Der Einstieg eines Investors bei der DFL könnte ernsthafte Konsequenzen für die Bundesliga-Vereine haben. Die Fans des 1. FC Köln laufen Sturm.
„Grenzüberschreitung“Fans des 1. FC Köln kritisieren DFL-Investoreneinstieg – neue Abstimmung gefordert
Die Kritik an einem möglichen Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) reißt nicht ab. Die Fans des 1. FC Köln haben in einer gemeinsamen Erklärung der aktiven Fanklubs eine erneute Abstimmung durch die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga gefordert. Im Dezember hatte eine knappe Mehrheit für den Investoreneinstieg gestimmt.
Die DFL erhofft sich durch einen Investor eine Finanzspritze von einer Milliarde Euro, gibt im Gegenzug aber beispielsweise Einnahmen aus TV-Verträgen in den kommenden 20 Jahren ab. Kritiker befürchten, dass die Vereine bei einer Stagnation des Fußballmarkts in finanzielle Schieflage geraten könnten.
1. FC Köln: Fans kritisieren „Grenzüberschreitung“ bei DFL-Investoreneinstieg
Der ohnehin klamme 1. FC Köln hatte nicht nur aufgrund der finanziellen Lage im Dezember als einer von zehn Vereinen gegen einen Investoreneinstieg gestimmt. Das genaue Abstimmungsergebnis lässt sich nicht nachvollziehen, da kurz vor der Entscheidung eine geheime Wahl beantragt wurde.
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„Die DFL hat damit eine rote Linie überschritten. Wir werden diese Grenzüberschreitung nicht akzeptieren“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins „Südkurve 1. FC Köln“, unter dem zahlreiche Fanklubs organisiert sind. Neben dem 1. FC Köln haben neun Vereine ihre Nein-Stimme öffentlich gemacht, mit dem VfL Osnabrück und dem FC Augsburg enthielten sich zudem zwei Klubs.
Bundesliga: Geheime Abstimmung über Investoreneinstieg – Martin Kind unter Druck
Kritisch wird vor allem die kurzfristige Entscheidung zur geheimen Abstimmung gesehen. Haben alle Vereine, die sich öffentlich zu ihrem Abstimmungsverhalten geäußert haben, die Wahrheit gesagt, müsste beispielsweise Martin Kind, Funktionär bei Hannover 96, entgegen der Anweisung des Vereins für einen Investoreneinstieg gestimmt haben.
Kind schweigt zu seiner Stimme und beruft sich auf die geheime Abstimmung. „Das ‚Ja‘ von Martin Kind war die letzte fehlende und alles entscheidende Ja-Stimme. In Kenntnis dieser Weisung [...] gab man den Funktionären der Vereine [durch die geheime Abstimmung] die Möglichkeit, auch entgegen der Weisung ihrer Stammvereine [...] zu stimmen. Eine eklatante Umgehung der 50+1-Regel“, kritisieren die Kölner Fans das Vorgehen.
1. FC Köln: Fans fordern neue Abstimmung über Investoreneinstieg in der Bundesliga
Sie fordern in einer Erklärung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, eine Wiederholung der Abstimmung und zeitgleich genügend Zeit für die Vereine, mit ihren Mitgliedern über den Einstieg zu diskutieren und ein Stimmungsbild einzuholen. „Nur so kann der Vereinsfußball und die 50+1-Regel gewahrt werden“, heißt es weiter.
Seit Wochen gibt es in der Bundesliga Proteste gegen einen Investoren-Einstieg bei der DFL, mehrere Bundesliga-Spiele mussten aufgrund von auf den Platz geworfenen Gegenständen minutenlang unterbrochen werden. Vereinsverantwortliche mehrerer Bundesligisten hatten die Form der Proteste in den vergangenen Wochen wiederholt kritisiert.
Investor bei der DFL – Fans sorgen sich um finanzielle Schieflage durch ausbleibende TV-Einnahmen
Die DFL erhofft sich durch einen Investoreneinstieg langfristige Mehreinnahmen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Geschäft mit dem Fußball weiter wächst. Schon jetzt wird erwartet, dass der von 2025 bis 2029 geltende TV-Vertrag deutlich weniger Geld einbringen dürfte als der aktuell laufende Deal.
„Der Investoreneinstieg ist eine Wette auf die Zukunft. Sollte diese Wette nicht aufgehen, werden die Vereine schon bald dazu gezwungen sein, eigens auferlegte rote Linien zu verrücken, um die Mindereinnahmen, die durch die Beteiligung des Investors an den Medienerlösen entstehen, ausgleichen zu können“, warnen auch die Kölner Fans.
Investor für die Bundesliga: Bewerber zieht sich zurück – CVC bekommt Geld aus Saudi-Arabien
Die DFL will Mitte April im Rahmen einer Auktion einen Investoreneinstieg finalisieren. Bis zum Mittwoch waren neben dem luxemburgischen Geldgeber CVC auch noch US-Investor Blackstone im Rennen. Blackstone zog sich überraschend zurück, wodurch die Sorge wächst, dass CVC der DFL seine Bedingungen diktieren könnte.
Das luxemburgische Finanzunternehmen hat eine breit gefächerte Menge an Geldgebern, darunter unter anderem der saudi-arabische Staatsfonds PIF. Dieser wird von der saudischen Regierung kontrolliert, die für die Verletzung von Menschenrechten international in der Kritik steht. CVC ist als Investor bereits in der spanischen La Liga oder der französischen Ligue 1 aktiv. (shh)