Leverkusen – Mit seinem 23. Geburtstag wird Edmond Tapsoba wohl vorerst keine schönen Erinnerungen verbinden. Denn Mittwoch war der Tag, an dem der Traum des Innenverteidigers aus Burkina Faso vom Triumph im Afrika Cup platzte. 1:3 unterlag das Überraschungsteam des Turniers im Halbfinale dem Senegal. Anstatt am Sonntag um den Titel zu kämpfen, geht es für Tapsoba und Kollegen am Samstag im Spiel um Platz drei nur noch um einen versöhnlichen Abschied aus Kamerun.
Hinter dem Profi von Bayer 04 Leverkusen liegen turbulente Wochen. Nach einer nicht eindeutigen Corona-Diagnose vor dem Eröffnungsspiel fand Tapsoba schnell ins Turnier, verpasste keine Minute mehr und führte sein Land als Eckpfeiler der Defensive bis unter die letzten Vier. Mit frischem Selbstvertrauen dürfte er also im Laufe der nächsten Woche nach Leverkusen zurückkehren.
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Bis dahin muss die Werkself mit drei Innenverteidigern auskommen, so auch im Spitzenspiel am Sonntag bei Borussia Dortmund (15.30 Uhr/Dazn). Es ist allerdings ein hochkarätiges Trio: Jonathan Tah, Piero Hincapie und Odilon Kossounou, der nach dem Achtelfinal-Aus der Elfenbeinküste beim Afrika Cup bereits seit Mittwoch wieder im Training von Bayer 04 ist. Die für die Zeit des Kontinentalturniers befürchtete Abwehr-Not in Leverkusen ist somit ausgeblieben. Stand Donnerstag gab es keine weiteren Verletzungen oder Corona-Infektionen.
Mehr noch: In Abwesenheit von Kossounou und Tapsoba haben Tah und Hincapie zu einer in dieser Saison in Leverkusen bislang kaum gesehenen Stabilität im Abwehrzentrum gefunden. Beim 2:1 in Gladbach und 5:1 gegen Augsburg, als nur der mittlerweile nach Verona transferierte Panagiotis Retsos als Notlösung auf der Bank saß, überzeugte das Duo mit entschlossenen Zweikämpfen, ordentlichem Stellungsspiel und Passquoten von um die 90 Prozent. Auch nach hohen Bällen des Gegners, zuletzt regelmäßig Freifahrtscheine für große Torchancen, war mehr Sicherheit zu spüren.
32 Gegentore nach 20 Spielen in der Bundesliga
Die Defensivschwäche war in der Hinrunde das alles überstrahlende Problem der Werkself. 32 Gegentore nach 20 Spielen sind ein katastrophaler Wert für einen Champions-League-Anwärter – Arminia Bielefeld hat als Tabellen-14. nur 26 Treffer kassiert. Besonders in den Schlussphasen der Halbzeiten zeigte sich Bayer 04 anfällig. Neun Gegentore gab es zwischen den Minuten 31 und 45, sieben in der Schlussviertelstunde.
„In manchen Spielen waren wir einfach viel zu offen, weil wir brutal viel Geschwindigkeit in der Offensive haben. Da müssen wir uns als Defensive rechtzeitig anschließen. Und bei Ballverlusten müssen wir schnell wieder in unsere Ordnung kommen“, hatte Abwehrchef Tah zuletzt gefordert – und dies zusammen mit Hincapie schon teilweise umgesetzt. „Das machen wir jetzt schon viel besser.“
Sonntag gegen Borussia Dortmund
Sportdirektor Simon Rolfes hofft auf noch mehr Konzentration auf die Stabilität. Dass Leverkusen trotz der vielen Gegentore Tabellendritter ist, spreche klar für die Offensiv-Qualitäten der Mannschaft. Doch müsse eine noch bessere Balance gefunden werden. „Gerade nach Führungen haben wir oft individuell und mannschaftstaktisch nicht gut verteidigt. Da haben wir noch Luft nach oben“, sagte Rolfes.
Viel spricht dafür, dass Trainer Gerardo Seoane in Dortmund wieder auf Tah und Hincapie im Abwehrzentrum setzt – sollte der 20 Jahre alte Ecuadorianer rechtzeitig und fit vom WM-Qualifikationsspiel in Lima gegen Peru (1:1) zurückkehren. Ab nächster Woche hat Seoane dann endgültig wieder die Qual der Wahl in der einstigen Problemzone Innenverteidigung.