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Wegen anhaltender Fan-ProtesteDFL berät erneut über Investoren-Deal – Schlüsselfigur Kind äußert sich

Lesezeit 3 Minuten
Ein Eimer mit eingesammelten Tennisbällen steht am Spielfeldrand.

Proteste der Fans sorgen in den letzten Wochen regelmäßig für Spielunterbrechungen in der ersten und zweiten Bundesliga.

Der Investorenstreit im deutschen Profifußball soll endlich gelöst werden. Forderungen nach einer Neuabstimmung werden lauter.

Angesichts der anhalten Fanproteste in der Bundesliga und der sich aus den Vereinen mehrenden Rufe nach einer Neuabstimmung will sich das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach dpa-Informationen in dieser Woche noch einmal eingehend mit dem laufenden Investorenprozess beschäftigen. Dabei soll das weitere Vorgehen in der seit Wochen heftig diskutierten Causa erörtert werden.

Der 1. FC Köln hatte in einem Schreiben an die DFL, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, eine Neuabstimmung über den Einstieg eines strategischen Partners vorgeschlagen. Der Beschluss für ein Verhandlungs- und Abschlussmandat stehe „auf einem sehr fragilen Fundament“, schrieb die FC-Geschäftsführung in dem Brief, der auch an die 35 weiteren in der DFL organisierten Klubs ging.

DFL-Investorenstreit: Nur noch CVC im Rennen

DFL-Präsidiumssprecher und Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke soll dazu bereit sein, dem Kölner Begehren zu folgen. Ein offizieller Antrag, das DFL-Präsidium von dem auf der Mitgliederversammlung am 11. Dezember mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit erteilten Abschlussermessen zu entbinden, lag der DFL am Montagvormittag allerdings noch nicht vor. Dies teilte die Dachorganisation des deutschen Profi-Fußballs auf dpa-Anfrage mit.

Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Gespräche laufen derzeit nur noch mit dem Unternehmen CVC. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen.

Kind glaubt nicht an erfolgreichen Investoren-Deal

Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 glaubt nicht mehr an einen erfolgreichen Abschluss des laufenden Verhandlungsprozesses. „Die werden alle abspringen“, sagte Kind in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview im „Sportclub“ des NDR.

Kind wird im Streit um den Investorendeal eine besondere Rolle zuteil. Ihm wird unterstellt, bei der Abstimmung entgegen der Weisung des Muttervereins dem Einstieg eines Investors zugestimmt zu haben. Nur dadurch soll die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht worden sein. Die Fanorganisationen laufen dagegen Sturm, weil sie darin einen Verstoß gegen die 50+1-Regel sehen. Kind selbst zog in Zweifel, dass seine Stimme beim Votum der 36 Profiklubs im Dezember die entscheidende war.

„Nicht mehr wettbewerbsfähig“: Martin Kind befürchtet Rückschritt im deutschen Fußball

Etliche Vereine plädieren mittlerweile für eine Neuabstimmung, um das Verfahren rechtlich abzusichern. „Diese Verdachtsmomente müssen vollständig ausgeräumt werden“, hatte Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller am Sonntag erneut bekräftigt. Es gehe in erster Linie darum, „für Rechtssicherheit und Akzeptanz zu sorgen.“

Trotz der anhaltenden und immer weiter ausufernden Proteste der Fans will Kind sein Votum bei der Abstimmung allerdings in keinem Fall offenlegen. „Ich mache meine Wahl nicht öffentlich. Das lehne ich vollumfänglich ab, weil die Spielregel eine geheime Abstimmung war. Daran halte ich mich“, sagte Kind dem NDR. Auch die von den Anhängern und zahlreichen Klubs geforderte Wiederholung der Abstimmung ist für den Unternehmer keine Option.

Der Einstieg eines Investors ist laut Kind von existenzieller Bedeutung für den Profifußball. „Die DFL ist wirtschaftlich schwach. Die Infrastruktur ist teilweise nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagte Kind: „Wenn es nicht zu Investitionen kommt, bedeutet das Stagnation im Fußballmarkt – und das bedeutet Rückschritt.“ (nis mit dpa und sid)