Angeblich will der DFB die Fußball-Ikone reaktivieren. Rudi Völler lässt Spielraum für Spekulationen – anders als vor einigen Monaten.
Ex-Bayer-Manager lässt Spekulationen zuWird Rudi Völler noch einmal beim DFB zum Retter in der Not?
Sechs Wörter umfasst das Statement von Rudi Völler, das seit der Nacht zu Mittwoch die fußballdeutsche Gerüchteküche beherrscht. „Grundsätzlich sieht meine Lebensplanung anders aus“, hatte der 62 Jahre alte Ex-Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen der „Bild“ auf die Frage nach seiner Verfügbarkeit für die Nachfolge des zurückgetretenen DFB-Direktors Oliver Bierhoff geantwortet.
Laut „Bild“ und Sky soll Völler beim Deutschen Fußball-Bund einer der Kandidaten für den vakanten und mit immenser Verantwortung ausgestatteten Posten sein. Eines von Völlers sechs Worten, das „Grundsätzlich“, lässt nun Spielraum für Spekulationen – zumal der Weltmeister von 1990 am Mittwoch trotz diverser Anfragen kein weiteres Statement folgen lies. Offensichtlich genießt es der Ex-DFB-Teamchef (2000 bis 2004), dass bei der Vergabe der Rolle an ihn gedacht wird.
Perfekter Abschied im Sommer bei Bayer 04 Leverkusen
Und es klingt, als sei Völler der vielleicht größtmöglichen Herausforderung, die der deutsche Fußball aktuell zu bieten hat, nicht gänzlich abgeneigt: Die Nationalmannschaft nach drei verkorksten Turnieren in Folge zu einer glanzvollen Heim-Europameisterschaft 2024 zu managen, um dann als Held in den Sonnenuntergang zu reiten. Seinen ohnehin schon überlebensgroßen Legendenstatus in Deutschland könnte er somit weiter ausbauen.
Jonathan Tah, der seit 2015 bei Bayer 04 spielt, Völler bestens kennt und um eine Teilnahme an der EM im eigenen Land kämpfen will, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch: „Rudi könnte dem DFB und der Nationalmannschaft definitiv helfen. Ich weiß nicht, wie viel an dem Gerücht dran ist. Aber natürlich würde ich mich freuen, ihn dort zu sehen.“
Doch möchte Völler das überhaupt? Im Sommer hatte sich der frühere Torjäger bei Bayer 04 Leverkusen aus dem operativen Geschäft verabschiedet und den Sport-Geschäftsführer-Posten an den von ihm selbst angelernten Simon Rolfes weitergegeben. Gekrönt wurde Völlers Abschied von Leverkusens Erreichen der Champions League, einem rauschenden Saisonabschluss nach einem Sieg gegen den SC Freiburg und dem Erklimmen der Zäune, um mit den Fans des Werksklubs zu singen, sowie einer bewegenden Feier in der Bayer-Zentrale – ein perfekter Tag.
Doch kann Völler, der regelmäßig in seinem Büro in der Bay-Arena ist, nach wie vor Strippen ziehen: Als wichtiger Teil des Gesellschafterausschusses an der Seite von Werner Wenning, Botschafter und Gesicht des Klubs sowie Ratgeber in Zeiten der Not, wie in der Hinrunde.
Rudi Völler kann nach wie vor Strippen ziehen
Im Winter wuchs sein Einfluss. Denn auch beim DFB hat Völler seit dem WM-Debakel von Katar wieder eine Rolle inne. Er ist Teil des externen Berater-Gremiums, das einen Kandidaten für jenen Posten finden soll, für den er nun selbst im Gespräch ist. Bierhoff hatte nach der WM seine Tätigkeit beim DFB nach 18 Jahren beendet. Als mögliche Nachfolger wurden zuletzt auch Fredi Bobic, Matthias Sammer und Per Mertesacker gehandelt. Zunächst sollte ein Jobprofil erstellt werden.
Neben Völler sitzen in der Arbeitsgruppe unter der Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dessen Vize Hans-Joachim Watzke auch Bayern Münchens Ex-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, dessen Nachfolger Oliver Kahn, Ex-DFB-Sportdirektor Sammer und der ehemalige RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Die Gruppe soll am 19. Januar wieder tagen. Für Völler war die wichtigste Frage kurz nach der Berufung in das Gremium: „Wie gewinnen wir die Begeisterung und die Liebe für die Nationalmannschaft zurück, für die wichtigste Mannschaft unseres Landes?“
Schon einmal Helfer in der Not bei der Nationalmannschaft
Völler wäre als Fußball-Volksheld für viele die richtige Antwort auf seine eigene Frage. Schon im Jahr 2000 hatte er in der Not als Teamchef übernommen und die DFB-Elf 2002 überraschend zur Vize-Weltmeisterschaft geführt. Ob er sich einem ähnlichen Stress jedoch erneut aussetzen möchte, ist ungewiss. Bei Bayer 04 oder im DFB in einzelnen Fällen die Fäden zu ziehen, ist eine andere Herausforderung als das Management jener wichtigsten deutschen Mannschaft vor dem wichtigsten Turnier des Jahrzehnts.
Völler selbst hatte im Mai 2022 im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf die Frage, ob er ein wichtiges Amt in DFB oder DFL übernehmen würde, geantwortet: „Wenn du das machst, musst du diplomatisch sein. Da kannst du nicht immer deine persönliche Meinung komplett einbringen, deshalb war ich in der Hinsicht nie wirklich ambitioniert. Ich will mir immer offenhalten, meine Meinung zu sagen, denn ich liebe den Fußball zu sehr, um mich zu verstellen. Ich will mir immer die Freiheit bewahren, unabhängig zu sein.“
Nach Saisonende lieferte Völler weitere Argumente, die gegen ein hohes DFB-Amt sprechen. „Vor allem freue ich mich auf freie Wochenenden. Gefühlt habe ich seit ich 17 oder 18 bin kein klassisches Wochenende mehr gehabt“, erklärte Völler.