Leverkusen – Am Wochenende können die Fußballer von Bayer 04 Leverkusen und Werder Bremen noch in aller Ruhe vor dem Fernseher begutachten, wie die anderen 16 Bundesligisten mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs vor Geisterkulissen zurechtkommen. Bremen und die Werkself beschließen den 26. Spieltag am Montagabend (20.30 Uhr/Dazn) im Weserstadion. Bayer 04 will nach der Zwangspause an seine starken Leistungen der Vor-Corona-Zeit anknüpfen, Bremen zittert im Tabellenkeller um die sportliche Existenz.
Dauerfehde mit dem Senator
Für Leverkusen steht eine Reise in die Rebellen-Hochburg des sonst meist geeinten Profifußballs in Deutschland an. Werder hatte sich in der Diskussion um die Bundesliga-Fortsetzung übergangenen gefühlt. Nicht in der Frage, ob wieder gespielt werden sollte, sondern wann. Der Klub sprach sich für den 30. Mai aus, wäre aber auch mit dem 23. Mai zufrieden gewesen – und musste nun den 16. Mai hinnehmen. Denn aus Bremer Sicht hatte das Team härtere Hygiene-Regeln im Training zu befolgen als die Konkurrenz. Als andere Mannschaften schon wieder fast normal arbeiten durften, trainierte Werder noch in Kleingruppen. „Ein deutlicher Wettbewerbsnachteil“, klagte Sportchef Frank Baumann.
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Zuletzt äußerte Werder auch noch scharfe Kritik am Vorstoß der DFL, wie im Falle eines Saisonabbruchs mit Auf- und Abstiegen umgegangen werden sollte. „Eine solche Entscheidung kann man nicht mal eben so treffen, sondern müsste sie sorgfältig vorbereiten, alle Vor- und Nachteile abwägen“, sagte Aufsichtsratschef Marco Bode. „Das ist aus unserer Sicht nicht geschehen. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass eine solche Ad-hoc-Entscheidung jetzt nicht getroffen wird.“ Nun soll sie in der kommenden Woche gefällt werden.
In einer Dauerfehde befindet sich der deutsche Profifußball zudem mit dem Bremer Innensenator Ulrich Mäurer. Der SPD-Politiker ist eigentlich mit keiner DFL-Entscheidung einverstanden. In der Vergangenheit ging es meist um die Polizeikosten für Hochrisikospiele, die das Bundesland Bremen der DFL in Rechnung stellen möchte. In der Corona-Krise ist Mäurer auch weit von den Standpunkten des Profifußballs entfernt. Den Re-Start am 15. Mai nannte er eine „falsche Entscheidung“. Mäurer weiter: „Es war für mich nicht überraschend, dass es zu einer Vorzugsbehandlung des Profi-Fußballs kommen wird.“
Mahnung an die Fans
Mit dem Ablauf des Bremer Heimspiels gegen Leverkusen am Montagabend verknüpfte der Innensenator nun noch einmal die Fortsetzung der gesamten Saison. Er drohte mit dem Verbot von weiteren Werder-Heimspielen, falls sich Fans bei den Geisterspielen vor dem Stadion versammeln sollten. Außerdem deutete Mäurer an, ähnlich wie im Fall des Zweitligisten Dynamo Dresden die komplette Mannschaft in eine 14-tägige Quarantäne schicken zu wollen, sollte in Bremen auch nur ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet werden. Beides würde den Abschluss der Saison erheblich beeinträchtigen.
„Wenn die Geisterspiele wegen der Fans zum Infektionsrisiko werden, könnte ein Verbot unvermeidbar werden. Das Risiko, den Spielbetrieb der Bundesliga erneut unterbrechen zu müssen, ist also hoch“, sagte Mäurer dem „Spiegel“.
Claudio Pizarro in Quarantäne
Über den Fall einer möglichen Infektion eines Werder-Spielers mit dem Coronavirus sagte Mäurer: „Jeder, der intensiven Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte, geht für 14 Tage in Quarantäne. Das gilt für alle Bürger, auch wenn sie Bundesliga-Spieler sind.“
Am Freitagabend wurde bekannt, dass sich ein Werder-Profi, der Kontakt mit einem Corona-Patienten aus seinem direkten Umfeld hatte, in häuslicher Quarantäne befindet. Laut „Bild“ handelt es sich bei dem Spieler um Claudio Pizarro. Das komplette Werder-Team darf allerdings weiter trainieren und gegen Leverkusen antreten, da der Spieler selbst nach Angaben des Vereins seitdem zwei Mal negativ getestet wurde.
„Es besteht also keinerlei Risiko für unsere Mannschaft und den Staff“, sagte Sportchef Baumann.