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KommentarDer deutsche Fußball muss für die seltsamen Festtage dankbar sein

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So erzielte Joshua Kimmich am 30. September im Supercup das Siegtor für Bayern München gegen Borussia Dortmund. 

  1. Die international erfolgreichen Top-Teams treffen in der Liga aufeinander, und meistens gewinnt der bessere Kader.
  2. Die zerbrechliche Corona-Normalität ist ein großes Glück für alle, denn sie können darin überleben.

Köln – Zu seligen Europapokal-Zeiten, als es noch keine Champions League und keine Donnerstagsspiele gab, wurde nach jeder Runde eine Bilanz der deutschen Mannschaften gezogen. Wenn sie gelautet hätte wie in dieser Woche – sechs Spiele, sechs deutliche Siege – hätte sich die Bundesliga in die Brust geworfen. Im Herbst 2020 kann sie das vielleicht für ein paar Minuten tun, dann geht es weiter im Schweinsgalopp, denn die wichtigen Begegnungen finden im eigenen Land statt.

Dortmund gegen Bayern und Leverkusen gegen Gladbach heißt am siebten Spieltag das direkte Kräftemessen eines Quartetts, das seine europäischen Gegner unter der Woche mit insgesamt 19:4 Toren abgefertigt hatte. Diese Top-Duelle werden allerdings nicht nach den klassischen Kriterien für Spitzenspiele – Heimvorteil, Tagesform, Star-Power – entschieden, sondern schlicht und einfach danach, wer die Kräfte der wichtigen Spieler am besten schonen kann. Die Bayern haben inzwischen in jedem Mannschaftsteil doppelt und dreifache Weltklasse. Die Leverkusener haben zum zweiten Mal eine Alternativauswahl in der Europa League spielen lassen, sonst wären sie gegen die Gladbacher, die zwei Tage mehr Ruhepause haben, am Sonntagabend vermutlich chancenlos.

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Es ist müßig, diese seltsamen Bundesliga-Feiertage wieder und wieder mit dem Zusatz zu versehen, wie tragisch es ist, dass keine Fans in den Stadien sein werden. Es ist auch tragisch, dass Museen geschlossen sind und keine Konzerte stattfinden, dass Restaurants mit dem besten Hygiene-Konzept nicht öffnen dürfen und Menschen nur unter Auflagen andere Menschen treffen dürfen.

Es ist ein großes Glück für den deutschen Fußball, dass er in seinen Bundesligen einfach weiterexistieren kann und Corona-Fälle auch in erheblicher Zahl nicht zum Zusammenbruch des Systems führen. Für diese zerbrechliche Normalität sollte er mindestens genau so dankbar sein wie für die Leistungen seiner Top-Teams.