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Kommentar

Krise abgewendet
Bayer 04 zeigt sich selbst, wie es geht

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Lesezeit 2 Minuten
Leverkusens Patrik Schick jubelt nach dem Tor zum 4:2 gegen den 1. FC Heidenheim.

Leverkusens Patrik Schick jubelt nach dem Tor zum 4:2 gegen den 1. FC Heidenheim.

Gegen andere Gegner wird Bayer 04 Leverkusen nicht immer einen 0:2-Rückstand aufholen können, meint unser Autor.

Der Meister wankte, aber er fiel nicht. Die Aufholjagd hatte etwas Meisterliches. Es war ein Zeichen der Stärke in einem wichtigen Moment der Saison. Ein Misserfolg gegen die strauchelnden Heidenheimer hätte Bayer Leverkusen in die erste echte sportliche Krise der Zeit unter Trainer Xabi Alonso gestürzt. Dass es dazu nicht kam, müsste der Mannschaft einen Schub für die letzten Englischen Wochen des Jahres geben.

Eigentlich war die Werkself in dieser Spielzeit nur dafür bekannt, Führungen zu verspielen. Nun hat sie echte Comeback-Qualitäten bewiesen. Angeführt von Exequiel Palacios und Patrik Schick drehte sie ein 0:2 in ein stattliches und auch in der Höhe verdientes 5:2.

Dass Leverkusen überhaupt in einen Zwei-Tore-Rückstand geriet, muss aber wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung dieser Partie sein. Denn die ersten 25 Minuten waren womöglich das Schlechteste, was Bayer 04 unter Alonso bisher gespielt hat. Die Fehlpassquote war enorm, hinzu kamen individuelle Fehler und katastrophales Abwehrverhalten. Es war schon erstaunlich, dass der Doublesieger mental nicht bereit schien für dieses wichtige Spiel nach sechs Ligapartien mit nur einem Sieg.

Xabi Alonso reduzierte die misslungene Startphase auf fußballerische Inhalte. Dass es Leverkusen aber in dieser Saison nicht schafft, eine konzentrierte Leistung über 90 Minuten abzuliefern, ist auch – und vor allem – Kopfsache. In dieser Hinsicht war es ermutigend, am Samstag in der zweiten Halbzeit wieder das Leverkusen der Meistersaison zu sehen.

Nur eine Chance ließen die Hausherren zu, kontrollierten die Begegnung nach Belieben und spielten schöne Tore heraus. Gegen hochkarätige Gegner gibt es dazu nach einem 0:2-Rückstand aber womöglich keine Chance mehr. In den sieben Spielen bis Weihnachten warten unter anderem noch Inter Mailand in der Champions League oder der FC Bayern im DFB-Pokal.

Besonders bitter ist, dass Alonso in der Abteilung Attacke die Alternativen ausgehen. In Jonas Hofmann, Victor Boniface, Amine Adli und Martin Terrier fehlen gleich vier Offensivspieler. Bedeutet: Florian Wirtz und Patrik Schick werden jede Partie machen müssen. Alonsos geliebtes 3-4-2-1 hat erstmal ausgedient. Ein System mit drei zentralen Mittelfeldspielern dürfte der neue Standard werden. Wichtig wird dabei sein, dass Aleix Garcia anfängt, zu zeigen, dass er die knapp 20 Millionen Euro Ablöse wert ist.