Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ungewisse TrainerzukunftXabi Alonso lässt Bayer Leverkusen weiter zappeln

Lesezeit 5 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso (l) und Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung, unterhalten sich am Rande eines Trainings.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso (l) und Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung, unterhalten sich am Rande eines Trainings.

Xabi Alonso schweigt erneut zu seiner Zukunft und gibt Jonathan Tah warme Worte bei seiner Abschiedstour mit.

Als Xabi Alonso am Freitagnachmittag den Presseraum verlässt, grinst er schelmisch und sagt, während er durch die Tür geht, zu den anwesenden Journalisten: „Keep trying!“ (engl. Versucht es weiter!“). Denn bei der knapp viertelstündigen Pressekonferenz zuvor ging es erneut weniger um das vorletzte Saisonheimspiel gegen den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr, Sky), sondern in weiten Teilen um die Zukunft des Trainers von Bayer Leverkusen. Verraten wollte – oder konnte – der 43-Jährige aber wieder kaum etwas. Fest steht: Der Klub muss weiter mit der Ungewissheit leben, ob der Meistertrainer seinen Vertrag bis 2026 erfüllen möchte.

Mit einem klaren „Nein“ antwortete Alonso auf die Frage, ob er denn etwas zu entscheiden hätte, also ob ein Angebot eines anderen Klubs auf seinem Tisch liegen würde. Ein Treuebekenntnis zu Bayer 04 vermied er aber weiterhin. Alonso lässt die Werkself zappeln.

Dass er der ausgemachte Kandidat für die Nachfolge von Carlo Ancelotti bei Real Madrid ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Alonsos Berater Iñaki Ibáñez und der Trainer selbst sprechen öffentlich nicht über mögliche Verhandlungen. Auch, weil es von Real noch keine offiziellen Statements zum weiteren Vorgehen mit Ancelotti gibt. Die Tage des Italieners sollen trotz Vertrags bis 2026 zum Saisonende gezählt sein. Das Aus im Viertelfinale in der Königsklasse gegen den FC Arsenal schmeckte vor allem Real-Präsident Florentino Perez überhaupt nicht.

Titelchancen für Real Madrid

Allerdings haben die Madrilenen noch zwei Titelchancen: In der Liga liegen die Königlichen bei noch fünf ausstehenden Spielen (inklusive direktem Duell am 11. Mai) vier Punkte hinter dem FC Barcelona. Mit dem von Hansi Flick trainierten Spitzenreiter duellieren sich die Madrilenen am Samstag zudem bereits im Finale um den spanischen Pokal. Gut möglich, dass Real die Titelentscheidungen abwartet, bevor das Ancelotti-Aus verkündet wird.

Bis dahin wollen die Verantwortlichen in Leverkusen aber nicht auf ein Signal von Alonso warten. Die Geschäftsführer Fernando Carro und Simon Rolfes hatten zuletzt den Druck auf ihren Coach erhöht, fordern eine Entscheidung noch vor dem Saisonende. „Ich verspüre keinen Druck. Die Situation ist klar, es gibt einen Moment für alles. Es ist noch zu früh darüber zu reden, also müssen wir warten“, entgegnete Alonso am Freitag entspannt und sprach von einer „sehr klaren Kommunikation“ mit Carro und Rolfes: „Wenn es etwas zu entscheiden gibt, oder etwas zu diskutieren, dann sind wir ganz direkt. Das war sehr wichtig für mich, dass wir alle dieses Vertrauen haben, mit dem wir zusammenarbeiten.“

Wie der spanische Sender Radio Marca am Freitag berichtete, ist neben Real Madrid nun auch Alonsos Jugendverein Real Sociedad San Sebastian, in dessen Nachwuchsteams er auch seine Trainerkarriere begann, am Erfolgscoach interessiert. Der aktuelle Trainer Imanol Alguacil hatte am Donnerstag erklärt, dass er den Verein nach sechs Jahren verlassen werde. Alonso zum Bericht über das Interesse des Klubs an ihm als Alguacils Nachfolger: „Es ist sehr frisch. Die Nachricht von Imanol war eine große Überraschung. Alle Fans und alle Leute von San Sebastian und von Real Sociedad waren darauf nicht vorbereitet. Es ist eine Überraschung und ich weiß nicht, was passieren wird.“ Auch hier lässt sich Alonso also die Tür für kommende Entwicklungen offen. Allerdings wird San Sebastian in der kommenden Saison wohl nicht international spielen, was eine Verpflichtung Alonsos eher unwahrscheinlich macht.

Neben der Beantwortung der Zukunftsfrage auf der Trainerposition ist den Verantwortlichen bei Bayer 04 vor allem wichtig, dass sich Leverkusen nun als feststehender Vizemeister vernünftig verabschiedet. Rein rechnerisch ist es zwar noch möglich, den enteilten FC Bayern einzuholen, davon spricht bei der Werkself bei acht Punkten Rückstand und zwölf zu vergebenden Punkten aber keiner mehr.

Auch Alonso ist darauf fokussiert, nun einen versöhnlichen Saisonabschluss hinzubekommen. „Wir wollen, so gut wir es können, die Saison beenden. Mit einem besseren Gefühl, als wir es gerade haben. Sicher, die Saison hatte auch viel Positives, aber gerade ist es normal, dass unser Gefühl nicht das beste ist“, sagte Alonso. „Wir haben die Chance, in diesen vier Spielen, ein bisschen das Gefühl zu ändern. Wir wissen, wir werden am Ende Zweiter. Wir wollten natürlich ein bisschen länger im Kampf um die Meisterschaft bleiben. Das war unser Ziel, aber wir haben es nicht gut gemacht – vor allem in den letzten zwei Spielen gegen Union und St. Pauli. Das ist die Konsequenz.“

Warme Worte für Jonathan Tah

Schon jetzt ist klar, dass diese vier Spiele auch die letzten für den dienstältesten Leverkusener Profi werden: Jonathan Tah. Der 29-jährige Abwehrchef hatte nach dem Spiel bei St. Pauli noch einmal bekräftigt, dass er seinen auslaufenden Vertrag auf keinen Fall verlängern werde, sondern nach zehn Jahren bei der Werkself eine neue Herausforderung sucht. Alonso verabschiedete Tah bereits jetzt mit warmen Worten: „Er ist ein Top-Profi, ein Top-Mensch, ein Top-Spieler – mit seiner Entstellung, seiner Professionalität, seiner Qualität. Vielleicht war er der konstanteste Spieler in unserem Kader in dieser Saison. Er hat toll gespielt und er hat es verdient, nun über seine Zukunft zu entscheiden. Ich kann mich nur bei Jona bedanken, was er alles gegeben hat. Vom ersten Tag an war er sehr wichtig für mich. Derzeit ist er in seinem besten Moment der Karriere. Es ist schade, dass er nicht bei uns bleibt. Hoffentlich findet er den richtigen Klub, er ist ein Top-Typ.“

Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Frimpong, Andrich, Xhaka, Arthur – Adli, Wirtz – Schick. - Augsburg: Dahmen - Matsima, Gouweleeuw, Zesiger - Wolf, Jakic, Onyeka, Giannoulis - Kömür, Claude-Maurice – Essende. - Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)