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Bayer-Star Edmond Tapsoba„Ich mag nicht alleine sein, in Afrika ist man nie alleine“

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Edmond Tapsoba

Leverkusen – Edmond Tapsoba spielt seit Januar 2020 für Bayer 04 Leverkusen. Nach seinem steilen Aufstieg zu einem der Top-Innenverteidiger der Bundesliga verletzte er sich im Juli 2021 und brauchte fast ein halbes Jahr lang, um wieder das alte Niveau zu erreichen. Er spricht über den Stolz, für sein Heimatland Burkina Faso zu spielen, den Wert der Familie und die Probleme mit dem Leben in Europa.

Herr Tapsoba, in der Vorsaison hatten Sie lange Zeit große Probleme, zu der Form zu finden, die Sie zu einem der besten Verteidiger der Fußball-Bundesliga gemacht hatte. Was waren die Gründe?

Edmond Tapsoba: Es hatte mit meiner Verletzung zu tun und der Umstellung auf ein neues System. Ich konnte wegen meines Syndesmoserisses im Juli 2021 auch keine richtige Vorbereitung absolvieren. Außerdem hatte ich Sorge, mich wieder zu verletzen. Es hat etwa drei Monate gedauert, bis ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden hatte. Danach wurde ich wieder der Edmond Tapsoba, den man kannte.

Sie wurden Teil einer Defensive, die immer stärker wurde und Platz drei und den Einzug in die Champions League gesichert hat. Sie haben mit Jonathan Tah, Odilon Kossounou und Piero Hincapie einen starken Verbund gebildet.

Ja das stimmt, wir sind eine Einheit geworden. Sie sind für mich wie Brüder. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Odilon kenne ich besonders gut, weil wir mit unseren Nationalmannschaften öfter gegeneinander gespielt haben. Er für die Elfenbeinküste, ich für Burkina Faso. Wir helfen uns alle immer gegenseitig dabei, besser zu werden.

Welche Rolle spielt für Sie der alle zwei Jahre stattfindende Afrika Cup, der von vielen europäischen Klubs kritisch gesehen wird?

Ich kann die Vereine schon ein wenig verstehen, wenn wichtige Spieler plötzlich wochenlang ausfallen, weil dieses Turnier während der Saison stattfindet. Aber wir afrikanischen Spieler sind sehr stolz, für unsere Nationen zu spielen. Es war für mich eine große Sache, dass wir dieses Jahr mit Burkina Faso das Halbfinale erreicht haben.

Burkina Faso hat im Februar 2022 einen Militärputsch erlebt und wird derzeit von Unruhen heimgesucht. Haben Sie das Gefühl, Ihren Landsleuten als Fußballer in den aktuell schwierigen Zeiten helfen zu können?

Wenn wir ein Spiel gewinnen, feiert das ganze Land eine Party. Ich bin immer stolz, wenn wir unsere Landsleute für einige Tage glücklich machen können. Als wir das Spiel um Platz drei im Elfmeterschießen gegen Kamerun verloren hatten, fühlte ich mich sehr, sehr schlecht, dass wir unser Land enttäuscht hatten.

Sie haben Ihre Heimat 2018 im Alter von 19 Jahren verlassen und ihr Glück in Portugal gesucht, bevor sie im Januar 2020 nach Leverkusen wechselten. Vergleichen Sie doch einmal für uns die Kulturen.

Es gibt einen Unterschied im Lebensstil zwischen Portugal und Deutschland, aber er ist aus meiner Sicht nicht so groß. Der Unterschied zwischen Europa und Afrika ist jedoch riesig. Ich bin es aus Afrika gewohnt, immer unter Menschen zu sein, nie allein zu sein. Das ist in Europa ganz anders, wo sich Menschen auch mal ganz gerne zurückziehen. Deshalb fliege ich in den Ferien immer sofort direkt nach Hause, zu meiner Mama und meinem Papa, zu meinen Geschwistern und meinen Freunden. Ich mag es nicht, alleine zu sein. Es gefällt mir, bei Menschen zu sein, die ich mag.

Wenige Monate nach Ihrem Wechsel nach Leverkusen kam Corona mit dem harten Lockdown. Wie sind Sie damit fertig geworden?

Ich hatte das große Glück, dass mein bester Freund, der in Portugal lebt, bei mir zu Besuch war, als der Lockdown kam. Er musste dann erst einmal bei mir bleiben, weil die Grenzen geschlossen waren. Das hat mir unglaublich geholfen, ich weiß nicht, wie ich es sonst durchgehalten hätte. Heute kommt mich ein anderer Freund aus Deutschland oft besuchen. Er ist wie mein Bruder, obwohl er nicht mein Bruder ist. Er kommt aus Togo, lebt in München und ist etwa alle 3,4 Tage bei mir, um mir bei vielen Dingen des Alltags zu helfen, dem Essen zum Beispiel.

Würden Sie sagen, dass Sie einen hohen Preis dafür bezahlen, um Fußball-Profi in Europa sein zu können?

Ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich durch den Fußball die Möglichkeit habe, meiner Familie zu helfen. Das ist das Wichtigste. Ich würde nicht sagen, dass wir eine besonders arme Familie waren, bevor ich Fußball-Profi wurde, aber sie lebte nicht auf dieselbe Weise wie jetzt. Ich unterstütze sie, wo immer ich kann. Ich mache alles für meine Eltern, meine drei Brüder und zwei Schwestern. Im Moment gibt es nicht so viel Sicherheit in Burkina Faso, aber im Zentrum der Hauptstadt Ouagadougou, wo sie leben, ist es nicht wirklich gefährlich. Und ich selbst habe mich jetzt an den europäischen Lebensstil gewöhnt. Aber am Anfang, das stimmt wohl, war es nicht leicht.