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„Deswegen haben wir auch diesen großen Kader“Xhaka will von Verletzungssorgen bei Bayer 04 nichts hören

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Granit Xhaka (l-r) jubelt mit Torschütze Exequiel Palacios über das 1:2. Daneben geht Leverkusens Patrik Schick.

Leverkusens Granit Xhaka (l-r) jubelt mit Torschütze Exequiel Palacios über das 1:2. Daneben geht Leverkusens Patrik Schick.

Bayer 04 Leverkusen feiert nach dem 5:2 gegen Heidenheim Dreifach-Torschütze Patrik Schick, verliert aber Martin Terrier mit einem Unterarmbruch.

Patrik Schick wartete an der Tür zur Leverkusener Kabine, streichelte den hellblau-weißen Spielball in seiner Hand und hielt Ausschau nach seinen beiden Kindern. Xabi Alonso kam vorbei, schaute auf den Ball, grinste und klopfte dem Angreifer väterlich auf die Schulter. Der Trainer wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Den Ball hatte Schick schließlich für seinen Hattrick bekommen, mit dem er eine Krise beim Meister verhinderte. Das 5:2 nach 0:2-Rückstand gegen den 1. FC Heidenheim sorgte für große Erleichterung bei allen Protagonisten von Bayer 04 Leverkusen.

„Wir haben Charakter gezeigt“, befand Chefstratege Granit Xhaka, der sinnbildlich für den Verlauf der Partie stand. In den ersten 25 Minuten bekamen die Bayer-Akteure kein Bein auf den Boden, spielten Fehlpass um Fehlpass und verteidigten amateurhaft. Erst verlor Piero Hincapie den Ball an der eigenen Torauslinie, Niklas Dorsch wurde von Marvin Pieringer bedient – 0:1. Dann ließen sich Xhaka und Jonathan Tah wie F-Jugend-Schüler düpieren, Mathias Honsak traf zum 2:0 für die Gäste. „Das darf nicht passieren. Aber es ist im Fußball oft so, wenn man so doppelt, dann denkt man, der andere geht hin – und dann geht gar keiner hin“, erklärte Xhaka diese Szene. „Aber umso wichtiger ist natürlich die Reaktion, dass man da nicht aufgibt, dass man sich nicht allzu viele Gedanken macht, sondern weitermacht.“

Und Xhaka ging in dieser Hinsicht voran, spielte einen Traum-Direktpass auf Exequiel Palacios, der zum Anschlusstreffer vollendete. Weniger als zwei Minuten später prangte bereits das 2:2 auf der Videoleinwand. Diesmal war Palacios der Passgeber und Schick traf mit einem herrlichen Heber mit seinem linken Fuß. Nach dem Wiederanpfiff traf der Tscheche dann zunächst nach Vorlage von Florian Wirtz mit seinem rechten Fuß zum 3:2. Ein Tor, das vor allem seinen Trainer begeisterte. „Das war top, den ersten Posten zu attackieren und mit einem Kontakt abzuschließen. Schicks drittes Tor war dann nach einer Top-Franke von Arthur“, sagte Alonso. Die Hereingabe drückte Schick per Kopf über die Linie. „Es war der perfekte Hattrick, ein Tor mit links, eines mit rechts, eines mit dem Kopf“, sagte Alonso und lobte: „Wir sind froh, dass Patrik da ist. Wir haben seine Qualitäten im Strafraum wieder gesehen.“

Lob von Granit Xhaka für Patrik Schick

Auch Xhaka, der mit einem schönen Schlenzer von der Strafraumkante den 5:2-Endpunkt setzte und per Babyjubel die bevorstehende Geburt seines dritten Kindes ankündigte, war angetan von der Leistung des 28-Jährigen: „Patrik ist ein Spieler, der tagtäglich arbeitet und er ist ein Stürmer, der Geduld haben musste. Wenn man ihn braucht, ist er da. Wir hoffen natürlich, dass er weiterhin diese Tore erzielt. Er ist total wichtig.“ Der Schweizer weiß natürlich auch um die schwierige personelle Lage im Angriff.

Amine Adli fällt mit einem Wadenbeinbruch bis Januar aus. Zudem kamen in den vergangenen Tagen drei weitere Offensivspieler im Lazarett dazu. Victor Boniface kehrte mit einer Oberschenkelverletzung von der nigerianischen Nationalmannschaft zurück. Bei ihm gibt es immerhin noch Hoffnungen auf ein Comeback in 2024. Jonas Hofmann zog sich im Abschlusstraining am Freitag eine Verletzung im linken Oberschenkel zu. Der Klub teilte mit, dass für ihn das Kalenderjahr gelaufen ist. Und am Sonntag verkündete Bayer dann, dass Martin Terrier ebenfalls erst zum Jahreswechsel wieder einsatzbereit sein wird. Der teuerste Einkauf dieser Saison (rund 20 Millionen Euro) war gerade erst von einer Oberschenkelverletzung genesen, brach sich in der Nachspielzeit gegen Heidenheim aber den Unterarm. Der Franzose muss zumindest nicht operiert werden.

„Deswegen haben wir auch diesen großen Kader“, sagte Xhaka. „Wir müssen natürlich schauen, dass es nicht weitere Verletzungen gibt. Es sind doch ein paar mehr Verletzungen als gewünscht, aber jetzt gibt es noch sieben Finalspiele bis Weihnachten und Finalspiele sind da, um sie zu gewinnen.“ Für Schick, der immer wieder mit Verletzungsproblemen zu tun hatte, bedeutet die Lage, dass er viel Spielzeit bekommen wird. Zuletzt hatte er der tschechischen Nationalmannschaft abgesagt, um sich voll und ganz auf Bayer zu konzentrieren. „Ich habe meinem Nationaltrainer erklärt, dass es besser für mich ist, in Leverkusen zu bleiben und mich auf die Bundesliga vorzubereiten. Ich glaube, das war eine gute Entscheidung“, sagte Schick, der generell nicht zu großer Euphorie neigt. „Heute konnte es nicht besser sein“, sagte er nüchtern zu seinem Hattrick.

Der Dreierpack verhalf Leverkusen dabei, sich im Kampf um die Champions-League-Plätze zu behaupten. Bayer 04 steht auf Rang vier, bekommt aber Druck: Die fünf Mannschaften dahinter haben maximal vier Punkte Rückstand auf den Meister. Bevor es in der Liga am kommenden Samstag bei Union Berlin (15.30 Uhr) weitergeht, steht am Dienstag das Champions-League-Heimspiel gegen Salzburg (21 Uhr, Dazn) an. Ein Sieg würde die Ausgangslage für die direkte Achtelfinalqualifikation erheblich verbessern. Xhaka: „Ganz großen Respekt gegenüber Salzburg, aber zuhause mit unserer Qualität müssen wir gewinnen. Das muss der Anspruch sein, nicht nur jetzt am Dienstag, sondern auch für die kommenden Spiele.“