Für die Werkself gibt es nur zwei Szenarien: grenzenloser Jubel oder ermattende Depression, meint unser Autor.
KommentarDie Bundesligasaison wird für Bayer 04 historisch enden
Egal, wie diese Bundesliga-Saison ausgehen wird, es steht jetzt schon fest: Für Bayer 04 Leverkusen wird sie historisch enden. Nur zwei Szenarien sind nach 24 Spieltagen noch möglich.
Entweder gewinnt die Werkself endlich ihren ersten Meistertitel in der Klubgeschichte, oder aber sie verspielt im Schlussspurt einen Vorsprung, den noch kein Verein bisher verspielt hat. Zwischen grenzenlosem Jubel und ermattender Depression gibt es keine Zwischenlösung mehr für die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso.
Zehn Punkte sind die Leverkusener Rekordmeister Bayern München enteilt. 30 Zähler sind noch zu vergeben. Übersetzt heißt das: Bayer 04 kann an den verbleibenden zehn Spieltagen – Unentschieden ausgeklammert — drei Partien mehr verlieren als der FC Bayern und dürfte immer noch die Schale entgegennehmen.
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Steilvorlage vom FC Bayern München
Der Serientitelträger, der seit 2013 jede Meisterschaft für sich entschieden hat, hatte am Freitagabend erneut eine Steilvorlage geliefert. Nach dem 2:2 der Münchner in Freiburg waberte knapp 48 Stunden in den Köpfen der Leverkusener umher, dass sie nun auf zehn Punkte davonziehen könnten. Der Druck vor dem Derby beim 1. FC Köln stieg weiter an. Sportlich war die Favoritenrolle ohnehin sehr deutlich verteilt.
Hinzu kam der Faktor Derby — und ja, so sollte man dieses Duell auch nennen. Für ein so genanntes Nachbarschaftsduell war zu viel Feuer auf und neben dem Rasen. Bayer 04 räumte auch diesen Stolperstein aus dem Weg. Viel größere werden nicht mehr kommen. Leverkusen behielt auf schwer bespielbarem Untergrund gegen eine beherzt kämpfende Kölner Mannschaft kühlen Kopf.
Die Elf von Xabi Alonso spielte zwar bei weitem nicht ihren besten Fußball, sie gewann die Begegnung dennoch verdient mit 2:0. Während die Bayern 2024 gegen Bremen, Bochum und Freiburg patzten, schaffte es Bayer 04 diese knappen Spiele gegen vermeintlich schwächere aber kampfstarke Gegner auf seine Seite zu ziehen – beim FC genauso wie in Augsburg, Heidenheim oder gegen Mainz.
Keine lautstarken Meisterträumereien
Es scheint schwer vorstellbar, dass sich diese Mannschaft im Endspurt noch einmal nachhaltig beeindrucken lassen wird und einbricht. Doch weder Fans noch Angestellte lassen sich zu lautstarken Meisterträumereien hinreißen. Man ist sich der Historie als Vizekusen bewusst. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das Verspielen sicher geglaubter Titel in der Vergangenheit.
Gut für Leverkusen, dass einer der Führungsspieler aus eigener Erfahrung berichten kann, wie wichtig Demut in dieser Situation ist. Granit Xhaka hatte in der vergangenen Saison zehn Spieltage vor dem Ende mit dem FC Arsenal sieben Zähler Vorsprung auf Manchester City, das aber schlussendlich den Titel gewann – mit fünf Punkten Vorsprung. „Ich erzähle davon in der Kabine“, sagt er. „Es ist noch nicht vorbei.“
Mit nun 34 Pflichtspielen ohne Niederlage hat Leverkusen schon viele Rekorde gebrochen. Es wird also eine unvergessliche Saison bleiben — glückliches oder tragisches Ende inbegriffen.