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Bundesliga-KolumneBig City Chaos! Hertha zieht die Notbremse

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Manager Michael Preetz (l.) und Trainer Bruno Labbadia wurden bei Hertha BSC von ihren Aufgaben entbunden.

Rundumschlag in Berlin. Hertha BSC hat sich einen Tag nach dem 1:4-Debakel gegen Werder Bremen nicht nur von Trainer Bruno Labbadia, sondern auch von Manager Michael Preetz getrennt. Labbadias neunmonatige Amtszeit war nur ein Intermezzo für den Verein, Preetz’ Demission ist dagegen eine Zäsur. Schließlich war dieser insgesamt 25 Jahre für Hertha als Spieler und Verantwortlicher tätig. War die Trennung denn alternativlos?

Ja, sie war sogar überfällig. Der Druck auf den Manager wurde immer größer. Früher konnte Preetz bei ausbleibendem Erfolg noch auf die chronisch leere Vereinskasse verweisen, jetzt hatte er keine Argumente mehr. Investor Lars Windhorst pumpte bisher rund 274 Millionen Euro in den Verein. Dennoch stellte sich kein Erfolg ein. Der Europapokal, besser noch die Champions League, war das Ziel des selbst ernannten „Big City Club“. Der Abstiegskampf ist die Realität. Preetz kaufte mit viel Geld keine Mannschaft zusammen, sondern verpflichtete nur teure Solisten. Erneut lag er bei der Kaderplanung daneben. Präsident Werner Gegenbauer galt als dessen Fürsprecher, doch jetzt war das Maß voll. Sicher hatte Preetz in seinen über elf Jahren Verdienste, am Anfang machte er aus wenig relativ viel, doch in seine Ära fallen auch zwei Abstiege. Und Labbadia war bereits sein elfter Coach. Insbesondere seit Sommer 2019 ging es auf der Trainerbank konfus zu: Ante Covic (Juli 2019 bis November 2019), Jürgen Klinsmann (November 2019 bis Februar 2020), Alexander Nouri (Februar 2020 bis April 2020) und Labbadia (Punkteschnitt 1,07) durften sich erfolglos versuchen.

Warum scheiterte Labbadia?

Ganz sicher machte der Ex-Stürmer nicht alles richtig, doch in erster Linie scheiterte er wohl an der Disziplin- und Sorglosigkeit einiger Spieler. Zudem fand er offenbar nicht den richtigen Zugang zur Mannschaft, die ihn am Ende im Stich ließ. Der 54-Jährige behielt allerdings die Fassung und bewies Geradlinigkeit. Labbadia, der im Herbst 2019 auch beim 1. FC Köln als Trainer im Gespräch war und seinem Ex-Klub damals einen Korb gab, sollte nicht den ganz großen Schaden davontragen. Da er noch bis Ende Juni 2022 unter Vertrag stand, kassiert er zudem eine stattliche Abfindung.

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Dass bei Hertha einiges im Argen liegt, hatte doch bereits Jürgen Klinsmann nach seinem Abgang im vergangenen Frühjahr angeprangert. In einem seitenlangen, eigentlich internen „Tagebuch“, das der Öffentlichkeit zugespielt worden war, hatte der Weltmeister mit dem Klub abgerechnet und schwere Vorwürfe insbesondere gegen Preetz und Gegenbauer erhoben. Also war an diesen doch was dran?

Klinsmanns kuriose Bestandsaufnahme hatte sicher einen wahren Kern. Doch seine Flucht nach nur zehn Wochen im Amt, via Facebook-Post angekündigt und per Live-Video erklärt, sowie der Stil seiner „Tagebücher“ waren derart peinlich, dass vieles im Sande verlief und Preetz und Co. weitermachen konnten.

Wer hat jetzt eigentlich die Entscheidungen getroffen?

Das Präsidium. Carsten Schmidt, seit Dezember Vorsitzender der Geschäftsführung, ist der neue starke Mann. Doch alleine konnte er Preetz nicht freistellen, er hat allerdings eine Empfehlung an das Präsidium gegeben. Das berief Preetz ab, der Aufsichtsrat bestätigte die Entscheidung. Investor Windhorst war angeblich nicht involviert. Doch es hieß, dass er den Glauben an den Sportchef längst verloren hatte.

Und wer folgt auf das Duo?

Sportdirektor Arne Friedrich wurde bis zum Sommer zum Kaderplaner befördert. Den nächsten Trainer wollen die Berliner möglichst schon am Montag präsentieren. Schmidt bestätigte, dass der Ex-Coach und aktuelle U-16-Trainer Pal Dardai zu den Kandidaten gehört. Der ist bei den Fans beliebt. Heiß gehandelt wird zudem Ralf Rangnick, doch es ist nicht mal sicher, ob dieser überhaupt will. Ein weiterer Kandidat soll der Ex-Schalker Domenico Tedesco sein.

Was bedeutet das Chaos an der Spree für den Abstiegskampf?

Das lässt sich schwer abschätzen. Hertha machte zuletzt einen bedenklichen Eindruck und rutschte immer mehr ab, doch selbst der falsch zusammengestellte Kader der Berliner hat eigentlich mehr Qualität als der vieler Konkurrenten im Keller. Arminia Bielefeld hat durch das herbe 1:5 gegen Frankfurt zwar einen Rückschlag erlitten, doch zuvor hatte sich der Aufsteiger und Außenseiter sehr stabil präsentiert. Ein überraschend eindrucksvolles Lebenszeichen gab Mainz 05 ab. Der FSV rang das Spitzenteam Leipzig nach einem mitreißenden Spiel mit 3:2 nieder. Was zur Folge hatte, dass die Mainzer endlich eine zweistellige Punkteausbeute vorweisen können und die Gäste ihre Titel-Ambitionen bereits abhakten. Und Bremen hat sich durch den Erfolg in Berlin vorerst aus dem größten Schlamassel befreit.