Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich ist entsetzt über die Entscheidung des DFB, künftig im Jugendfußball teilweise auf den Einsatz von Schiedsrichtern zu verzichten. „Unfassbar“, twitterte Ittrich unter anderem, nachdem er bei einem Jugendfußballturnier im Hamburger Stadtteil Ohlstedt zu Gast war.
„Ich habe mir das jetzt fünf Minuten angeschaut. [...] Es gibt in den Ligen, in denen die Kinder und Jugendlichen spielen, keine Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter mehr. Das ist grundlegend falsch“, sagte Ittrich in einem dazu geposteten Video. Der DFB hatte für Jugend-Spielklassen zuletzt die Fair-Play-Liga eingeführt, in denen Spieler und Trainer sich selbst regulieren sollen.
Patrick Ittrich fordert Schiedsrichter für den Jugendfußball
„Das funktioniert überhaupt nicht, wenn nicht einer da ist, der unparteiisch ist. Was passiert stattdessen? Eltern rennen draußen hin und her wie die Tiger, schreien auf das Spielfeld“, moniert Ittrich. Auch die Trainer seien nicht besser: „Sie rennen aufs Spielfeld, beanspruchen Tore für sich [...]. Wie soll da Fair Play entstehen?“, fragt der Bundesliga-Schiedsrichter.
Er forderte, dass Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter künftig auch wieder in diesen Ligen eingesetzt würden. Der Ansatz des DFB war es ursprünglich, durch die neue Regelung die Eigenverantwortung in jungem Alter zu fördern und zugleich den Mangel an Schiedsrichtern in den Griff zu bekommen.
Kritik an Video-Statement von Patrick Ittrich zu pöbelnden Eltern
Für Ittrichs Äußerungen gab es auch Kritik. So twitterte etwa der Fußball-Journalist Tobias Escher: „Inhaltlich will ich ihm nicht einmal widersprechen. Aber 'nach fünf Minuten Anschauen' solch ein Statement rauszuhauen, spricht nicht unbedingt dafür, dass er der Idee eine faire Chance gibt. Er schaut sich das anscheinend nur an, um seine eigene Meinung bestätigt zu sehen.“
Patrick Ittrich hat in seiner Karriere 62 Spiele in der Bundesliga gepfiffen. Der 43-Jährige zählt zu den erfahreneren Schiedsrichtern der Liga. Ittrich kommuniziert im Gegensatz zu vielen anderen Schiedsrichtern häufig über die sozialen Medien und ließ sich auch von einem Film-Team begleiten. (shh)