AboAbonnieren

2:2 zwischen Bayer 04 und KielXabi Alonso regt sich über Passivität seiner Werkself auf

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso (r) mit Robert Andrich und Alejandro Grimaldo nach dem Spiel gegen Kiel.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso (r) mit Robert Andrich und Alejandro Grimaldo nach dem Spiel gegen Kiel.

Bayer 04 Leverkusen schenkt mal wieder eine 2:0-Führung her und spielt nur 2:2 gegen Holstein Kiel. Xabi Alonso ist sauer.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen gibt am sechsten Bundesliga-Spieltag ein Spiel aus der Hand, das es niemals aus der Hand hätte geben dürfen. Nach acht Minuten führte die Werkself mit 2:0 gegen Aufsteiger Holstein Kiel, schaffte es aber, einen am Boden liegenden Gegner wieder aufzurichten. Am Ende steht ein 2:2. Der FC Bayern kann am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt auf fünf Punkte davonziehen. Bayer 04 gewann damit nur drei seiner ersten sechs Ligapartien und hat mit zwölf Gegentoren schon die Hälfte der Gegentreffer aus der Vorsaison.

Bayer 04 trug am Samstag ein Sondertrikot zum 120-jährigen Jubiläum, das an das erste Trikot der Geschichte aus der Saison 1907/08 erinnern soll. Leider passte sich die Werkself damit auch anderen Phasen in der Vereinsgeschichte an, als man eben solche Partien wie gegen Kiel reihenweise aus der Hand gab.

Die Tore

Bei den beiden ersten Toren hatten jeweils Florian Wirtz und Exequiel Palacios bei der Vorbereitung die Füße im Spiel. Zunächst schloss Victor Boniface durch die Beine von Kiel-Keeper Timon Weiner ab (3.). Das 2:0 erzielte Jonas Hofmann durch einen strammen Flachschuss ins lange Eck (8.). Der Anschlusstreffer fiel nach einer Ecke in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch einen Kopfball von Max Geschwill (45.+5). Andrich und Xhaka waren nicht beim Mann. Das 2:2 (69.) erzielte der eingewechselte Jann-Fiete Arp per Elfmeter. Frimpong hatte zuvor Gigovic gefoult.

Das war gut

Die Anfangsphase. Bayer 04 spielte den Gegner auseinander. Als es nach acht Minuten bereits 2:0 stand, dachten alle in der mit 30.210 Zuschauern ausverkauften Bay-Arena: Jetzt gibt es ein Schützenfest. Vor allem Exequiel Palacios, Robert Andrich und Florian Wirtz waren hervorragend aufgelegt und ihren Gegnern mit und ohne Ball immer einen Schritt voraus.

Das war schlecht

Die Phase zwischen 15. und 45.+5. Minute. Leverkusen spielte sich den Ball locker zu, ließ aber in Offensive und Defensiv von Minute zu Minute immer mehr Intensität vermissen, machte den Sack nicht zeitig zu und holte so den Gegner durch eine obendrein unnötig verursachte Ecke wieder zurück ins Spiel.

Nach dem 2:2 wurde Leverkusen zu hektisch. Im Gegensatz zur Vorsaison, als sich Bayer 04 den Gegner immer mehr zurechtlegte, um meist in der Nachspielzeit noch zu treffen, wollten es die Akteure am Samstag zu schnell erzwingen. Zudem fehlten Flanken und Pässen zu oft die Genauigkeit.

Moment des Spiels

Die 35. Minute. Als ein Kieler außerhalb des Spielfelds am Boden liegt, hören die Bayer-Spieler einfach auf zu spielen, warten geduldig - ohne den Ball ins Aus zu spielen - bis sich der Gegenspieler erholt hat und zurück aufs Feld gejoggt kommt. Was als nette Geste gedacht war, wirkt im Nachhinein passend in eine Phase, in der Bayer spielte, als seien sie schon der sichere Gewinner. Es hatte fast schon Testspielcharakter. Kiel machte sich das am Ende zunutze.

Das sagen die Trainer

Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen): „Wir sind nicht zufrieden, wir sind selbst schuld. Wir haben nach dem 2:0 gedacht, das Spiel ist vorbei. Wir waren zu passiv, das reicht in der Bundesliga nicht. Nach der Champions-League haben wir - wie gegen Wolfsburg - kein gutes Spiel gemacht. Wir müssen für zwei Topspiele in einer Woche bereit sein. Wenn man die Chance hat, das Spiel zu killen, kann man nicht warten. Der große Fehler lag in der ersten Halbzeit. Das Unentschieden ist gerecht, wir verdienen nicht mehr.“

Marcel Rapp (Holstein Kiel): „Ich bin überglücklich, dass wir einen Punkt geholt haben. Es ist klar, dass man in Leverkusen leiden und einiges aushalten muss. Wir sind nach dem 0:2 nicht auseinandergefallen und haben uns in der Halbzeit neu sortiert. Wir sind auf einem guten Weg, den wir so fortsetzen müssen.“

Das sagen wir

Xabi Alonso hat das Spiel absolut korrekt analysiert. Das Problem war das Verhalten der Leverkusener Mannschaft nach dem 2:0. Bayer 04 hat sich mit der Art des kontrollierten Ballbesitzfußballs selbst eingeschläfert und wurde immer passiver, anstatt mit Konsequenz auf das 3:0 und 4:0 zu gehen. Das rächte sich. Leverkusen hat ein Problem in dieser Saison, über die komplette Spielzeit mit der gleichen Intensität zu Werke zu gehen. Zwölf Gegentore nach sechs Spielen, schon drei Mal ein 2:0 wieder hergegeben. Das sind keine meisterlichen Zahlen. Es gilt, möglichst schnell wieder auf ein höheres Level zu kommen, will man wieder um den Titel mitspielen.