Leverkusen – Callum Hudson-Odoi war nach dem Spiel der Mann, den alle nach seiner Meinung zur Situation bei Bayer 04 Leverkusen befragen wollten. Eigentlich war er genau der Falsche dafür. Der Engländer war erst seit vier Tagen Teil der Organisation, der er im schlechtesten Falle auch nur bis zum Ende des Jahres angehören wird. Wenn sein Hauptverein FC Chelsea es so will und ihn per Option nach London zurückbeordert.
Außerdem hatte der Engländer nur eine halbe Stunde lang mitgespielt bei der 2:3-Niederlage gegen den SC Freiburg, die er durch einen schönen Assist vor dem 2:2 durch Patrik Schick fast mit verhindert hätte. Und doch war der 21-Jährige professionell genug, um die richtigen Worte zu finden nach der dritten Heimniederlage im dritten Heimspiel der Saison, die den vermeintlichen Aufschwung nach dem 3:0-Sieg in Mainz im Keim erstickte. „Das war sehr schmerzhaft. Wir müssen in den nächsten Spielen einiges besser machen“, sagte der Bayer-Profi auf Zeit.
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Die dritte Heimpleite im dritten Heimspiel – ein Novum in der Geschichte von Bayer 04 – hatte aber auch er nicht verhindern können, weil die Mannschaft ein überlegen geführtes Spiel durch zwei Standardsituationen und einen katastrophalen Fehlpass von Edmond Tapsoba im eigenen Strafraum einfach wegwarf. Dadurch wurde der 3:0-Sieg in Mainz als singuläre Episode in einem missratenen Saisonstart entlarvt. In der Liga liegt die Mannschaft weit entfernt vom einen Anspruch Champions League. Aus dem Pokal ist sie ausgeschieden. Der Start in die aktuelle Gruppenphase der Königsklasse (Mittwoch, 20.45 Uhr in Brügge) steht im Zeichen dieses Versagens.Und doch gelang es den Verantwortlichen im verschenkten Spiel gegen Freiburg, vor allem Ermutigendes zu erkennen.
„Wenn man die Gegentorsituationen weglässt, haben wir ein gutes Spiel gemacht“, sagte Geschäftsführer Simon Rolfes. Allerdings gehört zur ganzen Wahrheit, dass Bayer 04 noch nie ein Spiel verloren hätte, wenn man die Gegentorsituationen weglässt. Sie sind der entscheidende Bereich des Fußballspiels.
Und was sich Bayer 04 in dieser Hinsicht erlaubte, war atemberaubend. Eine ganze Halbzeit lang war der Stabilisierungsplan des Trainers Gerardo Seoane aufgegangen. Wie in Mainz hatte er drei Innenverteidiger aufs Feld geschickt, im Mittelfeld drei Zentralspieler mit vor allem defensiver Ausrichtung aufgeboten. Und weil der SC Freiburg mit seiner eigenen Fünferkette überhaupt nicht ins Spiel kam und Bayer 04 durch Kerem Demirbay (16.) in Führung gegangen war, lagen in der Pause kaum Zweifel in der Luft.
Dem neuen Bundesliga-Tabellenführer SC Freiburg genügte n jedoch drei Minuten, um alles auf den Kopf zu stellen. In der 48. Minute schlug Grifo einen Eckball auf den Kopf des heranstürmenden Nationalspielers Matthias Ginter, der weder von Jonathan Tah, noch von Exequiel Palacios ernsthaft verteidigt wurde. Und es stand 1:1.
In der 51. Minute hatte Edmond Tapsoba einen unpräzisen Pass auf den Freiburger Jeong bereits erlaufen und hätte ihn überall hin spielen können. Außer auf den Fuß des Freiburgers Jeong. Der nahm den Ball dankbar auf und fand mit einem Querpass das lange Bein von Michael Gregoritsch. Freiburg führte, ohne so richtig zu wissen, warum, mit 2:1 Toren.
Schicks Ausgleich war zu wenig
Gerardo Seoane verabschiedete sich von allen Sicherheitsbedenken, stellte auf Viererkette um und brachte Callum Hudson-Odoi ins Spiel. Auch wegen des Engländers geriet der Strafraum des SC Freiburg schnell unter Druck. Bis die Gäste wieder zu einem Eckball kamen. Ihrer gefährlichsten Waffe. Günter schlug den Ball auf den Schädel von Höfler, dessen Ball der Japaner Ritsu Doan über die Linie drückte. Das fünfte Eckball-Tor der Südbadener in dieser jungen Saison. Selbst schuld, wer sich davon überraschen lässt.
Die Trainer-Frage beantwortete Simon Rolfes danach eindeutig. „Wir müssen uns gemeinsam da unten rauskämpfen. Alle zusammen, dazu gehört die Mannschaft und der Trainer. Gerardo Seoane hat die volle Rückendeckung und unser Vertrauen.“