- Borussia Dortmund verliert am Freitagabend bei Borussia Mönchengladbach und droht den Anschluss an die Champions-League-Ränge zu verlieren.
- In der kommenden Saison könnte der jetzige Gladbacher Trainer Marco Rose beim BVB anheuern.
- Die Verantwortlichen müssen aber nach ständigem Hin und Her in den vergangenen Jahren aber zunächst für sich klären, wofür der Verein eigentlich stehen soll.
Köln – Es ist die Ironie des Fußballgeschäfts, dass sich Marco Rose mit dem Sieg seiner Mönchengladbacher am Freitag die Tür beim Gegner noch ein Stück weiter aufgeschlagen hat. Die Anzeichen verdichten sich, dass der Gladbacher Erfolgstrainer zur kommenden Saison die Borussia wechselt und beim BVB anheuert. Dabei sitzt das eigentliche Problem bei Borussia Dortmund schon lange nicht mehr auf der Trainerbank.
Rose wäre der sechste Trainer innerhalb der vergangenen sechs Jahre beim BVB. Das ist die Bilanz eines Chaos-Klubs. Es ist ohne Zweifel das große Verdienst von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, aus dem sportlichen Erfolg der Klopp-Ära ein derart stabiles wirtschaftliches Fundament gebaut zu haben, dass der Klub seine Stellung als Nummer zwei des deutschen Fußballs zementiert hat. Sportlich hingegen haben es die Verantwortlichen verpasst, dem Verein eine neue Identität zu geben – oder die alte zu bewahren.
Ratlosigkeit bei der Trainerwahl
Ausdruck dessen ist die Trainerwahl der vergangenen Jahre, die den Eindruck von Ratlosigkeit hinterlässt. Nach sieben Jahre Vollgas-Fußball unter Klopp sollte Tuchel, der seine Bewunderung für Pep Guardiola nicht verheimlichte, einen dominanten Stil etablieren. Zwei Jahre später war der Wunsch nach pressingbasiertem Fußball wieder so groß, dass Peter Bosz von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde. Fünf Monate später sollte Peter Stöger die Saison retten, weil sich Boszs Pressing-Ansatz als Harakiri entpuppte. Weil Stöger stabil, aber höchst unansehnlich spielen ließ, sollte Lucien Favre wiederum ein halbes Jahr später wieder die Kunst des dominanten und schönen Fußballs etablieren. Knapp zweieinhalb Jahre später war auch diese Art nicht mehr gewünscht.
Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass Interimstrainer Edin Terzic im Dezember ankündigte, wieder „typischen BVB-Fußball“ spielen lassen zu wollen. Was er wohl meinte: Klopp-Fußball. Das ständige Hin und Her spiegelt sich seit Monaten auch auf dem Platz wider. Mannschaften mit klarem Plan haben trotz teils eklatanter individueller Unterlegenheit immer eine gute Chance, die häufig vor Planlosigkeit strotzende Mannschaft zu besiegen. Unter dem Strich stehen bislang sieben Niederlagen in 18 Bundesliga-Spielen.
Wird Marco Rose neuer BVB-Trainer?
Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund müssen bis zum Sommer zunächst dringend herausfinden, welchen Weg sie strategisch einschlagen wollen. Und im Anschluss klären, welchem Trainer sie zutrauen, diesen Weg einzuleiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Marco Rose sein wird, ist am Freitagabend jedenfalls nicht gesunken.