Kölns Ex-CoachManfred Schmid erklärt den neuen FC-Trainer Gerhard Struber

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Manfred Schmid, Trainer des Wolfsberger AC, und Gerhard Struber, Coach von RB Salzburg, begrüßen sich herzlich.

Sie kennen sich lange und schätzen sich: Manfred Schmid (l.) und der neue FC-Trainer Gerhard Struber im August 2023 vor einem Erstligaspiel ihrer Ex-Klubs Wolfsberg und Salzburg

Sie spielten zusammen, machten zusammen den Trainerschein, sind befreundet: Ex-FC-Coach Manfred Schmid spricht im Interview über den neuen Kölner Trainer.

Manfred Schmid, der bis 2021 insgesamt acht Jahre beim 1. FC Köln als Coach und überwiegend als Co-Trainer von Peter Stöger tätig war, und Gerhard Struber kennen sich seit über zwei Jahrzehnten. Sie haben zusammen beim Linzer ASK gespielt, den Trainerschein im selben Lehrgang erworben und standen sich in Österreichs Bundesliga mit ihren Mannschaften auch an der Seitenlinie gegenüber, zuletzt in der vergangenen Saison mit dem Wolfsberger AC (Schmid) und RB Salzburg (Struber). Wenn jemand weiß, wie der neue FC-Trainer Struber tickt, dann Schmid.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach mit dem 53-Jährigen über den neuen FC-Coach, dessen Eigenschaften und Arbeitsweise, über Parallelen zur Zweitliga-Saison der Kölner 2013/14 und darüber, was der gebürtige Wiener in der kommenden Zeit plant.

Herr Schmid, Sie kennen Gerhard Struber seit vielen Jahren. Auf was für einen Coach kann sich der FC einstellen?

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Manfred Schmid: Auf einen, der eine klare Spielphilosophie verfolgt, der einen klaren Plan entwickelt und dann auch umsetzt. Er will, dass seine Mannschaft offensiv und dominant auftritt, aggressiv presst und auf viele zweite Bälle aus ist. Bei RB Salzburg ließ er vorwiegend in der 4:2:2:2-oder 4:3:1:2-Grundordnung spielen. Aber Gerd ist auch kein sturer Verfechter seiner Spielphilosophie, bei Bedarf kann er sein System schon anpassen.

Waren Sie überrascht, dass die Wahl des FC auf Struber fiel?

Ich habe nicht damit gerechnet. Alleine deshalb, weil einige andere Trainer-Kandidaten beim FC im Gespräch waren. Ich denke, Sportchef Christian Keller gefällt die Spielphilosophie von RB, er würde seine Mannschaft in der 2. Bundesliga auch gerne so spielen lassen. Gerd stammt ja aus der RB-Schule, zudem verfügt er über ein gutes Netzwerk. Ich bin überzeugt, dass er auch als Typ ganz gut nach Köln passt. Er ist ein kommunikativer Mensch. Er ist umgänglich, kann locker sein, aber dann ist er auch wieder sehr konsequent, wenn es darauf ankommt. Mit „Strubsi“ kann man Spaß haben. Und den Schmäh beherrscht er auch.

„Strubsi“?

Ja, so heißt er bei uns eigentlich schon immer. Ich hoffe, er hat jetzt kein Problem damit, dass ich das mal so ausgeplaudert habe (lacht).

Allerdings war Struber der erste Trainer, der erstmals seit 2013 mit Salzburg nicht Meister und stattdessen im April entlassen wurde. Wie lässt sich das einordnen?

Der neue Meister Sturm Graz hat eine starke Saison gespielt. Bei Sturm ist etwas gewachsen, der Großteil der Truppe ist seit vier Jahren zusammen und wurde punktuell sehr gut verstärkt. Salzburg hatte dagegen vielleicht nicht mehr solch einen starken Kader wie in den Jahren zuvor, zudem fehlte RB vorne ein Knipser. Dazu gesellten sich dann auch noch einige Verletzte.

