AboAbonnieren

FC in der AnalyseKölner verspielen Führung im Rheinderby – Struber spricht von „Blackout-Moment“

Lesezeit 5 Minuten
Die FC-Profis nach dem Unentschieden gegen Düsseldorf.

Die FC-Profis nach dem Unentschieden gegen Düsseldorf.

Gegen schwache Düsseldorfer konnte der FC nur ein Tor erzielen. Die Defensive stand weitestgehend kompakt. Ein vermeidbares Handspiel beraubt den FC am Ende um zwei Punkte.

Im Derby gegen Fortuna Düsseldorf lief im Rhein-Energie-Stadion bereits die 87. Minute, der 1. FC Köln wähnte sich auf der Siegerstraße. Nach einem Treffer von Florian Kainz (67.) führte er verdient mit 1:0, weil er zumindest die deutlich aktivere Mannschaft in einem teilweise sehr zähen, ereignisarmen Spiel war.

Doch dann leistete sich Joël Schmied, der Winter-Neuzugang der Kölner, einen folgenschweren Blackout. Nach einer Flanke riss der Innenverteidiger im eigenen Strafraum den Arm hoch und berührte den Ball deutlich. Eine vollkommen unnötige Volleyball-Einlage, die einen Strafstoß für die lange Zeit äußerst ungefährlichen Gäste zur Folge hatte. Diesen verwandelte Isak Bergmann Johannesson souverän zum 1:1-Endstand.

FC verspielt Sieg: „Wir haben heute zwei Punkte verschenkt“

Es war ein Remis, das sich für die Kölner wie eine Niederlage anfühlte. Bereits im Hinspiel in Düsseldorf (2:2) hatte der FC den Sieg in der Nachspielzeit noch äußerst unglücklich aus der Hand gegeben.

Und so war die Laune bei den Kölnern kurz vor dem Karnevals-Höhepunkt eher auf Aschermittwochs-Niveau. „Das ist richtig bitter und tut sehr weh. Wir haben heute zwei Punkte verschenkt. Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert. Doch dann gibt es die Phase vor dem Tor, die wir souveräner wegverteidigen müssen. Und es folgt ein Blackout-Moment. Wenn man sich das Spiel anschaut, dann steht diese Punkteteilung in keinerlei Relation“, haderte Kölns Trainer Gerhard Struber, der auch eine Aktion vor dem Tor monierte.

Gerhard Struber unzufrieden mit Entscheidung gegen Maina

Kölns Außen Linton Maina war zuvor von Düsseldorfs Isländer Valgeir Lunddal mit der Hand am Hals umgerissen worden. Eine Szene, die auch vom VAR gecheckt, allerdings nicht als regelwidrig eingestuft wurde. Die Kölner sahen dies gänzlich anders. „Das war ein Foulspiel. Der Schiedsrichter, sein Team und der Kölner Keller haben es aber anders gesehen“, schimpfte Struber, der unmittelbar nach dem Spielende von Schiedsrichter Michael Bacher (Augsburg) die Gelbe Karte gesehen hatte. „Ich habe dem Schiedsrichter ein kritisches Feedback gegeben. Ich bin darüber oft sehr dankbar, der Schiedsrichter war es nicht“, schilderte Struber süffisant.

Richtig bedient waren auch die FC-Profis. „Düsseldorf hat nach vorne kaum bis gar nichts gemacht. Jetzt stehen die Düsseldorfer zum zweiten Mal in der Kurve und lassen sich für ein Unentschieden gegen uns feiern“, haderte Linksverteidiger Leart Pacarada. Schmied hatte nach dem Spiel von sich aus ein paar Worte an die Teamkollegen gerichtet, offenbar wollte er sich entschuldigen. „Joël hat da ein paar kurze Worte an die Mannschaft gerichtet. Das sind Fehler, die dürfen nicht passieren, aber die passieren nun einmal. Aber er weiß ganz genau, dass die Mannschaft da so gefestigt ist, dass er da sofort aufgefangen wird“, sagte Pacarada.

