Im Achtelfinale der Champions League bekommt es Leverkusen mit München zu tun. Es sind die Duelle vier und fünf in dieser Saison mit dem Rekordmeister.
„München oder Madrid – Hauptsache Italien“Bayer 04 geht entspannt ins Duell mit den Bayern – und als Favorit?

Leverkusens Florian Wirtz (r.) läuft Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano davon.
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In Giovane Elbers Gesicht war keine große Regung zu erkennen, als er am Freitagmittag in Nyon die entscheidenden Lose aus den Trommeln zog. Womöglich hatte die Stürmerlegende des FC Bayern die reformierten Modalitäten der Champions-League-Achtelfinal-Ziehung auch gar nicht richtig verstanden – was einigen Klubvertretern im Publikum wohl ähnlich erging. Denn als Elber Atlético aus dem Topf gefischt hatte, war sofort klar, dass es zu einem Madrider Stadtduell gegen Real kommen würde. Und zum nächsten Gipfel der Bundesligisten zwischen Bayer 04 Leverkusen und München. Für den Werksklub wird es nach Karneval also keinen Ausflug ins Estadio Santiago Bernabéu geben. Dafür warten die Bayern-Duelle Nummer vier und fünf der Saison.
Simon Rolfes zitiert Andreas Möller
„Andi Möller hätte wahrscheinlich gesagt: München oder Madrid – Hauptsache Italien“, sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes direkt im Anschluss an die Auslosung mit einem Grinsen. Bayer 04 hat das weniger attraktive Los gezogen, aber das sportlich zweifellos leichtere – auch wenn es kein Verantwortlicher in dieser Deutlichkeit formulieren wollte. Es sei klar gewesen, dass ein Top-Gegner warten würde, betonte Rolfes. „Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Qualität haben, die die Bayern natürlich auch historisch haben. Aber wir haben in den letzten Duellen gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind, die auf dem Niveau absolut konkurrenz- und wettbewerbsfähig ist. Das wollen wir auch im Achtelfinale zeigen“, sagte Rolfes.
In der Bundesliga hat München im Titelrennen tabellarisch zwar klare Vorteile, doch in Leverkusen präsentierte sich der Rekordmeister zuletzt beim glücklichen 0:0 historisch harmlos. Im Achtelfinale des DFB-Pokals konnte sich Bayer 04 1:0 gegen die Bayern durchsetzen. Nun bietet sich dem Werksklub die Chance, den Münchener Traum vom „Finale dahoam“ zu zerstören und damit endgültig zum Bayern-Angstgegner aufzusteigen. Dass es bereits im Achtelfinale so kommen kann, liegt an der reformierten Champions League. In der Vergangenheit waren nationale Duelle erst ab dem Viertelfinale möglich – was mit Blick auf den Grundgedanken des Europapokals, einem Vergleich von Topmannschaften auf internationaler Ebene, auch Sinn ergibt. Doch beim neuen Modus wird darauf keine Rücksicht genommen. „Wenn man sagt Europapokal, dann würde man gerne international spielen“, sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl.
FC Bayern München hätte lieber Atlético Madrid gehabt
München hätte sich im Achtelfinale lieber mit Atlético duelliert. Ein Grund dafür ist Eberls Argument. Doch dürften die Bayern inzwischen auch eine gewisse Sorge verspüren, dass Bayer 04 sie auf der größtmöglichen Bühne bloßstellen könnte. Denn gemessen an der aktuellen Form geht Leverkusen als Favorit ins deutsche Duell – München hatte sich weder in Leverkusen noch beim Playoff-Rückspiel in Glasgow (1:1) titelreif präsentiert. Xabi Alonso ist zudem als Trainer gegen die Bayern noch ungeschlagen. Und auch das Leverkusener Double 2024 nach einem Jahrzehnt der Münchener Dominanz dürfe dem Rekordmeister weiter Schmerzen bereiten. Ende Februar 2025 ist die Antwort auf die Frage nach Deutschlands stärkster Mannschaft unbeantwortet. „Mit dem FC Bayern und Bayer Leverkusen treffen die beiden derzeit besten deutschen Teams aufeinander“, sagte Eberl, der an „spannende Duelle“ erinnerte. „Wie schwer diese Aufgabe wird, haben wir dabei gesehen.“
Es ist das erste deutsche Königsklassen-Duell für die Münchner seit dem legendären Endspiel 2013 im Londoner Wembley-Stadion, als Borussia Dortmund mit 2:1 bezwungen worden war. Diesmal könnte der BVB Ende April im Halbfinale der Gegner sein. Dazu müssten Bayern oder Bayer 04 in einem möglichen Viertelfinale Inter Mailand oder Feyenoord Rotterdam bezwingen. Dortmund bekäme auf dem Weg dahin zunächst mit dem OSC Lille aus Frankreich und im Viertelfinale (8./9. und 15./16. April) mit Benfica Lissabon oder Hansi Flicks FC Barcelona zu tun.
Leverkusens Sportchef Rolfes wollte nicht so weit blicken. Doch vor dem nächsten deutschen Gipfel hat er keine Angst: „Dass wir die Qualität haben, die Bayern zu schlagen, wissen wir. Und das wissen auch die Bayern.“