Das geplante Fußballzentrum von Bayer 04 in Monheim soll die neue Heimat des Klubs werden. Genehmigungen und Studien verzögern den Prozess.
Zukunftsprojekt für WerkselfBayer 04 wirbt für geplanten Fußballcampus in Monheim

Die Geschäftsführung von Bayer 04: Simon Rolfes (Sport, li.) und Fernando Carro (Vorsitz).
Copyright: IMAGO/Sven Simon
Die Aula am Berliner Ring in Monheim dient vor allem den dort ansässigen Kulturwerken als Spielstätte. Am kommenden Montagabend ist sie aber Bühne für eine der wichtigsten Diskussionsrunden in der Geschichte von Bayer 04 Leverkusen. Bei einem Infoabend geht es um das geplante Fußballzentrum des Leverkusener Bundesligisten, den Bayer-04-Campus.
Er soll nach Wunsch des Klubs und der mit absoluter Mehrheit regierenden Peto-Partei mit Bürgermeister Daniel Zimmermann an der Spitze auf einem Grundstück in Monheim entstehen. „Das ist für die Zukunft des Vereins eins der wichtigsten Projekte“, sagt Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung des amtierenden Meisters. „Es wird die Wettbewerbsfähigkeit auf viele Jahre hinweg sicherstellen und Entwicklungsmöglichkeiten auf allen Ebenen verbessern.“ Doch damit es so kommt, ist noch Überzeugungsarbeit notwendig, der Verein will alle Monheimer auf dem Weg mitnehmen.
Bayer 04 steht bei diesem Projekt unter enormem Zugzwang. Der Ausbau der A1 und A3 bei Leverkusen hat auch Einfluss auf den Klub. Die rund 900 Meter lange Stelzenautobahn im Stadtteil Küppersteg, die sogenannte „Stelze“, die direkt an der Bay-Arena und den Trainingsplätzen vorbeiführt, weist erhebliche Schäden auf und muss ersetzt werden. Der Ausbau soll 2031 beginnen. Die Stelze wird dann um zwölf Meter in Richtung Stadion erweitert. Parkplätze und Zufahrten werden zumindest während der Bauzeit blockiert. Um weiterhin die Lizenzauflagen der DFL erfüllen zu können, müssen Parkplätze auf den bisherigen Trainingsplätzen geschaffen werden. Das sei alternativlos, heißt es vom Verein. Der Zeitplan sieht vor, dass die Trainingsplätze ab Mitte 2029 nicht mehr nutzbar sind. Es braucht also einen Ersatz.
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Seit rund zehn Jahren arbeitet Bayer 04 mittlerweile an einer Lösung. Das Ziel ist, den Umstand der Autobahn-Baumaßnahmen zu nutzen, um einen großen Campus zu bauen, an dem alle Lizenz- und Jugendmannschaften und große Teile der Geschäftsstelle vereint werden. Die Crux: 70 Flächen innerhalb der Stadt und an der Stadtgrenze wurden auf ihre Tauglichkeit geprüft, bisher ist aber noch keine Baugenehmigung erteilt worden. Nun will Bayer 04 auf einer Fläche bauen, die von der Bezirksregierung Düsseldorf bereits abgelehnt worden war. Aufgrund zunehmend komplexer Herausforderungen an einem Alternativstandort am Laacher Hof zwischen Monheim und Langenfeld hat die Bezirksregierung sie nun aber selbst wieder ins Spiel gebracht.

So könnte das Bayer-04-Profitrainingszentrum gebaut werden. Links liegt Monheim, rechts Bayer Crop Science
Copyright: Geobasis NRW/Bayer 04/ Montage Ralf Krieger
Es geht um ein 22 Hektar großes Areal gegenüber der Zentrale von Bayer Crop Science, das der Bayer AG gehört. Rund 120 Millionen Euro soll das Projekt kosten, das ohne öffentliche Gelder finanziert werden soll und 12,5 Fußballfelder, eines mit Überdachung sowie mehrere Funktionsgebäude für Profis, Frauen, Jugend und 450 feste Mitarbeiter umfasst. Eine kleine Waldfläche in der Mitte soll bestehen bleiben und mit einer Jogging-Strecke umrandet werden. Bayer 04 nimmt sich bei diesem Projekt große Weltvereine wie Manchester City, den FC Liverpool oder den FC Bayern als Vorbild, sieht den Campus als notwendige Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit im Profifußball in der nahen und mittelfristigen Zukunft. Es soll die neue Heimat des Klubs werden.
„Milde ausgedrückt: In Deutschland bauen zu wollen, ist eine Herausforderung, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, die sehr viel Konsens- und Kompromissfähigkeit erfordert, die akribische Vorarbeit und gefühlt etliche Studien notwendig macht“, hatte Carro im Dezember im Interview mit dieser Redaktion gesagt. Bayer 04 ist mittlerweile auch zum Spielball der politischen Machtspiele vor den Kommunalwahlen im Herbst geworden. Ein Teil des von Bayer ausgesuchten Grundstücks ist bereits als Gewerbegebiet ausgewiesen. Peto und Zimmermann wollen dafür nun einen Ausgleich als Industriegebiet auf einem Feld an der Hitdorfer Stadtgrenze bekommen, was bei den Nachbarn zu Unmut führt.
Die Monheimer Grünen, CDU, SPD und die FDP sind noch zurückhaltend beim Thema Campus. Bayers Ziel ist es, am Montag alle Beteiligten in Monheim mitzunehmen, unabhängig der politischen Couleur – auch die Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt Monheimer Grünflächen einsetzt und fordert, das Bauvorhaben nicht weiter zu unterstützen. Carro und/oder Sportgeschäftsführer Simon Rolfes sowie Anne Dannenberg, Leiterin des Bereichs Baumanagement und Projekte bei Bayer 04, werden in der Aula Rede und Antwort stehen.
Arbeit am Bebauungsplan
Bayer 04 arbeitet unterdessen längst am Bebauungsplan, um Zeit zu sparen. Zu den von Carro angesprochenen Studien gehören Lärm-Entwicklung, der Flächenverbrauch, Verkehr und eine mögliche erhöhte Licht-Belastung am Abend für die Anwohner. Der Regionalrat hat sich Ende März bereits zum Bau an der Alfred-Nobel-Straße beraten und einen Planungsbeschluss gefasst. Die Entscheidung steht noch aus, doch beim Werksklub ist man sehr positiv gestimmt, dass es grünes Licht für das Projekt gibt.
Die Zeit drängt. Da bis Mitte 2029 der Bau fertig sein muss, müssten die Bagger in Monheim spätestens Anfang 2027 rollen. Bis dahin sind zwar noch eineinhalb Jahre Zeit, doch bis alle Studien und Bebauungspläne abgeschlossen und genehmigt sind, kann es ebenso lange dauern.