Der FC Bayern hat weiter acht Punkte Vorsprung auf Leverkusen, wird aber phasenweise vorgeführt. Jonathan Tah gibt sich kämpferisch.
Bayer 04 dominiert, gewinnt aber nichtAuf den Frust folgen Stolz und Zweckoptimismus

Amine Adli prüft Bayern-Keeper Manuel Neuer.
Copyright: dpa
Hochklassig, vorentscheidend – aber torlos. Mit Ausnahme von Treffern hatte das 0:0 zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern am Samstagabend viel zu bieten. Allen voran die Erkenntnis: Der Werksklub hat es trotz einer Glanzleistung verpasst, das Titelrennen in der Bundesliga noch einmal spannend zu gestalten. Die Gesänge der beiden Fanlager in der Bay-Arena spiegelten das Geschehene gut wider. „Deutscher Meister wird nur der FCB!“, schallte es aus dem Gästeblock – die Fans aus München haben recht, 2025 wird die Schale nach Bayern gehen, alles andere wäre bei acht Punkten Vorsprung auf Leverkusen und zwölf ausstehenden Partien eine Riesenüberraschung. Doch zufrieden war man auf Bayern-Seite vor allem mit dem Ergebnis.
Gemischte Gefühle bei Xabi Alonso
Anders war die Lage vor der Nordkurve. „Ungeschlagen Meister!“, tönten die Leverkusener Fans stolz in Richtung ihrer Spieler. Das Kunststück kann Bayer 04 zwar nicht wiederholen, doch das Ausmaß an Dominanz im Duell mit dem Rekordmeister ließ die Enttäuschung über den verpassten Sieg schnell in den Hintergrund rücken. Xabi Alonso sprach über gemischte Gefühle. Die starke Leistung erfülle ihn mit Stolz, dazu komme Frust über das fehlende Tor. „Aber ich bin ein Optimist. Darum ist das gute Gefühl bei mir immer das stärkere“, sagte Leverkusens spanischer Coach. „Wir müssen das Spiel, glaube ich, ganz klar gewinnen. Das war offensichtlich mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, mit der Dominanz, wie wir gespielt haben“, sagte Jonathan Tah.
Angeführt von seinem Abwehrchef hatte die Werkself die Bayern über 90 Minuten dominiert, war konsequent hoch angelaufen und hatte Gegenpressing, also die Ball-Rückeroberung nach -Verlusten, wie aus dem Lehrbuch praktiziert. Die ganze Woche habe Xabi Alonso das Team präzise auf die Bayern vorbereitet, berichtete Tah – mit Erfolg. Schon im Vorfeld wurde die linke Münchener Defensivseite als potenzieller Schwachpunkt ausgemacht, Minjae Kim und Hiroki Ito erwiesen sich auch als genau der. Florian Wirtz, Nathan Tella und Jeremie Frimpong bespielten die Achillesferse konsequent. Als Resultat konnte sich Bayern zeitweise kaum aus der eigenen Hälfte befreien. Allerdings fehlte Leverkusen die letzte Effizienz. Lattentreffer von Frimpong (21.) und Tella (25.) sowie eine Großchance von Wirtz in der Nachspielzeit waren die gefährlichsten Szenen für Bayer 04.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Handball Andreas Thiel erklärt seinen Rücktritt – Bayer 04 Leverkusen steht vor Erstliga-Aus
- Bayers Amine Adli über Xabi Alonso „Manchmal verstehen wir die Taktik des Trainers nicht. Aber es funktioniert fast immer“
- Ex-Bayer-Star Wie Gonzalo Castro beim Leverkusener Kreisligisten Roland Bürrig gelandet ist
- Champions League Leverkusen oder Madrid – Bayern-Sportboss Eberl verrät Wunschlos
- Europa League VfL Gummersbach dominiert in Tatabanya
- Nachwuchsfußball Kian Hekmat überzeugt beim 1. FC Köln mit läuferischem Bestwert
- Basketball Dramatischer Abend für die Rheinstars Köln
Xabi Alonso lässt Victor Boniface 90 Minuten auf der Bank
Mit Verweis auf die Harmonie im Spiel hatte Xabi Alonso 85 Minuten auf Wechsel verzichtet, Patrik Schick kam erst in der Nachspielzeit, Victor Boniface blieb komplett außen vor. Womöglich hätte einer der beiden Mittelstürmer dem Leverkusener Angriff die entscheidende Facette verleihen können. Rückblickend wollte Xabi Alonso kein Urteil über seine Entscheidung fällen – ähnlich wie nach dem 0:0 in Wolfsburg, als er seine gefährlichsten Profis geschont hatte. Womöglich waren es in dieser Saison solche Kleinigkeiten, die für eine Vorentscheidung im Titelkampf sorgten.
Angefeuert von der starken Leistung und der tabellarischen Realität zum Trotz gab sich Bayer 04 am Samstagabend kämpferisch. Er glaube „zu 100 Prozent“, dass das Titelrennen offen sei, betonte Verteidiger Tah mit einem Hauch von Zweckoptimismus. „Ich habe keine Zweifel, dass noch etwas geht, aber dafür müssen wir Punkte sammeln – und schauen, was andere machen.“ Xabi Alonso verwies, wie in der Vorsaison bei der sich anbahnenden Meisterschaft, auf den April. „Dann können wir reden. Es ist noch offen“, sagte der Coach. Es gebe noch viele Punkte zu verteilen. Granit Xhaka, Chef des Leverkusener Mittelfelds, interessiert sich laut eigener Aussage nicht für die Tabelle: „Sie haben uns heute gespürt, das ist das Wichtigste.“
FC Bayern will noch keine Gratulationen annehmen
Gratulationen wollten die Bayern am Samstagabend nicht annehmen. Zur Leistung waren keine angebracht und zur vermeintlich sicheren Meisterschaft wären sie noch zu früh. „Nein, solange es rechnerisch noch möglich ist, dass es noch andersrum sein könnte, nehme ich es nicht an“, sagte Münchens Sportvorstand Max Eberl. „Wir werden alles tun in den nächsten Wochen, um dann Gratulationen annehmen zu können.“ Joshua Kimmich, in der Mittelfeldzentrale von Xhaka und Exequiel Palacios über 90 Minuten kaltgestellt, ergänzte mit Blick auf die Aufgaben in der Champions League am Dienstag (Celtic Glasgow) und in der Bundesliga (erst Frankfurt, dann Stuttgart): „Ich hoffe, dass wir dann auch wieder ab und zu den Ball haben.“