FC-Kollegen nehmen Schmied in Schutz: „Müssen den Jungen jetzt wieder aufbauen“

Kapitän Timo Hübers sah es ähnlich: „Joël muss sich dafür nicht entschuldigen, da lag ja keine böse Absicht vor. Wir müssen den Jungen jetzt wieder aufbauen.“

Die Konsequenz für den FC: Das Struber-Team hat nach dem 23. Spieltag die Tabellenführung erneut an den Hamburger SV abgeben müssen. Und da dem FC der achte 1:0-Sieg in dieser Saison nicht gelang, konnte er die Fortuna auch nicht auf sechs Punkte distanzieren, die mit drei Zählern Rückstand weiter in Lauerstellung liegt. Es geht insgesamt weiterhin sagenhaft eng an der Tabellenspitze zu, den HSV und den Sechsten Paderborn trennen gerade einmal vier Punkte.

Weltmeister und FC-Legende Lukas Podolski auf der Südtribüne.

Lukas Podolski löste sein Versprechen ein und schaute das Spiel auf der Südtribüne.

Trainer Struber hatte vor dem Anpfiff zwei Änderungen in der Mannschaft vorgenommen. Für den gesperrten Jan Thielmann und den angeschlagenen Damion Downs begannen Jusuf Gazibegovic und Startelf-Debütant Imad Rondic. Der FC war von Anfang an das aktivere Team in einem Spiel, das allerdings niveauarm und ohne große Höhepunkte blieb. Beiden Mannschaften fehlten die Ideen und Durchschlagskraft, sie scheuten das Risiko. Für ein Derby war wenig Feuer im Spiel, das brannte dafür auf der Südtribüne. Auf der feuerte auch Lukas Podolski den FC an, der Kölner Weltmeister machte sein vor längerer Zeit getätigtes Versprechen wahr und fieberte in Block S3 bei der aktiven Fanszene mit.

Linton Maina auf Florian Kainz zur FC-Führung

Struber brachte zum zweiten Durchgang Luca Waldschmidt für Mathias Olesen und kurz darauf Downs für Rondic, doch Torgefahr blieb weiter Fehlanzeige. Das 1:0 für die Hausherren lag nicht unbedingt in der Luft, fiel dann aber in der 67. Minute doch, weil die Kölner es mal schnell und schnörkellos machten.

Downs leitete den Ball im Halbfeld weiter auf Maina, der zeigte Düsseldorfs Siebert die Hacken und legte überlegt in den Rückraum auf Florian Kainz ab, der per Linksschuss ins linke untere Eck zur Führung traf. Die war auch verdient. Der FC hatte mehr Ballbesitz (57 zu 43 Prozent), mehr Ecken (7:0), mehr Flanken (25:10).

Leistungsabfall in der Schlussphase: „Sind zu passiv geworden“

Doch am Ende müssen sich die Kölner allerdings den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich ohne Not von bis dato vollkommen harmlosen Fortunen noch einmal nach hinten drängen ließen. „Nach der Führung sind wir zu passiv geworden“, befand auch Pacarada. Düsseldorf tat nach einem Dreifach-Wechsel tatsächlich noch einmal was für die Offensive. Der Lattenschuss von Vermeij hätte die letzte Warnung für den FC sein müssen (84.), war es aber nicht. Dann half Schmied den Gästen.

Köln: Schwäbe - Hübers, Schmied (90. Tigges), Heintz - Gazibegovic (89. Telle), Olesen (46. Waldschmidt), Kainz, Pacarada - Ljubicic, Maina - Rondic (56. Downs).

Düsseldorf: Kastenmeier - Lunddal, Oberdorf, Siebert (75. André Hoffmann), Heyer - Haag, Jóhannesson - Pejcinovic (75. Niemiec), Appelkamp (62. Danny Schmidt), van Brederode (62. Kwarteng) - Kownacki (75. Vermeij).

Schiedsrichter: Bacher (Amerang).- Tore: 1:0 Kainz (67.), 1:1 Jóhannesson (90., Handelfmeter).

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft.)