1:4-Heimpleite gegen WolfsburgPeter Bosz kritisiert Werkself scharf
Leverkusen – Das Urteil von Peter Bosz über seine Mannschaft fiel eindeutig aus, daran änderte auch der ab und an amüsant klingende niederländische Akzent des Trainers von Bayer 04 Leverkusen nichts. „Es war schlecht in allen Bereichen“, sagte Bosz nach dem 1:4 vom Dienstagabend gegen den VfL Wolfsburg, dem vorläufigen Ende des Leverkusener Höhenflugs und der ersten Heimniederlage des Jahres. 115 Tage und insgesamt zwölf Pflichtspiele war die Werkself ohne Niederlage geblieben, 13 von 15 Spielen hatte sie 2020 gewonnen.
Freitag beim SC Freiburg
Noch gibt es keine Anzeichen, dass die Pleite im „Plastico“ mehr war als nur ein Ausrutscher. Er könnte der engen Spieltaktung geschuldet sein, vor der Trainer Bosz bereits gewarnt hatte. Nach dem 3:1 in Mönchengladbach hatte Leverkusen den Sonntag und den Montag zur Regeneration. Bis zur nächsten Aufgabe, dem Spiel am Freitag beim SC Freiburg (20.30 Uhr/Dazn und Amazon Prime Video), sind es wieder nur Mittwoch und Donnerstag. „Natürlich sind zwei Tage zu wenig. Heute waren wir absolut nicht frisch. Bis Freitag müssen wir aber aggressiv und frisch sein“, sagte Bosz auf der virtuellen Pressekonferenz am Dienstag, er stellte aber klar: „Ich will absolut keine Ausrede haben. Das war eine verdiente Niederlage, weil Wolfsburg viel besser war als wir. Auch die Höhe des Ergebnisses ist okay.“
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Es hätte noch deutlicher ausfallen können, einzig Keeper Lukas Hradecky hielt den Schaden mit mehreren Glanzparaden in Grenzen. Doch auch der Finne konnte nicht verhindern, dass Mönchengladbach dank des 0:0 in Bremen und des nun besseren Torverhältnisses wieder an Leverkusen vorbei auf Champions-League-Platz vier kletterte. Marin Pongracic (43., 75.), Maximilian Arnold (65.) und Renato Steffen (68.) trafen für Wolfsburg, gleich drei Tore fielen nach Standardsituationen. Julian Baumgartlingers 1:4 hatte nur statistischen Wert. Entsprechend geladen war auch Hradecky. „Das ist inakzeptabel. Wir müssen zusehen, dass es nur ein Ausrutscher war“, sagte der finnischer Torhüter, „die mentale Seite war nicht top heute, wir hatten zu wenig Bewegung. Deshalb haben wir verdient verloren.“ Es sei ein Weckruf gewesen.
Kai Havertz von VfL-Defensive abgemeldet
Die Werkself hatte gegen die robust und gradlinig agierenden Wolfsburger gleich mehrere Baustellen. Die VfL-Verteidigung hatte das Genie von Kai Havertz fast durchgängig gut im Griff. Wenn sich der 20-Jährige mal der eisenharten Bewachung von Abwehrmann Pongracic entziehen wollte und sich ins Mittelfeld zurückfallen ließ, erwartete ihn dort der nicht minder giftige Österreicher mit dem passenden Namen Xaver Schlager. Er und sein offensivfreudiger Nebenmann Maximilian Arnold hatten die Kontrolle im Zentrum. Kerem Demirbay war gänzlich abgemeldet, Charles Aránguiz gab nach einer taktischen Umstellung in der Halbzeit eine Art Spielmacher im Abwehrzentrum, fand aber auch dort nicht zur gewohnten Sicherheit.
Kein guter Tag von Edmond Tapsoba
Die Viererkette funktionierte im Defensivverhalten bis zur Pause einigermaßen, doch den verletzungsbedingten Ausfall von Sven Bender konnte sie nicht verkraften. Ohne einen erfahrenen Partner an seiner Seite ist von Leverkusens Wunder-Winter-Transfer Edmond Tapsoba keine andauernde Perfektion zu erwarten – gegen Wolfsburg unterliefen dem 21-Jährigen in seinem bislang schwächsten Spiel für Bayer 04 einige Patzer. Ebenso Mitchell Weiser und Wendell auf den Außenpositionen. Der Gegensatz zu den ersten beiden Spielen nach der Corona-Pause sei sehr groß gewesen, sagte auch Trainer Bosz.
Am Freitag in Freiburg sollten diese Baustellen behoben sein, trotz erneut nur kurzer Erholungsphase. Ob Sven und Lars Bender bis dahin wieder einsatzbereit sind, ist noch unklar. Nationalspieler Jonathan Tah wäre aber eine Option für die Startelf – genau wie Lucas Alario. Mit dem Argentinier im Sturmzentrum könnte Havertz wieder ins offensive Mittelfeld zurückkehren. Und von dort den Kampf um die Champions-League-Plätze anführen.