Florian Wirtz spielt am Sonntag mit Leverkusen in Köln. Vater und Berater Hans Wirtz spricht über das Verhältnis zum FC.
Vor Auftritt in KölnDas sagt Vater Hans zur Zukunft von Florian Wirtz in Leverkusen
Vor elf Monaten stand Florian Wirtz zuletzt auf dem Rasen im Stadion in Müngersdorf. Er trug das Trikot der deutschen Nationalmannschaft, wollte in seiner Heimat glänzen. Doch daraus wurde nichts. Beim 2:3 gegen Belgien wurde er stattdessen bereits nach 32 Minuten ausgewechselt. Ein harter Schlag für den gebürtigen Pulheimer mit FC-Vergangenheit.
Am Sonntag wird Wirtz wieder im Rhein-Energie-Stadion auflaufen – im Trikot von Bayer 04 Leverkusen. In diesen elf Monaten hat sich Vieles zum Positiven geändert. Was sich aber nie ändern wird: Ein Auftritt in Köln ist mit vielen Emotionen für die ganze Familie Wirtz verbunden.
„Der 1. FC Köln ist ein Verein, dem wir emotional verbunden sind“, sagt Hans Wirtz, der auch Berater seines Sohnes ist, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Von 2010 bis 2020 spielte Florian für die Jugendmannschaften des FC, holte mit der B-Jugend die Meisterschaft 2019. „Wir haben sehr viele Kontakte in den Jugendbereich, da gibt es ein gutes Verhältnis. Da habe ich noch kein schlechtes Wort über Florian und den Wechsel gehört.“
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Weggang vom FC immer noch Thema
Der Wechsel ist immer noch ein Thema – vor allem natürlich im Umfeld des 1. FC Köln. Warum gelang es dem Klub nicht, sein vielversprechendstes Talent zu halten? Warum machte Bayer 04 das Rennen? „Auch für Florian gibt es keine Probleme mit dem 1. FC Köln. Er mag ihn immer noch“, sagt Hans Wirtz. „Er hat sein allerbestes für den FC gegeben. Dass es dann nicht die richtigen Reflexe seitens der Kölner gab, muss man dem FC verzeihen, weil er in einer schwierigen Führungssituation war.“
Kurz vor dem Wechsel von Wirtz hatte es im Sommer und Herbst 2019 in Vorstand und sportlicher Führung beim FC einige personelle Wechsel gegeben, verbunden mit den üblichen Störgeräuschen. Eine Gemengelage, die am Ende Wirtz' Entscheidung für Bayer 04 befeuerte. Zwei Mal spielte Wirtz seither mit der Werkself in Köln. Eine Auswärtspartie verpasste er, weil er sich – im Heimspiel gegen Köln – das Kreuzband gerissen hatte.
Zum Auftritt mit der Nationalelf im März 2023 hat Vater Wirtz eine klare Meinung: „Ich konnte die Auswechslung nicht verstehen, vor allem an diesem Ort zu diesem Zeitpunkt. Ich hätte das als Bundestrainer nicht gemacht. Aber Hansi Flick hatte eben eine andere Meinung. Es ist auch schon lange her, die Dinge haben sich seither zum Positiven gedreht.“ Der 20-Jährige ist in der Nationalelf unter Julian Nagelsmann eine feste Größe, soll mit Jamal Musiala das kreative Duo bei der Heim-EM bilden.
Im Verein ist er ebenfalls gesetzt. Seine Formkurve ging in den vergangenen Monaten steil nach oben. „So eine Verletzung braucht seine Zeit, das ist ein längerer Weg auch noch nach der Rückkehr auf den Platz. Mittlerweile hat er die Verletzung sowohl vom Kopf als auch vom Körper überwunden“, betont Hans Wirtz.
25 Torbeteiligungen in 31 Spielen
Die Zahlen stützen diese These. In 31 Pflichtspieleinsätzen in dieser Saison war Wirtz an 25 Toren direkt beteiligt. Dass er ein überaus talentierter Fußballer ist, hatte er schon in den Jahren zuvor mehrmals unter Beweis gestellt. In dieser Saison hat er sich aber vor allem in einem anderen Bereich weiterentwickelt. Wirtz ist mittlerweile auch dann ein Faktor für sein Team, wenn er nicht gerade leichtfüßig durch die gegnerischen Reihen tänzelt und mit einem perfekten Schnittstellenpass eine komplette Abwehrkette bloßstellt, oder mit fantastischer Schusstechnik ein Traumtor erzielt. Wirtz ist in dieser Spielzeit auch ein überragender erster Verteidiger, läuft enorm viel fürs Team.
„Florian hat großes Glück mit Xabi Alonso, der viele Qualitäten mit sich bringt. Er geht mit der gesamten Mannschaft großartig um. Das ist der richtige Trainer zum richtigen Zeitpunkt“, sagt sein Vater. Zusammen sind Alonso und Wirtz auf dem besten Weg, die Titelsehnsucht der Leverkusener nach mehr als 30 Jahren endlich zu stillen.
Dass Wirtz nach dieser erfolgreichen Mission der Werkself den Rücken kehren und zu einem der interessierten Weltklubs wechseln wird, scheint tatsächlich ausgeschlossen. Familie Wirtz setzt eher auf einen ruhigen Prozess auf dem vorgezeichneten Weg zum internationalen Star. „Es dauert noch einige Zeit, bis er einen Stand hat, dass er diese Leistungen konstant abruft. Erst dann können wir über Superlative und höhere Qualifikationen sprechen“, sagt Hans Wirtz und ergänzt zur Freude der Leverkusener Anhänger: „Florian hat Vertrag bis 2027 in Leverkusen. Das wird auch grob die Zeitspanne sein, die er noch in Leverkusen verbringen wird. Was dann wann passiert, darauf gibt es keine Antwort. Man sollte die nächsten beiden Jahre abwarten, dann werden wir sehen, wohin der Weg führt.“