Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat am Samstagnachmittag durch große eigene Fehler gegen den SC Freiburg 2:3 verloren und damit den schlechtesten Saisonstart seit 40 Jahren perfekt gemacht. Es war die dritte Heimniederlage im dritten Heimspiel der Saison, so etwas hat es in der Geschichte der Werkself noch nicht gegeben. Nach dem Spiel erklärte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes: „Wir müssen alle zusammen versuchen, uns aus dieser Situationen zu kämpfen. Mit Trainer Gerardo Seoane.“ Eine Trainerdiskussion soll es vorerst nicht geben.
Die Tore
Das 1:0 in der 16. Minute entspringt einer Idee von Odilon Kossounou, der den Platz in der Zentrale als Aufforderung versteht, mit dem Ball am Fuß einfach mal über das halbe Feld zu marschieren. Schon ist er am Freiburger Strafraum, erreicht die Grundlinie und passt auf Patrik Schick. Der Zielspieler ist umringt von Freiburgern, kann den Ball nicht kontrollieren, der Kollege Manuel Gulde versucht sich zweimal an einer Klärung und legt den Ball im dritten Versuch dem Leverkusener Kerem Demirbay auf. Der reagiert geistesgegenwärtig und schießt ihn im Fallen ein.
Der Ausgleich direkt nach der Pause passierte nach einer Ecke. Vincenzo Grifo serviert auf Matthias Ginter, der Tah im Zweikampf besiegt und in der 48. Minute den Ausgleich erzielt. Drei Minuten später verliert Edmond Tapsoba den Ball im eigenen Strafraum ohne Not an Jeong, der keine Mühe hat, zum heranlaufenden Michael Gregoritsch zu passen. Und schon liegt Leverkusen in Rückstand.
Den erneuten Ausgleich in der 65. Minute bereitet fünf Minuten nach seiner Einwechslung Callum Hudson-Odoi vor. Der Neuzugang vom FC Chelsea flankt den Ball präzise auf den Kopf von Patrik Schick. Der Torjäger erzielt seinen ersten Liga-Treffer der Saison. Mitten in eine wilde Drangphase von Bayer 04 hinein verschuldet Daley Sinkgraven eine überflüssige Ecke. Günter findet Höfler am ersten Pfosten, der verlängert den Ball zu Doan, der das 3:2 erzielen kann, weil Sinkgraven nicht richtig verteidigt.
Das war gut
Die defensive Ordnung in der ersten Halbzeit und die Energie nach dem Systemwechsel im Rückstand. Hier hätte Bayer 04 mehr Tore erzielen können als das eine zum zwischenzeitlichen 2:2. Pech und mangelnde Präzision verhinderten das jedoch.
Das war schlecht
Die drei Geschenke, durch die der SC Freiburg zu drei Toren und der Tabellenführung kam. Zwei banale Ecken mit vorhersehbarem Ablauf wurden nicht verteidigt, das Tor zum 1:2 durch Tapsoba selbstzerstörerisch aufgelegt. Danach blieben keine Fragen offen. Außer: Wie kann so etwas passieren?
Mann des Spiels
Ohne das 2:3 hätte es Callum Hudson-Odoi werden können, der vier Tage nach seiner Verpflichtung Schwung auf den Platz brachte, als er eingewechselt wurde. Seine Vorbereitung des 2:2 hatte viel Klasse. Allerdings erzielte Doan dann das 3:2. Und Freiburgs Trainer Christian Streich muss als Mann des Spiels gelten. Mit viel Demut und Charme erklärte der Guru aus dem Breisgau die Tabellenführung zum erfreulichen Unfall und versuchte, den in Bedrängnis geratenen Kollegen Seoane durch Lob zu stützen.
Moment des Spiels
Die Schweigeminute vor Anpfiff, als das ganze Stadion in einmütiger Betroffenheit und Geschichtskenntnis des Terroranschlages bei den Olympischen Spielen in München auf den Tag genau 50 Jahre zuvor gedachte.
Das sagen die Trainer
Christian Streich (SC Freiburg): „Natürlich haben uns die Fehler von Leverkusen geholfen. Der Sieg ist glücklich. Natürlich können wir das Spiel auch 3:4 verlieren. Gerardo hat eine tolle Mannschaft mit viel Schnelligkeit. Aber im Moment läuft es einfach für uns. Wir haben ja auch zuvor nicht immer super gespielt. So Phasen gibt es einfach. Unser großes Ziel ist es, in dieser Saison gute Spiele im Europapokal zu machen und in der Bundesliga zu bleiben. Wir haben zwölf Punkte, das ist herausragend. Aber mehr nicht.“
Gerardo Seoane (Bayer 04 Leverkusen): „Eine ärgerliche Niederlage für uns. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut verteidigt und umgeschaltet. Schlussendlich verlieren wir das Spiel, weil wir zwei, drei Situationen nicht mit derselben Klarheit verteidigen wie in der ersten Halbzeit. Ich kann der Mannschaft betreff Engagement und Willen nichts vorwerfen. Es gibt aber keine Punkte, das ist enttäuschend. Wir müssen das jetzt so hinnehmen. Edmond Tapsoba ist für einen Fehler bestraft worden, an der Verteidigung der Standards müssen wir arbeiten. Es ärgert uns, dass wir da so viele Gegentore bekommen. “
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Das sagen wir
Man könnte die Niederlage nach dem Sieg in Mainz als Rückfall bezeichnen, allerdings sieht inmitten von fünf Pflichtspiel-Niederlagen zum Saisonstart der Sieg in Mainz wie ein Rückfall aus. Der Pokal als Saisonziel ist schon weg. Und wenn es so weitergeht, wird das Ziel Champions League noch vor der WM-Pause in weiter Ferne rücken. Der Champions-League-Auftakt in Brügge könnte im besten Fall therapeutische Wirkung entfalten. Oder im schlechtesten Fall alles noch schlimmer machen.