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Vor Rhein-Derby„FC und HSV steigen auf, Fortuna sehe ich erneut in der Relegation“

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Torchance fuer Linton Maina 37 1. FC Koeln Fortuna Duesseldorf vs. 1. FC Koeln, Fussball, 2. Bundesliga, 6. Spieltag, Saison 2024/2025, 21.09.2024 DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO. Foto: kolbert-press/Ant Palmer Merkur Spiel Arena NRW Deutschland *** Goal chance for Linton Maina 37 1 FC Koeln Fortuna Duesseldorf vs 1 FC Koeln, Football, 2 Bundesliga, Matchday 6, Season 2024 2025, 21 09 2024 DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO Foto kolbert press Ant Palmer Merkur Spiel Arena NRW Germany Copyright: xkolbert-press/AntxPalmerx

Szene aus dem Hinspiel: Kölns Linton Maina (l.) nimmt Maß. In Düsseldorf musste der FC noch in der Nachspielzeit den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen.

Die Spitzenteams der 2. Bundesliga duellieren sich untereinander. Der FC will Fortuna distanzieren. Ein Experte ordnet das Aufstiegsrennen ein.

Womöglich rechnet so mancher Fan den kommenden 23. Spieltag in der 2. Bundesliga durch. Denn der bietet eine besondere Tabellen-Konstellation: Die Spitzenteams duellieren sich untereinander. Bereits am Freitagabend gewann der Hamburger SV im Topspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 3:0, am Samstag tritt der Überraschungsvierte 1. FC Magdeburg beim Karlsruher SC an, der ebenso überraschend in diesem Jahr aus dem Tritt gekommen ist. Am Samstagabend kämpfen Hannover 96 (8.) und der SC Paderborn (6.) im direkten Duell um den Anschluss. Und am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) folgt das Rhein-Derby, das sogleich ein absolutes Spitzenspiel ist: Der 1. FC Köln empfängt Fortuna Düsseldorf.

Und für das drei Punkte besser dastehende Team von Trainer Gerhard Struber bietet sich die Chance vor den eigenen Fans, mit einem Sieg den Rivalen auf sechs Zähler zu distanzieren. Das wäre am 23. Spieltag zwar alles andere als eine Vorentscheidung, aber zumindest ein Polster, mit dem sich aus Kölner Sicht arbeiten lässt. Und zudem behielte der FC Platz eins.

Struber ist sich der Konstellation bewusst. „Wir haben am Sonntag eine riesige Chance, denn wir können uns von Düsseldorf etwas absetzen. Und die wollen wir nutzen. Aber es wird noch ein längerer Ritt auf der Rasierklinge, und wir brauchen diese Saison sicher Ausdauer. Darauf kommt es an, dann ist egal, ob es auf dem Weg dahin ein bisschen rumpelt.“ Das tat es zuletzt beim Bundesliga-Absteiger – wenngleich bis zum vergangenen Spieltag die Ergebnisse stimmten, was das Wichtigste im Aufstiegsrennen ist. Doch beim 0:3 in Magdeburg stimmten dann weder Ergebnis noch Leistung. „Bei eigenem Ballbesitz ist uns zuletzt die Kontrolle etwas entglitten. Wir müssen wieder gefährlicher werden und mutiger sein“, fordert Struber, der an seiner Grundordnung aber festhält: „Warum sollten wir das mit Ach und Krach wieder umwerfen?“

Wir haben Sonntag eine riesige Chance, denn wir können uns von Düsseldorf etwas absetzen. Aber es wird noch ein längerer Ritt auf der Rasierklinge
Kölns Trainer Gerhard Struber

Schwierig auszurechnen ist die Mannschaft aus der Landeshauptstadt. Der Trend geht allerdings nach oben. Die Fortuna, in der Bundesliga-Relegation der vergangenen Saison dramatisch an Bochum gescheitert, hat nach dem 2:5 kurz vor Weihnachten gegen Magdeburg zumindest von den Ergebnissen her die Kurve bekommen. Düsseldorf ist mit drei Siegen und zwei Remis in diesem Jahr ungeschlagen, das kann der FC, der zum Rückrunden-Auftakt beim HSV verlor (0:1,) nicht von sich behaupten. Vor allem dank der vier Treffer von Stürmer Dawid Kownacki hat sich Fortuna wieder an die Spitze herangerobbt und hält den Aufstiegstraum am Leben.

