Robert Andrich und Jonas Hofmann erleben zwei gänzlich unterschiedliche Spielzeiten unter Bayer-Trainer Xabi Alonso.
Von der Bank zur Startelf und umgekehrtAndrich und Hofmann erleben eine Saison der Kontraste
Bayer-Trainer Xabi Alonso leitete am vergangenen Montag noch ein letztes Training an der Bay-Arena, bevor er die Profis von Bayer 04 Leverkusen in den Kurzurlaub entließ. Die anspruchsvollste Etappe der Saison steht noch bevor, mit sieben Spielen in drei Wochen, darunter Partien gegen Borussia Dortmund und West-Ham United. Obwohl der Baske seinen Spielern eine Pause verordnete, können nur wenige auch tatsächlich pausieren, da die meisten Leverkusener Spieler für ihre Nationalmannschaften im Einsatz sind.
So steht Robert Andrich im deutschen Kader für die Spiele gegen Frankreich und die Niederlande, während sein Teamkollege Jonas Hofmann nicht im Aufgebot des Bundestrainers steht. Jedoch könnte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach den Verletzungen von Aleksandar Pavlović und Manuel Neuer noch etwas Bewegung in den Kader bringen. Die aktuelle Spielzeit unterm Bayer-Kreuz könnte für die beiden Nationalspieler kaum unterschiedlicher sein.
Robert Andrich bei Bayer 04 gefragt - Palacios erneut verletzt
Zu Beginn der Saison musste sich Andrich mit der Rolle eines Ergänzungsspielers begnügen, der kaum Einfluss auf das Spiel nehmen konnte, weil er nicht am Mittelfeld-Duo aus Granit Xhaka und Exequiel Palacios vorbeikam. Zu sicher und erfolgreich spielte Bayer 04, sodass Alonso kaum Bedarf für Wechsel in der Startelf sah. Andrich erhielt zwar Spielzeit in der Gruppenphase der Europa-League, jedoch nur selten in der Bundesliga. Der defensive Mittelfeldspieler, der in der Vorsaison noch Stammspieler gewesen war, stand hinter Granit Xhaka. Vor zwei Wochen fasste Andrich den Konkurrenzkampf so zusammen: „Es gibt zwar Spieler, die mal angepisst sind, wie in meinem Fall. Aber keiner zeigt deswegen schlechte Leistungen oder schadet der Mannschaft.“
Anfang Januar verletzte sich jedoch Palacios im Spiel gegen Leipzig, was Andrich die Chance bot, sich erneut zu beweisen. Und diese Chancen nutzte der 29-Jährige. Seitdem spielte Andrich neun Spiele durch, überzeugte als Arbeiter und Ballverteiler. Im Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart erzielte er ein Traumtor, während sein Treffer im Spiel gegen Mainz den Leverkusenern einen wichtigen Sieg bescherte. Auch im Hinspiel gegen Karabach lieferte er mit einer präzisen Flanke die Vorlage zum Ausgleich. Umso wichtiger ist ein Andrich in Top-Form, da Exequiel Palacios der Werkself nach seiner Oberschenkelverletzung in Freiburg erneut zwei bis drei Wochen fehlen wird.
Hofmann in der Rückrunde noch nicht in Form
Hofmanns Gemütslage dagegen dürfte getrübt sein. Seit Anfang Dezember war der 31-Jährige nur an einem Tor beteiligt und erhielt deutlich weniger Spielzeit als noch in der Hinrunde. Der gebürtige Heidelberger verbuchte zwar in 34 Einsätzen sieben Tore und neun Vorlagen, jedoch erzielte er fast alle Tore und Vorlagen an den ersten zwölf Spieltagen. Dem Nationalspieler fehlt derzeit die Frische, er wirkt unsicher im Abschluss und beinahe behäbig. Zudem spitzt sich der Konkurrenzkampf in der Offensive zu. Mit Nathan Tella, dem zuletzt in Freiburg starken Adam Hlozek und Amine Adli drängen sich gleich drei Spieler auf, die Startelf-Ambitionen hegen.
Leverkusen ist zwar seit nunmehr 38 Spielen ungeschlagen. Dennoch ist die Lage schwierig für den Nationalspieler, der seit Anfang Februar nur 158 Minuten Bundesliga-Spielzeit erhielt, wobei er das Spiel in Freiburg verletzungsbedingt verpasste. Dennoch bleibt er für die jungen Spieler ein Mentor und Antreiber, wie Verteidiger Odilon Kossounou neulich erzählte: „Spieler wie Granit Xhaka und Jonas Hofmann sind erfahren und helfen uns bei unserer Entwicklung.“ Auch Trainer Xabi Alonso sprach von „einer der härtesten Entscheidungen“, den Mittelfeldspieler auf der Bank lassen zu müssen. Dennoch spricht der Baske volles Vertrauen aus: „Jonas ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Er hat diese Spielintelligenz, im richtigen Raum zu sein. Ich habe keine Zweifel bei Jonas.“
Die Saison verläuft für Andrich und Hofmann also genau umgekehrt: Andrich avancierte zum Stammspieler, Hofmann verlor eine Startplatz-Garantie. Im „brutal schweren April“, wie es Alonso formulierte, müssen sowohl Robert Andrich als auch Jonas Hofmann in Form sein, um die Saison zum erhofften Abschluss zu bringen.