Rolfes. „Es sind zwei Spieler, die bei vielen Vereinen auf dem Zettel sind, das ist klar. Das gilt auch noch für einige andere Jungs von uns. Es gibt aber nichts Konkretes, wo wir Gespräche führen würden.“
Mit den beiden im Schaufenster und Jonathan Tah, den eine Ausstiegsklausel in Höhe von knapp 20 Millionen Euro interessant macht, könnte Leverkusen womöglich insgesamt mehr als 100 Millionen Euro erlösen.
Die Arbeitsverhältnisse mit Karim Bellarabi, Andrey Lunev, Daley Sinkgraven, Ayman Azhil und Callum Hudson-Odoi (Leihende) hat man bewusst auslaufen lassen. „Wir hatten nicht das Interesse, die Verträge zu verlängern“, betont Rolfes. „Und bei dem ein oder anderen, der noch Vertrag hat, sind wir bereit, etwas zu machen. Wir sind im Austausch mit den Beratern – es gibt ja auch Spieler, die selbst den Wunsch haben, etwas zu verändern. Das sind natürlich die Spieler, die weniger spielen. Wenn sie dann auch nichts verändern wollen, finde ich das als Fußballer immer fragwürdig. Wenn einer zu wenig spielt, sind wir für ihn nicht der richtige Verein für den Moment seiner Karriere.“
Timothy Fosu-Mensah, Nadiem Amiri oder Kerem Demirbay (alle Vertrag bis 2024) dürften sich angesprochen fühlen. Generell gilt bei Bayer 04 die Devise für Spieler, die nur noch ein oder zwei Jahre Vertragslaufzeit haben: verlängern oder verkaufen – auch für Diaby und Frimpong. Bei all den anstehenden Wechseln in den kommenden Wochen will Rolfes aber eines klarstellen: „Es gibt einen Umbruch, aber es besteht ein starkes Gerüst. Auch, wenn mal ein Spieler aus der Stammelf gehen sollte. Der Umbruch bezieht sich auf den gesamten Kader, wir wollen an der ein oder anderen Stelle einen Reiz setzen und Konkurrenzkampf entfachen.“