Zahlreiche Verträge laufen aus, manche Spieler haben Ausstiegsklauseln im Fall des Abstiegs. Doch der 1. FC Köln hat durchaus Gestaltungsmöglichkeiten.
Kaderplanung trotz TransfersperreDer 1. FC Köln kämpft um seine sportliche Zukunft
Am Mittwoch schließt das Transferfenster in den meisten Profiligen, doch der 1. FC Köln ist im aktuellen Wechseltheater allenfalls Statist. Wegen Anstiftung zum Vertragsbruch hat der Fußball-Weltverband die Kölner für zwei Registrierungsperioden gesperrt. Erst im Januar 2025 wird der FC wieder neue Spieler unter Vertrag nehmen dürfen.
Sportchef Christian Keller und seine Scouts haben sich deswegen trotzdem nicht ins Sabbatjahr verabschiedet. Im Gegenteil gibt es gerade in Zeiten der Transfersperre viel zu entscheiden. Zum Beispiel gibt es aktuell weder bei den Profis noch in der Regionalliga-Mannschaft einen Rechtsverteidiger, dessen Vertrag auch in der kommenden Saison gültig wäre. Daher loten die Verantwortlichen im Geißbockheim ihre Möglichkeiten aus.
Rasmus Carstensen (23) ist nur bis Saison-Ende von KRC Genk ausgeliehen. Benno Schmitz (29), der momentan hinter Carstensen zurückgefallen ist, hat seinen Vertrag noch nicht über den 30. Juni 2024 hinaus verlängert. Man wolle sich „bei den meisten“ Spielern, deren Verträge im Sommer auslaufen, „um Verlängerungen bemühen“, sagte Keller neulich. Ob das auf Schmitz zutrifft? Allgemein, beschrieb Keller, sei eine Verlängerung „von der Leistung abhängig“. Schmitz hatte zuletzt ein wenig den Anschluss verloren, stand gegen Wolfsburg (1:1) allerdings wieder in der Startelf. Schon bei seiner Vertragsverlängerung im Frühjahr 2022 verzichtete Schmitz auf Gehalt. Der Bayer wäre zumindest ein Spieler, den Köln sich weiterhin gut leisten könnte. Und wohl auch muss – es sei denn, man wolle Jan Thielmann vom Angreifer zum Rechtsverteidiger umschulen.
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Vier weitere Verträge enden am 30. Juni 2024: Zunächst der von Ersatzkeeper Philipp Pentke, der im Mai 39 Jahre alt wird und wohl noch ein Jahr bleiben dürfte. Im Torwartteam gibt es allerdings Unklarheiten: Sollte Jonas Urbig (19) von der Leihe nach Fürth zurückkehren und Marvin Schwäbe (28/Vertrag bis 2027) den FC nicht zugunsten eines finanzstärkeren Klubs verlassen, wäre der FC im Tor deutlich zu stark besetzt. Da läge es nahe, zumindest einen Keeper teuer abzugeben.
Auch Justin Diehls Vertrag endet im Sommer; der Offensivmann scheint trotz seiner Begnadigung weiterhin nicht bereit, sich dem 1. FC Köln über diese Saison hinaus zu verpflichten. Stattdessen strebt der gebürtige Kölner einen lukrativen Wechsel an. Immerhin ist man beim FC mittlerweile der Ansicht, den Angreifer im Abstiegskampf noch brauchen zu können. Zunächst hatte man Diehl mit der Begründung zur U21 geschickt, man sei nicht bereit, Energie in einen Nachwuchsspieler zu investieren, der noch kein Bundesliganiveau habe. Nun aber habe Diehl in der U21 ausreichende Fortschritte gemacht, um den Profis eine Hilfe zu sein. Er sei da „über seinen Schatten gesprungen“, sagte Keller.
