Robert Andrich und Bayer Leverkusen spielen am Donnerstag in der Europa League in Baku gegen Karabach Agdam.
Titel gewinnen, dann Heim-EMRobert Andrich sieht Bayer 04 besser aufgestellt als 2002
Am Mittwoch um kurz nach 14 Uhr hob die Chartermaschine mit dem Tross von Bayer 04 Richtung Aserbaidschan ab. Mit an Bord war natürlich auch Robert Andrich. Der Mittelfeldspieler beeindruckte zuletzt mit seinen Leistungen. Andrich will mit Leverkusen am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) im Achtelfinalhinspiel in der Europa League gegen Karabach Agdam in Baku den Grundstein für ein Weiterkommen in der Woche darauf legen. Neben den Zielen mit der Werkself verfolgt der gebürtige Potsdamer im März auch noch ein ganz persönliches Ziel.
Denn gegen Ende des Monats stehen die DFB-Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande an. Andrich feierte im vergangenen Jahr unter Bundestrainer Julian Nagelsmann sein Debüt und hofft erneut auf einen Anruf. „Kontakt hatte ich noch nicht, aber ich hoffe, dass ich dann einen Tag vor der Nominierung Kontakt habe. Dann weiß ich, dass ich dabei bin“, sagt er am Mittwoch vor dem Abflug mit verschmitztem Grinsen. „Die Leistungen waren – denke ich – so, dass man zumindest darüber nachdenken kann, mich zu nominieren.“ Der Traum von der Heim-EM im Sommer lebt.
Davor soll aber noch der Trophäenschrank von Bayer 04 gefüllt werden. Die Ausgangslage in allen drei Wettbewerben ist prächtig. In der Bundesliga führen die Leverkusener die Tabelle zehn Spieltage vor Saisonende mit zehn Punkten Vorsprung auf den FC Bayern an. Im Pokal-Halbfinale wartet mit Zweitligist Fortuna Düsseldorf ein äußerst machbarer Gegner. Und gegen Karabach gewann Bayer 04 bereits in der Gruppenphase zwei Mal (5:1 und 1:0). Andrich warnt aber davor, das Team von Trainer Gurban Gurbanow zu unterschätzen: „Es wird ein sehr schweres Spiel und keineswegs so einfach, wie sich das viele vorstellen. Es war schon in der Vorrunde kein einfaches Spiel in Baku, auch wenn wir 1:0 gewonnen haben.“
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Bayer 04 bleibt in deutscher Zeit
Baku liegt in einer anderen Zeitzone, ist der mitteleuropäischen Zeit drei Stunden voraus. Doch Leverkusen will die Strapazen inklusive zweier knapp sechsstündiger Flüge möglichst gering halten. „Wir sind beim letzten Mal schon von den Abläufen in der deutschen Zeit geblieben, haben die Uhren für uns nicht umgestellt“, betont Andrich. „Das hat sehr gut geklappt, also ändern wir daran diesmal nichts.“
Ob Andrich am Donnerstag aber auch weiter an der Seite von Granit Xhaka im Zentrum in der Startelf stehen wird, ist offen. Trainer Xabi Alonso will sich vor dem Europa-League-Duell nicht in die Karten schauen lassen. Exequiel Palacios sammelte am Sonntag beim 2:0 im Derby in Köln erste Spielminuten nach seiner knapp zweimonatigen Verletzungspause. Es sei auch möglich, dass der Argentinier von Beginn an spielt, erklärte der Coach.
In der Hinrunde war Palacios gesetzt. Andrich fand sich oft auf der Bank wieder. Dass ihm das nicht passte, sagte er auch öffentlich. „Konkurrenzkampf ist für eine Mannschaft gut, für einen Trainer noch besser. Für die einzelnen Spieler ist es manchmal nicht so einfach, aber so ist das Geschäft“, sagt Andrich. „Es gibt Spieler, die mal angepisst sind, so wie in meinem Fall, aber keiner zeigt dann eine schlechte Leistung und schadet so der Mannschaft. Das ist unser riesiges Faustpfand in dieser Saison. Wir haben viele Spieler auf hohem Niveau. Kein Spieler empfindet die Konkurrenzsituation als Belastung, das macht uns so stark.“
Mit dieser Stärke und dem gesammelten Selbstbewusstsein will Bayer in die letzten Saisonmonate gehen, um dann auch mindestens einen Titel in den Händen zu halten. Eine Möglichkeit ist die Europa League, in der Leverkusen in der vergangenen Saison erst im Halbfinale ausschied. Andrich zu den Aussichten auf einen Europapokalgewinn: „Wir wissen, welche Krachermannschaften da noch dabei sind, viele Mannschaften, die normalerweise in der Champions League spielen. Wir machen uns aber nicht kleiner als wird sind.“
Gewiss soll es nicht so laufen wie 2002, als Bayer 04 in Liga, DFB-Pokal und Champions League jeweils bis zum Ende Titelanwärter war, aber drei Mal nur Zweiter wurde. „Ohne die Qualität der Mannschaft und den Ablauf der Saison 2002 genau zu kennen, kann man das nicht miteinander vergleichen. Wir sind sehr klar im Kopf und wiegen uns nicht in Sicherheit“, sagt Andrich und macht den Fans Mut: „Wir konzentrieren uns wirklich einfach auf den nächsten Gegner und wollen unser Spiel durchbringen. Deshalb bin ich guter Dinge, dass es nicht so läuft wie 2002.“