Anfang des Jahrtausends waren sie beide beim Linzer ASK aktiv.

Wir waren Führungsspieler in einer für den Klub schwierigen Zeit. Gerd war ein technisch guter, laufstarker Mittelfeldspieler, den schon damals viel Fußballverstand ausgezeichnet hatte. Er war einer, der viel gesprochen und dirigiert hat. Wir hatten uns von Anfang an gut verstanden und sind Freunde geworden. Wir sehen uns nicht permanent, verstehen uns aber richtig gut. Wir haben zusammen den Trainerschein gemacht, während seiner ersten Auslandsstation beim FC Barnsley habe ich ihn auch mal besucht. Der Kontakt ist nie abgerissen.

Sie waren mit kurzer Unterbrechung bis Mitte 2021 fast acht Jahre für den FC tätig. Hat Sie der erneute Abstieg überrascht?

Ich habe natürlich fast alles beim FC verfolgt, der Klub und die Stadt sind für mich und meine Familie mit den Jahren zur zweiten Heimat geworden. Der FC hängt mir am Herzen, die Zeit in Köln werde ich nie vergessen, deshalb trifft mich ein Abstieg des Vereins auch. Weil ich weiß, wie viele Menschen er betrifft und wie er ihnen nahe geht. Steffen Baumgart hatte zwei Jahre lang einen hervorragenden Job gemacht und vielleicht dafür gesorgt, dass die Mannschaft über ihren Möglichkeiten performt hat. Warum das dann nicht mehr der Fall war, dazu will ich mich als Außenstehender nicht äußern. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Mannschaft eigentlich das Potenzial gehabt hätte, zumindest in der Liga zu bleiben. Der FC hat nie richtig in die Spur gefunden.

Jetzt heißt die Realität erneut 2. Bundesliga. Sie kennen die Situation, mit Peter Stöger übernahmen Sie den Trainer-Job beim FC 2013 auch in Liga zwei.

Für den FC war es damals die zweite Zweitliga-Saison in Folge, wir hatten zu Beginn fast keine Mannschaft beisammen und kaum finanziellen Handlungsspielraum. Der Verein konnte noch ein paar gute Transfers wie den von Patrick Helmes, Anthony Ujah oder Marcel Risse realisieren. Wir hatten es recht schnell geschafft, einen guten Teamgeist zu entwickeln. Die Mannschaft ist zu einer echten Einheit geworden, die in einen Lauf geraten ist. Dafür war es aber wichtig, die 2. Bundesliga von Anfang an richtig anzunehmen. Es geht in dieser Liga eben nicht in erster Linie darum, schön zu spielen, sondern darum, erfolgreich zu sein. Gegebenenfalls muss man als größerer Verein dann auch seinen Fußball dementsprechend anpassen. Das hatten wir getan. Und dazu ist meiner Meinung nach der FC auch in der kommenden Saison in der Lage. Es war jetzt wichtig, dass der Verein viele wichtige Spieler, auch die mit Ausstiegsklauseln, halten konnte. Die Transfersperre macht es natürlich kompliziert, doch mit diesem Kader sollte der FC in der Lage sein, im oberen Drittel mitzuspielen.

Sie haben jüngst den Wolfsberger AC nach 15 Monaten und einem ordentlichen siebten Platz verlassen. Warum? Was sind Ihre Pläne?

Die Trennung war im gegenseitigen Einvernehmen, wie es so schön heißt. Wir hatten unterschiedliche Ziele. Ich brauche jetzt keine Pause und bin offen für etwas Neues. Gerne auch in Deutschland, das ist schon ein Zielgebiet. Ich traue mir es auch absolut zu, ein Profi-Team in Deutschland zu übernehmen.

Und wie ist heute Ihr Verhältnis zu Peter Stöger? Manche behaupten, es sei unterkühlt?

Gut, dass Sie das fragen. Peter und ich wissen wirklich nicht, was der Ursprung für diese Gerüchte ist. Wir verstehen uns prima. 

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