AboAbonnieren

19-Jähriger bei Bayer 04Die Geschichte von Jeanuel Belocian – Mit 15 nach Europa, Bruder Olympia-Sprinter

Lesezeit 3 Minuten
Jubel nach dem Supercup-Sieg: Jonathan Tah (l.) und Jeanuel Belocian.

Jubel nach dem Supercup-Sieg: Jonathan Tah (l.) und Jeanuel Belocian.

Jeanuel Belocian, der jüngste Zugang von Bayer Leverkusen, überzeugt und bietet namhaften Profis des Vereins Konkurrenz. Alle sind begeistert.

Drei neue Spieler hat der Doublesieger in diesem Transferfenster bisher verpflichtet. Wurde über diese Zugänge von Bayer 04 Leverkusen gesprochen, standen meist Aleix Garcia, der spanische Regisseur mit dem guten Auge und der Manchester-City-Vergangenheit, und Martin Terrier, der französische Torjäger, im Blickfeld des Interesses. Der dritte Zugang, der als erstes verpflichtet wurde, flog zunächst ein wenig unter dem Radar. Das ist spätestens seit dem Supercup-Sieg gegen den VfB Stuttgart (4:3 nach Elfmeterschießen) am Samstag vorbei. Jeanuel Belocian überzeugte auf ganzer Linie und zeigte viele Qualitäten, die man von einem 19-Jährigen im Normalfall nicht erwarten darf.

Das weiß auch Lukas Hradecky, der in seiner 15 Jahre dauernden Karriere schon einige Jungspunde erlebt hat. „Wie jung ist der? 19. Der ist doch ein Erwachsener. Ich hätte gesagt 25“, sagte der Kapitän schmunzelnd nach der Partie. „Aber er spielt auf jeden Fall wie ein 25-Jähriger. Es ist nicht einfach, in eine Mannschaft wie unsere reinzukommen. Wir sind Doublesieger geworden. Jeanuel kommt mit einer breiten Brust und spielt solche Minuten direkt von Anfang an. So muss es auch sein. Er konkurriert um seinen Platz, wie jeder andere auch.“

Und die Konkurrenz ist wirklich namhaft. Will der defensiv flexibel einsetzbare Franzose spielen, muss er an gestandenen Profis wie Jonathan Tah, Edmond Tapsoba, Odilon Kossounou, Piero Hincapie oder Alejandro Grimaldo vorbei. Sein Vorteil: Er kann in der Viererkette zentral oder links spielen, in einer Dreierkette und als linker Schienenspieler ebenfalls. Letzteres machte er gegen Stuttgart, erhielt den Vorzug vor Grimaldo, der nach seiner EM-Reise mit Spanien noch etwas Nachholbedarf hat. Belocian half dabei, die linke Seite dichtzumachen. Wurden die Schwaben gefährlich, brachen sie meist auf der anderen Seite durch.

Zudem schaltete sich der 1,82 Meter große Abwehrallrounder auch immer wieder in die Angriffe ein, spielte präzise Pässe, machte generell keine Fehler. Das ist eines der Markenzeichen Belocians, das wurde schon in der Vorbereitung augenscheinlich und hinterließ bei Trainer Xabi Alonso großen Eindruck. „Wir lernen ihn Tag für Tag mehr kennen“, sagt der Coach. „Er hat diesen Hunger, diesen Willen, Wettkämpfer zu sein, gut zu spielen. Er ist dynamisch. Als er 15 Jahre alt war, kam er von Guadeloupe nach Frankreich, um die Chance zu nutzen, Profi zu werden. Er ist ein Kämpfer, und er hat eine gute Mentalität.“

Belocian kommt von Guadeloupe

Belocian stammt aus Les Abymes in Guadeloupe, einer Insel in der östlichen Karibik, die neben Barbados, Martinique oder St. Lucia liegt. Auf der Insel leben rund 400 000 Einwohner. Sein älterer Bruder unternahm schon vor ihm den Weg nach Europa. Wilhem Belocian (29) ist Leichtathlet, kam bei den Olympischen Spielen in Paris gerade erst über 110 Meter Hürden bis ins Halbfinale. Belocian war vor Ort bei einem Vorlauf dabei, fieberte mit.

Wie sein Bruder machte auch Jeanuel Belocian seine ersten Profi-Schritte in Frankreich. Im Sommer kam er dann für rund zehn Millionen Euro von Stade Rennes zur Werkself. Beim französischen Erstliga-Tabellenzehnten der Vorsaison hatte er im Alter von 17 Jahren sein Profidebüt gefeiert, den darauffolgenden Sommer 2022 wurde er mit der französischen U17 Europameister. Mit 18 spielte er regelmäßig für Rennes, stand in der abgelaufenen Saison in 23 von 34 Ligaspielen auf dem Platz, 16 Mal von Beginn an. Nun will er bei Bayer 04 den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. Derzeit gibt es dort wenig Zweifel, dass er ihn schon in dieser Saison machen wird.