Bayer 04 Leverkusen erwartet beim Champions-League-Spiel ein harter Kampf gegen Stade Brest, einem Überraschungsteam. Victor Boniface' Einsatz ist fraglich.
Schick für Boniface?Rolfes schärft Sinne vor Bayer-Duell mit Frankreichs Überraschungsteam
Die Fans von Stade Brestois 29 leben derzeit ihren Traum: Einmal im Konzert der ganz großen Fußballklubs mitspielen. Platz drei in der vergangenen Saison in der ersten französischen Spielklasse war der größte Kluberfolg - und zudem die Eintrittskarte für die Champions League. In der reformierten Königsklasse sorgte der Klub aus der Bretagne dann auch direkt für Furore, siegte an den ersten beiden Spieltagen gegen Sturm Graz (2:1) und bei RB Salzburg (4:0), stand in der Tabelle vor dem dritten Spieltag auf dem zweiten Rang – vor Klubs wie Real Madrid, dem FC Liverpool oder Manchester City.
Wie ungewöhnlich das alles für diesen Klub ist, der in seiner Geschichte deutlich mehr Jahre zweit- als erstklassig verbracht hat, verdeutlicht der Umstand, dass Brest seine internationalen Begegnungen nicht im 15.097 Zuschauer fassenden heimischen Stade Francis-Le Blé austragen darf. Stattdessen empfängt die Mannschaft von Erfolgscoach Eric Roy am Mittwoch (18.45 Uhr, Dazn) Bayer 04 Leverkusen im Stade du Roudourou im rund 100 Kilometer von Brest entfernten Guingamp.
Was Leverkusen dort erwarten wird, machte Bayer-Sportgeschäftsführer Simon Rolfes vor dem Abflug klar. „Nordfrankreich hat ein bisschen ein raueres Klima. So agieren die Jungs von Brest, das zeichnet sie aus. Sie sind unangenehm, widerstandsfähig. Durch diese Art versuchen sie zum Erfolg zu kommen – darauf müssen wir eingestellt sein“, sagte der 42-Jährige und fordert von seinem Team: „Wir müssen das Spiel annehmen, wach sein, Energie zeigen, wie wir es am Wochenende gegen Frankfurt gemacht haben, um dann eben auch mit dieser Griffigkeit in die Zweikämpfe zu gehen, um dann die Dominanz zu bekommen. Das wird morgen das Entscheidende sein.“
Boniface bleibt zu Hause
Bayer 04 ist am Dienstagnachmittag ohne größere Personalsorgen nach Saint Brieuc geflogen. Nur Victor Boniface blieb zu Hause. Am Sonntagmorgen war der 23-Jährige als Mitfahrer in einen schweren Autounfall auf der A3 verwickelt, hatte viel Glück und verletzte sich nur leicht an der Hand. Das Auto hatte sich überschlagen, nachdem es mit einem Lkw kollidiert war. Der Fahrer, ein Freund von Boniface, hatte nach Polizeiangaben wegen Übermüdung die Kontrolle über das Fahrzeug verloren.
„Eine solche Situation ist nicht einfach, er muss das erstmal verdauen, ohne Frage“, sagte Rolfes. „Wir sind alle sehr glücklich, dass ihm nicht wirklich was passiert ist. Das war kein kleiner Unfall, das muss man auch sehen.“ Rolfes betont: „Wir versuchen immer, unsere Spieler eng zu begleiten, vor allem nach solch belastenden Ereignissen. Jetzt geht es darum zu schauen, wie er das verarbeitet und wo wir helfen können, wenn der erste Schock nachlässt.“
Es ist davon auszugehen, dass Boniface in Guingamp eine Pause bekommt. In der Startelf erwartet wird hingegen Florian Wirtz. Der deutsche Nationalspieler scheint nach einer Kapselverletzung im rechten Sprunggelenk wieder fit für 90 Minuten zu sein. „Florian ist am Samstag hervorragend reingekommen, mit unglaublichem Zug zum Tor, Aggressivität, Spielfreude, Beweglichkeit“, sagte Rolfes. „Auch von Patrik und Nathan, die vorne reingekommen sind, war es ein sehr, sehr gutes Spiel. Sie haben dazu beigetragen, das Spiel umzudrehen.“
Patrik Schick und Nathan Tella sind ebenfalls Startelfkandidaten für das Spiel gegen Brest. Vor allem der tschechische Nationalstürmer ist die erste Alternative für Boniface. „Bei Patrik ist mit Sicherheit noch mehr Potenzial, aber er ist in guter, körperlicher Verfassung“, sagte Rolfes. „Er ist mental bereit. Ich habe es schon häufiger gesagt, dass, auch wenn der Saisonstart eines Spielers nicht so gut ist, die Saison lang ist. Es gibt Phasen, wo wir alle Spieler brauchen werden. Patrik ist ein ganz wichtiger Spieler für uns, dieses sowie vergangenes Jahr.“
Der Sportgeschäftsführer erwartet einen aggressiven Gegner, der sich nicht komplett hinten einigeln wird. „Ich glaube nicht, dass Brest ganz hoch, permanent attackieren wird, aber dass sie schon in unterschiedlichen Bereichen versuchen, zu drücken, vielleicht sich mal fallen lassen, kompakt im Mittelfeld stehen und auch mal attackieren“, sagte Rolfes. „Sie sind eine variable Mannschaft und eine Truppe, die auf jeden Fall in den Bereichen, wo sie agiert, versuchen wird, uns das Leben schwer zu machen. Da bin ich mir sicher.“
Auch wenn Brest - in Frankreich derzeit Tabellenelfter - als Klub in der Vergangenheit keine großen Erfolge feiern konnte, einige große Namen haben das rot-weiße Trikot allerdings schon übergestreift: David Ginola (1990-1992), Claude Makélélé (1990/1991) oder Franck Ribéry (2003/2004). Solch große Namen hat Brest nicht mehr im Kader. Aus der Bundesliga sind der Ex-Dortmunder Soumaila Coulibaly und die beiden Ex-Mainzer Edmilson Fernandes und Ludovic Ajorque bekannt. Diese drei und ihre Teamkollegen werden versuchen, diesen Mittwoch zum nächsten Feiertag für die Anhänger von Stade Brestois 29 zu machen. Darauf muss sich Bayer 04 einstellen.
Brest: Bizot - Lala, Le Cardinal, Coulibaly, Haidara - Camara, Fernandes, Magnetti - del Castillo, Ajorque, Sima
Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hincapie - Tella, Andrich, Xhaka, Grimaldo - Terrier, Wirtz - Schick
Schiedsrichter: Kruzliak (Slowakei)