Besonders „schutzbedürftig“Doping-Gerüchte um 15-jähriges Wunderkind Walijewa
Peking – Die Gerüchteküche brodelte, Namen und Substanzen geisterten durch Peking - und dann gab die Internationale Testing Agency, die sich für das IOC um die Dopingproben bei den Olympischen Winterspielen kümmert, tatsächlich ein Ergebnis bekannt. Hossein Saveh Shemshaki, ein Skiläufer aus dem Iran, wurde positiv auf ein verbotenes Steroid getestet.
Infos zum eigentlichen Auslöser der allgemeinen Aufregung, den Dopingspekulationen im Eiskunstlauf um das russische Wunderkind Kamila Walijewa, ließen dagegen auf sich warten.
Medaillenvergabe ausgefallen: „Offene Rechtsfrage“
Weil sie eben genau das seien, „Spekulationen“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Vormittag. Beteiligen werde er sich daran nicht: „Wir müssen abwarten - sorry.“ Es handele sich bei der ausgefallenen Medaillenvergabe für den Teamwettbewerb um eine „offene Rechtsfrage“, an der alle Beteiligten „so schnell wie möglich arbeiten“, sagte er.
Beteiligt sind auch - und nicht zuletzt - Athletinnen und Athleten aus mehreren Nationen, die keinen Einfluss auf den Fortgang des Falls nehmen können: Russland hatte die Konkurrenz am Montag deutlich vor den USA und Japan gewonnen, am Dienstag sollte die Siegerehrung stattfinden, doch zwei Tage später wird hinter den Kulissen noch immer gestritten. „Geduld und Verständnis“ habe das IOC auch von den Sportlern erbeten, sagte Adams. Der „Rechtsfall“ gestaltet sich offenbar extrem kompliziert.
Extrem komplizierter Fall um Walijewa
Und das könnte mit Walijewa zusammenhängen, die in den Mittelpunkt der Spekulationen gerückt war. Die Europameisterin soll laut russischen Medien positiv auf das Stimulans Trimetazidin getestet worden sein - und zwar vor den Winterspielen, angeblich im Dezember. Zunächst hatte das Portal insidethegames über den Fall berichtet, dann nannten auch die russischen Zeitungen Kommersant und RBC eigene Quellen. Das Problem: Walijewa ist erst 15 Jahre alt und damit laut WADA-Code besonders „schutzbedürftig“.
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Am Donnerstag trainierte sie in Peking für die Einzelentscheidung am Dienstag und Mittwoch und äußerte sich anschließend nicht. Der Weltverband ISU verwies auf das Internationale Olympische Komitee. Olga Jermolina, Sprecherin des russischen Eiskunstlaufverbandes sagte der Nachrichtenagentur TASS: „Kamila ist nicht von den Spielen ausgeschlossen. Wir warten auf ein offizielles Statement des IOC.“
Die vermeintliche Substanz, von der RBC aus zwei Quellen erfahren haben will, ist in der Sportwelt bekannt. Trimetazidin wird zur Prophylaxe von Angina verschrieben und kann laut WADA die Ausdauer und den Blutfluss steigern. Seit 2014 steht es auf der Liste der verbotenen Medikamente, 2018 in Pyeongchang war die russische Bobfahrerin Nadescha Sergejewa darauf getestet worden, auch der chinesische Schwimmstar Sun Yang wurde einst mit Trimetazidin erwischt.
Russland ist als Nation noch immer bei Großereignissen gesperrt
Dass ein möglicher Dopingfall im russischen Team für mehr Aufregung sorgt als eine positive A-Probe eines Iraners, liegt auf der Hand. Die Manipulationen der Sotschi-Spiele 2014 wirken nach, Russland ist als Nation noch immer bei Großereignissen gesperrt. Seine „neutralen Athleten“, die nachgewiesen haben, sauber zu sein, dürfen in Peking nur unter dem Namen des Nationalen Olympischen Komitees (ROC) teilnehmen, Flagge und Nationalhymne sind verboten.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Sanktionen vor dem Start der Winterspiele erneut scharf kritisiert und ein staatlich unterstütztes Dopingprogramm geleugnet. „Die Praxis der kollektiven Bestrafung für Vergehen, die von Einzelpersonen begangen wurden, ist inakzeptabel“, sagte Putin: „Russland ist und bleibt den traditionellen olympischen Werten verpflichtet.“ (oke/sid)