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„Dringend auf Medikamente angewiesen“Bundesliga-Legende Uwe Klimaschefski wird vermisst

Lesezeit 3 Minuten
Uwe Klimaschwefski stand in 404 Spielen in der Zweiten Bundesliga am Spielfeldrand. Lange war er damit Rekordhalter.

Uwe Klimaschwefski stand in 404 Spielen in der Zweiten Bundesliga am Spielfeldrand. Lange war er damit Rekordhalter. (Archivbild)

Die Sprüche, Streiche und Skurrilitäten von Uwe Klimaschewfski sind legendär. Nun wird der 84-Jährige vermisst. Seine Familie bittet um Mithilfe.

Auch wenn er nicht bei den großen Klubs tätig war, so ist er doch eine Bundesliga-Legende. Als Abwehrspieler in den 60er-Jahren bei Bayer 04 Leverkusen, dem 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC. Aber vor allem danach als schillernder, wortgewaltiger, skurriler Trainer von Bundesliga-Außenseitern wie FC 08 Homburg oder dem 1. FC Saarbrücken. Er war zudem lange Rekordhalter mit 404 Spielen als in der zweiten Liga und schrieb Geschichte: Der gebürtige Norddeutsche aus Bremerhaven war nach dem Krieg der erste deutsche Trainer in Israel (ab 1971 bei Hapoel Haifa).

Jetzt gibt es große Sorgen um den mittlerweile 84-jährigen Uwe Klimaschefski.

Familie von Klimaschefski bittet öffentlich um Hilfe bei Suche

Seine Familie hat auf Facebook einen Aufruf gestartet. Von Klimaschefski, der im Saarland lebt, gibt es seit dem 7. September keine Spur mehr. Martina und Heike Klimaschefski schrieben: „Seit dem 7. September um 17 Uhr wird Uwe Klimaschefski vermisst. Er ist mit seinem Auto (Kennzeichen: HOM UK 601) von Homburg nach Berlin gefahren. Hat dort gegen 17 Uhr eine Passantin angesprochen, um zu telefonieren. Seitdem fehlt jede Spur. Er ist dringend auf Medikamente angewiesen. Falls ihn jemand sieht, bitte die Polizei Berlin, mich bzw. meine Schwester Martina Klimaschefski benachrichtigen. Eine Vermisstenmeldung liegt der Polizei Berlin vor.“

Uwe Klimaschefski war ein äußerst unterhaltsamer, aber ganz sicher auch kein einfacher Trainer-Typ, der bei seinen Vereinen gleich mehrere Jobs übernahm – ob als eine Art Marketing-Chef, als Aushilfs-Ordner oder als Teamarzt in spe, der seinen Spielern geheimnisvolle, oft sehr stinkende Salben  verabreichte, damit diese schneller fit werden.

Als der Trainer den Platzwart am Torpfosten fesseln ließ

Im Jahr 1976 verbot der stark betrunkene Platzwart der Mannschaft des FC Homburg die Benutzung des Rasenplatzes, worauf ihn Klimaschefski an einen Torpfosten fesseln ließ. Anschließend beschossen ihn die Spieler mit den Spielbällen, bis die Ehefrau des Platzwartes ihn mit einem Messer losschnitt.

Anfang der 1980er-Jahre beobachtete Klimaschefski, dass ein amerikanischer Soldat einen älteren Mann zusammengeschlagen hatte. Der Coach stellte den Mann, wurde jedoch mit einem Messer bedroht. Daraufhin ergriff er einen Vorschlaghammer, den er im Auto hatte und rammte diesen dem Soldaten in den Bauch. Anschließend rief er die Polizei.

Durch Krankheit fielen beim FC Homburg mal sehr viele Spieler aus, weshalb der Erfolg des nächsten Spiels gefährdet war. Klimaschefski beauftragte den Platzwart, den Mittelkreis über Nacht zu bewässern, sodass Glatteis entstand. Der Schiedsrichter sagte das Spiel nach der Platzbegehung folgerichtig ab.

Als Klimaschefski hörte, dass zu einem Heimspiel des FC 08 Homburg nur rund 1.000 Zuschauer erwartet werden, versprach er via Medien für die Halbzeit ein Wettrennen von Oben-Ohne-Models. Zum Spiel kamen dann mehr als 3.000 Zuschauer, das Wettrennen war jedoch von ihm erfunden worden.

Klimaschefski über seine Spieler: „Die sind so blind, dass sie den Weg von der Kabine zum Bus nicht finden“

Auch seine Sprüche waren legendär – und gefürchtet. „Unsere Spieler können 50-Meter-Pässe spielen: fünf Meter weit und 45 Meter hoch“, zischte der aus Bremerhaven stammende Trainer. „Weitere Fragen kann ich nicht beantworten. Ich muss jetzt zu meinen Spielern. Die sind so blind, dass sie den Weg von der Kabine zum Bus nicht finden.“ Als Profi unter Klimaschefski musste man schon ein dickes Fell besitzen. Unvergessen auch der Spruch von ihm, als ein Journalist einmal wissen wollte, wann er denn gedenke, die nächsten Spieler zu verkaufen. Klimas Antwort, kurz und bündig: „Wenn die Schrottpreise wieder steigen!“

Klimaschefski war auch einer der Trainer mit der kürzesten Amtszeit im deutschen Profifußball überhaupt: Beim SV Darmstadt 98 war er im April 1990 ganze fünf Tage tätig.