Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat mit mehreren Kandidaten gesprochen und einen genauen Zeitplan aufgestellt.
Wahlen beim 1. FC KölnDas Vorstands-Casting ist im vollen Gang

FC-Päsident Werner Wolf (r.) und Vize Eckhard Sauren während des bis dato letzten Mitgliederstammtischs Mitte Januar in den MMC-Studios
Copyright: Herbert Bucco
Das Wahljahr 2025 hat bereits Fahrt aufgenommen. Am kommenden Sonntag wählt sich Deutschland einen neuen Bundestag, im September wird Köln einen neuen OB haben. Dann wird es ernst: Im Herbst lädt der 1. FC Köln seine Mitglieder zur alljährlichen Versammlung, es stehen Vorstandswahlen an. Das Datum steht noch nicht fest. Laut Satzung muss die Mitgliederversammlung in den Monaten September, Oktober oder November stattfinden. Es ist also grundsätzlich noch jede Menge Zeit bis dahin. Doch die Bewerbungsphase für Kandidatinnen und Kandidaten, die ein Amt im Kölner Präsidium anstreben, ist im vollen Gang.
Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat die Aufgabe, einen Vorstandsvorschlag zu unterbreiten. Laut Satzung muss der Mitgliederrat bis zum 15. August seinen Vorschlag abgegeben haben. Zwar hat der Mitgliederrat das alleinige Vorschlagsrecht. Allerdings haben auch andere Bewerber die Möglichkeit, sich zur Wahl zu stellen. Dann benötigen sie jedoch die Unterstützung von drei Prozent der Vereinsmitglieder. Das wären etwa 4200. Für prominentere Mitglieder leicht zu stemmen, für viele dürfte die Hürde jedoch eine Herausforderung bedeuten.
Im vergangenen Herbst wurde der Mitgliederrat neu gewählt, das Gremium hatte ein strammes Pensum abzuarbeiten. Man musste sich konstituieren, gab sich eine neue Spitze mit Fabian Schwab, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden, und Stacy Krott, die neu ins Gremium gewählt wurde. „Wir gratulieren Fabian Schwab und Stacy Krott zu ihrer Wahl und bieten ihnen und dem neu zusammengestellten Mitgliederrat unsere Zusammenarbeit an, um den eingeschlagenen Weg im Sinne des FC fortzusetzen“, teilte FC-Präsident Werner Wolf damals mit. Auf der Mitgliederversammlung war dem Vorstand auf Empfehlung des Mitgliederrats die Entlastung verweigert worden. Das Verhältnis schien zerrüttet.
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Wenig später benannte der Mitgliederrat bereits eine Findungskommission, die Abläufe haben im Gremium an vielen Stellen noch einmal an Präzision gewonnen. Schwab und Krott sowie Fritz Guckuk, Victor Robertz und Josef Derkum sind nun auf der Suche nach Menschen, die den 1. FC Köln für drei Jahre führen sollen. Die Gespräche haben bereits in diesem Winter begonnen, und obgleich die Kommission ihrer Arbeit diskret nachgeht, sind ein paar Tendenzen aufgefallen.
Als der Mitgliederrat im Jahr 2019 einen Vorstand suchte und das Team aus Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger fand, geschah das auf der Grundlage eines Anforderungsprofils, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Auf zwei Seiten waren Punkte aufgeführt wie Integrität, Urteilsvermögen, Stressresistenz und Entscheidungskompetenz. Wichtig sei die Fähigkeit, im Team zu arbeiten. Dazu soziale Kompetenz und Kommunikationsstärke. Die Kandidaten sollten idealerweise langjährige FC-Mitglieder oder -Fans sein und Zeit für eine intensive Einarbeitung mitbringen. Führungserfahrung, wirtschaftliche oder rechtliche Expertise sowie Verhandlungsgeschick seien erwünscht, ebenso ein starkes Netzwerk in Wirtschaft, Medien, Sport und Politik. Das Vorstandsteam muss eine gemeinsame Vision verfolgen, die sportlichen Erfolg mit Tradition, wirtschaftlicher Stabilität und gesellschaftlicher Verantwortung verbindet. Ziel sei eine nachhaltige Entwicklung des Vereins, die eine dauerhafte Bundesliga-Position im oberen Drittel anstrebt, hieß es da.
1. FC Köln: Mitgliederrat nun auch in Gesprächen mit aktuellem Vorstand
Damals veröffentlichte der Mitgliederrat seine Empfehlung am 13. Mai und damit lange vor der Wahl am 8. September. In diesem Jahr war der Plan allerdings noch straffer. Zunächst hatten die Verantwortlichen überlegt, bereits Ende März ihre Suche zu beenden und ein Team vorzuschlagen. Doch dieses Vorhaben hat man modifiziert. Anfang Juni will man eine Empfehlung an die Mitglieder abgeben, und nach allem, was zu hören ist, ist die Zuversicht groß. In den bisherigen Gesprächen haben rund zehn Bewerber nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Besonderheit bei der diesjährigen Suche ist, dass sich auch Einzelpersonen bewerben können. 2019 hatte der Mitgliederrat noch beschlossen, dass einzig vollständige Teams zugelassen seien.
Nun ist man offenbar der Ansicht, selbst beurteilen zu können, ob Bewerber zueinander passen könnten, die einander bis dahin noch gar nicht kennen. Und auch nichts voneinander wissen. Diese Anpassung hat offenbar dafür gesorgt, dass es eine neue Motivation gab. Denn bislang hat sich kein Team vorgestellt, dafür aber Bewerber, die sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätten, beim Mitgliederrat vorzusprechen.
Die Findungskommission um Fabian Schwab ist jederzeit ansprechbar. Natürlich auch für den amtierenden Vorstand. Was die bevorstehenden Wahlen angeht, gab es allerdings lange Zeit überhaupt keinen Kontakt zwischen dem Präsidium und dem Mitgliederrat. Doch das hat sich mittlerweile nach Informationen dieser Zeitung geändert. Der Vorstand wurde bei der Findungskommission vorstellig. Es gab Gespräche, zu denen bislang wenig öffentlich geworden ist.
Ob Werner Wolf und seine Mitstreiter noch einmal kandidieren wollen, ob im Team, in veränderter Konstellation oder jeweils allein? Ausgeschlossen ist nichts.
Dieter Prestin hält an Kandidatur fest
Die Suche nach einem neuen Marketing-Geschäftsführer nach Markus Rejeks Abschied hat unterdessen bereits begonnen. Es ist jedoch schwierig, neue Führungskräfte zu verpflichten, solange unklar ist, wer im Herbst an der Vereinsspitze stehen wird. Wohl auch deshalb könnte der dritte Geschäftsführer erst im Herbst seine Arbeit am Geißbockheim aufnehmen.
Überhaupt durchlebt der 1. FC Köln einmal mehr Zeiten der Ungewissheit. Schließlich wird auch noch einige Zeit vergehen, ehe feststeht, in welcher Liga der 1. FC Köln in der kommenden Saison antreten wird. Einer hat aus seiner Kandidatur keinen Hehl gemacht: Dieter Prestin, Doublesieger von 1978 und mit seinem Projekt „FC Zukunft“ als Vorstandskritiker aufgetreten, hat sich der Kommission vorgestellt. Allerdings als Einzelperson, aus seinem Team haben sich Stefan Jung und die frühere Nationalspielerin Sonja Fuss mittlerweile verabschiedet.