Für Fortunas Trainer Daniel Thioune erledigt sich die Motivationsarbeit diesmal von selbst: „Ich brauche niemanden extra anzuzünden, wer keine Lust hat, in Müngersdorf zu spielen, ist selbst schuld – es ist ein Derby und wir wissen, was das für unsere Fans bedeutet.“ Nahezu identische Worte waren – kein Wunder – auch vom Geißbockheim zu vernehmen. „Es ist Derby, es ist Atmosphäre, es ist eine aufgeheizte Stimmung, da braucht es eine gute Connection zwischen Herz und Hirn“, befand Struber. Man habe großen Respekt vor Fortuna, sie stehe nicht zufällig dort oben. Doch Struber glaubt, dass es vor allem auf sein Team ankommt: „Im Hinspiel haben wir Düsseldorf vor Probleme gestellt. Ich glaube fest daran, dass wir auch am Sonntag das Lenkrad fest in den Händen halten werden.“

Beim 2:2 am 21. September gab der FC den Derby-Sieg noch aus der Hand. Wobei zu erwähnen wäre, dass Fortunas Ausgleich zum 2:2 in der fünften Minute der Nachspielzeit je nach Sichtweise äußerst glücklich beziehungsweise unglücklich fiel, denn Jona Niemic' gedachte Flanke war zum Torschuss geworden und hatte sich über FC-Keeper Jonas Urbig ins Tor gesenkt.

Was sein Personal angeht, konnte Struber am Freitag Entwarnung geben. Der Coach kann wohl doch auf Stürmer Damion Downs und Linksverteidiger Leart Pacarada zurückgreifen. Selbst bei Eric Martel sieht es deutlich besser aus als noch zuletzt befürchtet. Wenngleich ein Mitwirken des bis zu seiner Verletzung so starken Abräumers sehr überraschend wäre. „Wir sind zwar froh über Erics Zustand. Aber bei ihm sieht es so aus, dass er zumindest für Düsseldorf noch sehr wackelt. Doch bis auf Tim Lemperle, Julian Pauli und die Langzeitverletzten haben alle Spieler auf dem Platz gestanden und sich von einer guten und konzentrierten Seite gezeigt“, sagte Struber. Lemperle, der sich Anfang Dezember verletzt hatte, wird dem FC auch noch weiter fehlen. Sollte Downs doch kein Kandidat für die Startelf sein, stünden entweder Neuzugang Imad Rondic oder Steffen Tigges bereit.

1. FC Köln: Friedhelm Funkel geht weiterhin von einem FC-Aufstieg aus

Einer, der beide Mannschaften aus dem Effeff kennt, ist Friedhelm Funkel. Der Trainer-Veteran rettete den 1. FC Köln, mit dem er 2003 den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga geschafft hatte, 2021 vor dem erneuten Abstieg. Bei Fortuna war er von 2016 bis 2020 tätig, ebenfalls gelang ihm der Aufstieg (2018). Der mittlerweile 71-Jährige rechnet mit einem „hoch unterhaltsamen, packenden Derby“ und tippt auf ein 2:2. „Ich bleibe dabei, was ich schon am Anfang der Saison gesagt habe: Der FC und der HSV werden aufsteigen, da sie die beiden besten Kader der Liga haben. Köln spielt zwar nicht unbedingt sexy, aber die Mannschaft ist mittlerweile stabil und spielt sehr ergebnisorientiert.“

1. FC Köln, Training,  Friedhelm Funkel (1. FC Köln), 28.05.2021, Bild: Herbert Bucco

Friedhelm Funkel im Mai 2021 als Trainer in Köln. Damals rettete er den FC vor dem Bundesliga-Abstieg.

Das 0:3 in Magdeburg bezeichnet Funkel „eher als Ausrutscher“, der mal passieren könne. „Das Spiel lässt keine Schlüsse auf das Derby zu. Der FC weiß, dass es ein wegweisendes Duell ist und wird alles investieren. Doch das gilt für Fortuna eben auch. Ich sehe für den FC auf dem Weg zum Aufstieg nur ein Problem: Sollten Downs und Lemperle noch weiter ausfallen und dann nicht mehr ihre alte Form erreichen, würde der Mannschaft vorne die Torgefahr und Durchschlagskraft fehlen. Andere Ausfälle ließen sich weitaus besser kompensieren – selbst der von einem so starken Spieler wie Eric Martel.“

Seine Prognose für Fortuna dagegen dürfte für ambivalente Gefühle im Düsseldorfer Lager sorgen: „Ich sehe Fortuna etwas stärker als die Konkurrenten Kaiserslautern, Magdeburg oder Hannover. Ich habe da so ein Bauchgefühl: Es könnte wieder auf eine Relegation Düsseldorf gegen Bochum hinauslaufen.“ Und auf ein neuerliches Drama? Das würde den FC allerdings nur am Rande tangieren. Denn Funkel legt sich fest: „Gerhard Struber macht das gut. Er hat in der Krise sehr gute Entscheidungen getroffen und die Mannschaft durch seine Umstellungen stabilisiert. Der FC wird den Aufstieg schaffen – auch wenn es mal knackt und knirscht.“

Mögliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe - Hübers, Schmied, Heintz - Thielmann, Olesen, Pacarada - Ljubicic, Huseinbasic - Downs, Maina.- Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier - Lunddal, Oberdorf, Siebert, Heyer - Haag, Johannesson - Kwarteng, van Brederode, Appelkamp - Kownacki.