Leverkusen-Coach Xabi Alonso setzt nach der gewonnenen Meisterschaft ein neues Ziel: die Bundesliga-Saison ohne Niederlage abzuschließen.
„Können etwas noch Historischeres erreichen“Alonso will mit Bayer 04 als ungeschlagener Meister Geschichte schreiben
Neben Fußball betreibt Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison noch eine weitere Sportart: Superlative jagen. National hat die Werkself auf ihrem Weg zur seit vergangenem Sonntag feststehenden ersten Meisterschaft der Klubgeschichte schon einige Rekorde geknackt.
Am Donnerstag beim 1:1 bei West Ham United, das zum Einzug ins Halbfinale der Europa League gegen die AS Rom reichte, sackte Bayer 04 auch einen internationalen Rekord ein: 44 Pflichtspiele in Serie ohne Niederlage hat zuvor keine Mannschaft in Europas Topligen erreicht. Bis dato war Juventus Turin mit 43 schadlosen Partien zwischen 2011 und 2012 Rekordhalter.
„44 Spiele – das ist schon eine Zahl, die uns keiner mehr nehmen kann“, sagte ein stolzer Granit Xhaka und führte aus: „Dieser Glaube, die Mentalität, die kommt nicht einfach aus dem Nichts. Das ist tägliche, harte Arbeit, jeden dritten Tag bis ans Limit gehen zu können.“ Dass Leverkusen nun im Pokalfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern und in der Europa League (nach Rom würden entweder Atalanta Bergamo oder Olympique Marseille im Finale warten) weitere Titel gewinnen will, ist das logische Ziel einer jetzt schon unvergesslichen Saison. Doch was stellt Bayer 04 nach dem Gewinn der Schale mit den verbleibenden fünf Bundesligaspielen an?
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Am Sonntag wartet die Partie bei Borussia Dortmund (17.30 Uhr, Dazn), das die Champions-League-Qualifikation so gut wie sicher hat. Bayer-Trainer Xabi Alonso formuliert den Auftrag ganz klar: „Das erste und wichtigste Ziel war, Meister zu werden. Jetzt können wir das ohne Niederlage schaffen. Das würde noch besser sein. Es ist außergewöhnlich, was mit uns passiert. Aber wir wollen weitermachen.“ Die Werkself zieht ihre neue Ligamotivation also aus dem Vorhaben, als ungeschlagener Meister in die Geschichte einzugehen. Das gab es in Deutschland noch nie.
Vorbild FC Arsenal 2003/04
Prominente Vorbilder gibt es in England. Zwei Klubs haben den Status der „Invicibles“, der Unbesiegbaren, erreicht. 1888/89 war es Preston North End, das bekanntere, weil präsentere Beispiel ist aber sicher der FC Arsenal 2003/04 unter Trainer Arsène Wenger. „Wir können das schaffen und etwas noch Historischeres erreichen. Das ist unser Ziel jetzt“, sagt Alonso.
Die neidischen Blicke werden den Leverkusenern am Sonntag aber auch ohne den Unbesiegbarkeits-Status gewiss sein. Schließlich stand der BVB in der vergangenen Saison selbst kurz davor, die Dominanz des FC Bayern München zu durchbrechen. Doch Dortmund zeigte Nerven, vergab den Matchball am letzten Spieltag beim 2:2 gegen Mainz. Dass die Schwarz-Gelben mit dem unnachahmlichen Leverkusener Meisterlauf mental so ihre Probleme haben, wurde bereits mehrfach deutlich.
Den wohl krudesten Auswuchs der Missgunst gab Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl im März zum Besten: „Wir haben Bayern vergangenes Jahr ein bisschen ins Straucheln gebracht, jetzt scheint es so, dass Leverkusen womöglich die Ernte daraus zieht.“ Motto: Der BVB hat die Arbeit gemacht, Leverkusen staubt jetzt nur ab. Nach dem 1:1 im Hinspiel Anfang Dezember stichelte auch Coach Edin Terzic bei zehn Punkten Rückstand: Man werde ja noch sehen, wie Bayer 04 mit den Abstellungen der Afrika-Cup zurechtkomme.
Xabi Alonso verzeiht Edin Terzic
Ergebnis: Vier Monate später steht die Meisterschaft fest und der Vorsprung auf Dortmund beträgt sogar 23 Zähler. Alonso, der damals intern über Terzics Aussagen verstimmt gewesen sein soll, ist mittlerweile wieder ganz entspannt. „Ich habe kein Problem damit. In diesem Moment hatte nicht nur Edin, sondern viele Leute Zweifel, was bei uns während des Afrika-Cups passieren würde. Aber wir hatten einen Plan und es ist zum Glück alles gut gelaufen“, sagt der Spanier, der am Sonntag verletzungsbedingt auf die beiden Angreifer Borja Iglesias und Adam Hlozek verzichten muss.
Dortmund: Kobel – Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Maatsen - Can – Sabitzer, Brandt – Malen, Sancho – Füllkrug. Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Frimpong, Andrich, Xhaka, Grimaldo – Hofmann, Wirtz – Boniface.