Noah Katterbachs märchenhafte FC-Karriere steht vor dem Ende
Noah Katterbach dagegen ist beim FC in Rekordtempo von einem der größten Talente der vergangenen Jahre zur unerwünschten Person geworden. Der 22-jährige Linksverteidiger wurde seit seiner Rückkehr vom HSV im vergangenen Sommer zwar weiterbezahlt, und zwar zu den unfassbaren Konditionen, die mit ihm beim Vertragsschluss im Mai 2020 bis zum 30. Juni 2024 ausgemacht wurden. Eine Chance auf Verlängerung gab es für Katterbach nun jedoch ebenso wenig wie die Möglichkeit, noch einmal für die Profis aufzulaufen. Zuletzt war der zweimalige Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs zur Regionalliga-Reserve befohlen und seit dieser Woche freigestellt, um seine Zukunft zu klären. Das alles als Spitzenverdiener im Kölner Kader, der nach einem Probetraining als Siebenjähriger ans Geißbockheim kam, um es bis zum Profi zu schaffen. Es ist das traurige Ende eines Märchens.
Den wirtschaftlichen Schaden haben die Kölner nun zumindest ein wenig gemindert: Katterbach soll ablösefrei zum Hamburger SV wechseln, erhält allerdings eine Abfindungszahlung vom FC, um die Differenz zum neuen Gehalt ein wenig auszugleichen. Gleichzeitig erklärt sich der HSV offenbar bereit, im Fall des Erstliga-Aufstiegs eine Ablöse nach Köln zu überweisen. Bei geschätzt 600.000 Euro, die Köln dem Spieler noch bis zum 30. Juni hätte zahlen müssen, scheint das eine zwar schmerzhafte, aber gangbare Lösung zu sein.
Bleibt Dominique Heintz, der Ende August nach Köln zurückkehrte und zuletzt zwar ein paar Einsätze hatte, jedoch seit Max Finkgräfes jüngsten Auftritten zumindest auf der Position des Linksverteidigers keine großen Aussichten mehr hat. Im Abwehrzentrum ist an Timo Hübers und Jeff Chabot kein Vorbeikommen für den 30-jährigen Pfälzer. Dennoch ist eine Verlängerung über Juni 2024 hinaus denkbar, denn Heintz ist nicht teuer und gilt als wichtiger Faktor im Teamgefüge.
Und wer weiß, wie es im kommenden Sommer aussieht. Besonders Jeff Chabot dürfte sich mit seinen Leistungen auf die Wunschzettel zahlreicher Klubs gespielt haben. Ein Abschied des 25-Jährigen würde die Kölner zwar schmerzen, aber die Sanierung des Klubs voranbringen. Allerdings wäre die sportliche Wettbewerbsfähigkeit dann womöglich endgültig nicht mehr gewährleistet. Chabot gilt auch als einer der Spieler, die im Fall des Abstiegs eine Ausstiegsklausel hätten. Gleiches gilt dem Vernehmen nach für Marvin Schwäbe und Timo Hübers.
Drei Leihgeschäfte enden ebenfalls am 30. Juni 2024. In Carstensens Fall ist eine Kaufoption mit Genk verabredet, die man „mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent“ zu ziehen gedenke, sagte Christian Keller unlängst. Die Option gelte „für jedes Szenario“, der Däne bliebe also auch im Fall des Abstiegs per Option grundsätzlich beim FC. Gleiches gelte für den aus Wolfsburg ausgeliehenen Luca Waldschmidt und Faride Alidou von Eintracht Frankfurt.
Vertragslos wären im Falle des Abstiegs dem Vernehmen nach Mark Uth und Davie Selke. Während Uth wohl in Köln bleiben würde, ist die Lage bei Selke offener. Der 29-Jährige ist trotz einiger umstrittener Auftritte Kölns torgefährlichster Spieler. Nach einem Abstieg müsste er einen Zweitligavertrag unterschreiben, und es ist schwierig zu sagen, ob er dazu bereit wäre.
Dem Spieler wird nachgesagt, sich eine Fortsetzung seiner Karriere in den USA vorstellen zu können. Dann könnte die Zeit anbrechen, in der Jaka Potocnik seine Qualitäten unter Beweis stellen kann. Der Slowene ist noch bis März gesperrt und trainiert bislang mit dem Regionalliga-Team, mit dem er auch die Testspiele absolviert. Wann er in den Betrieb der Profis eingegliedert werden soll, ist bislang offen.