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Spektakel in LeverkusenBayer 04 schlägt Gladbach 4:3

Lesezeit 4 Minuten
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Leverkusens Torjäger Lucas Alario (links)

Leverkusen – Peter Bosz steht armerudernd am Spielfeldrand und feuert seine Mannschaft an. „Jagen, jagen“, ruft er den Profis zu, die Mönchengladbach in der Nachspielzeit den Ball abnehmen sollten. Freistoß. Patrick Herrmann tritt ihn in den Strafraum. Valentino Lazaro liegt quer in der Luft und befördert den Ball fliegend mit der Hacke ins entfernte Tordreieck. 90 Sekunden später endet das Fußballspektakel. Bayer 04 Leverkusen hat es trotz des sagenhaften Schlusspunktes der Gladbacher 4:3 gewonnen. Peter Bosz geht aufs Feld und klatscht seine Spieler ab. Sein Plan der kompromisslosen Offensive war aufgegangen.

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„Dieses Spiel war eine Freude für jeden Fan“, schwärmte Bosz in der ersten Analyse, „wir haben gewusst, dass wir nur eine Chance haben, wenn wir von der ersten Sekunde an Vollgas geben. Und das hat meine Mannschaft gemacht.“ Bayer 04 begann maximal aggressiv und schob sich zeitweise mit allen Feldspielern in die Hälfte der Gladbacher. Sogar die Borussia, die das Umschaltspiel gegen hoch stehende Mannschaften liebt, war von dieser Konsequenz zunächst beeindruckt. 17 Minuten lang spielte Bayer 04 am Rande der Perfektion, dann unterlief Julian Baumgartlinger ein Fehlpass an der Mittellinie, Gladbachs Blitzkonter endete damit, dass Torhüter Lukas Hradecky gegen Breel Embolo alles riskieren musste und ihn von den Beinen holte. Unstrittiger Strafstoß. Lars Stindl verwandelte ihn kühl in die Mitte.

Festival der Chancen

Bayer 04 tat, als existiere der Rückstand nicht und kombinierte weiter. Zwei Minuten später lag der Ball im Gladbacher Tor. Nadiem Amiri hatte Yann Sommer mit einem Distanzschuss überwunden, allerdings hatte Edmond Tapsoba störend eingegriffen und ein Abseits daraus gemacht. Dann unterlief den Gladbachern jedoch selbst ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, und die Werkself zeigte, dass sie auch etwas vom Konterspiel versteht. Moussa Diaby trieb den Ball über den halben Platz, fand im Zuspiel Lucas Alario, der aus 15 Metern mit einem Kunstschuss den Ausgleich erzielte.Die Freude über die verblüffende Treffsicherheit des Südamerikaners war noch nicht vorüber, da lagen die Leverkusener schon wieder hinten. Abermals war Gladbach nach Ballgewinn im Mittelfeld schnell an den Strafraum gekommen, Wirtz lieferte sich einen Zweikampf mit Embolo, das Spielgerät landete bei Lars Stindl, der es an Lukas Hradecky vorbei ins Tor schoss. Zunächst annullierten Schiedsrichter Harm Osmers und sein Team das Tor, weil der Schütze im Abseits stand, aber die Zeitlupe gab eine Ahnung davon, dass Wirtz dem Ball den entscheidenden Impuls gegeben hatte. Bibiana Steinhaus im Kölner VAR-Keller entschied auf Tor (30.). Die Gladbacher jubelten.

Doppelpack von Alario

Sie hätten das nicht getan, wenn sie gewusst hätten, was folgte. Vier Minuten nach dem Tor wehrte Lukas Hradecky einen Schuss von Embolo mit Blitzreflex zur Seite, Bensebaini kam im Fünfmeterraum frei zum Schuss, zwischen ihm und dem Tor nur Luft. Doch der Algerier jagte den Ball an die Latte. So etwas bestraft der Fußball-Gott, der für Sekunden die Gestalt von Lucas Alario annahm. Der Argentinier beförderte eine Flanke von Wirtz, von Elvedi und Torhüter Sommer bedrängt, zum 2:2 ins Tor.

Zur Halbzeit war völlig offen, wer aus diesem Spektakel als Gewinner hervorgehen würde. Dann wiederholte sich Gladbachs Schicksal. Nach einem Konter hatte Stindl das fast leere Tor vor sich, scheiterte aber an Hradeckys Panthersprung, der Ball fiel dem eingewechselten Hannes Wolf vor die Füße, der ihn unbedrängt über den am Boden liegenden Bayer-Torhüter und das Tor knallte. Danach nahm der Fußball-Gott für Sekunden die Gestalt von Leon Bailey an, der ein super Zuspiel von Moussa Diaby aus spitzestem Winkel und vollem Lauf Yann Sommer durch die Beine hindurch ins Tor drückte (67.). Und als dem Dauerläufer Julian Baumgartlinger nach exzellentem Zulieferdienst von Wirtz und Amiri das 4:2 gelang, war die Entscheidung gefallen.

Der letzte Höhepunkt war nur noch für die Archive des Fußballs, wo Lazaros Tor gute Chancen hat, alle Schönheitswettbewerbe des Jahres zu gewinnen