Beim FC Bayern herrscht vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal Alarmstufe Rot.
„Sollten uns schämen“Wütender Kabinenbesuch: Max Eberl greift seine Bayern-Stars an
Nach dem Debakel beim 1. FC Heidenheim hat die ohnehin schon lange angespannte Stimmung beim FC Bayern München ihren neuesten Tiefpunkt erreicht. Die Niederlage gegen den FCH bedeutete das Ende einer beeindruckenden Serie. Der deutsche Rekordmeister verlor erstmals seit über 23 Jahren wieder gegen einen Bundesliga-Neuling.
„Wir sollten uns ein Stück weit schämen und das Bayern-Wappen würdiger vertreten“, schimpfte Sportvorstand Max Eberl und blickte mit großer Sorge auf das immens wichtige Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) beim FC Arsenal.
Max Eberl: „So brauchst du nicht nach London fahren“
Eigentlich sind die Bayern ein Angstgegner für die Londoner. Die vergangenen drei Champions-League-Duelle mit dem englischen Fußball-Topclub gewannen die Münchner jeweils hoch mit 5:1. Aber das ist halt schon ein paar Jahre her - und das aktuelle Bayern-Team flößt im Frühjahr 2024 keinem Gegner mehr Furcht ein - oder?
Eberl sieht inmitten der völlig verkorksten Saison der Bayern nicht wirklich Aussicht auf Besserung. Was ihm für die Königsklasse, der allerletzten Titelchance in dieser Saison, Hoffnung mache? „Momentan fällt mir da nicht so viel ein. Bist du eine Spitzenmannschaft? Danach sieht es im Moment nicht aus“, sagte Eberl nach dem ernüchternden 2:3 (2:0) beim aufmüpfigen Liga-Neuling restlos bedient.
„So brauchst du am Dienstag nicht nach London fahren“, ergänzte der 50-Jährige angesichts der verheerenden Vorstellung in der zweiten Halbzeit, in der die Bayern fahrlässig und amateurhaft gegen einen bis dahin mutlosen FCH eine Zwei-Tore-Führung verspielten. In London, meinte Eberl mit finsterer Miene, „musst du den Turnaround schaffen, um nicht richtig einen auf die Nase zu bekommen“.
Champions League: Partie gegen den FC Arsenal könnte Endspiel für Thomas Tuchel sein
Den sichtlich frustrierten Trainer Thomas Tuchel, der auch für diesen desaströsen Auftritt „keine Erklärung“ hatte, nahm Eberl trotz der anhaltenden Misere von seiner Kritik aus. Sky-Experte Lothar Matthäus mutmaßte zwar, dass die Bayern doch noch schnell reagieren könnten, schließlich brauche die Mannschaft „einen neuen Impuls“. Doch Eberl sieht dies offenbar anders: „Thomas war sehr emotional die Woche, er hat alles in den Besprechungsraum gelegt. Wenn du so was zurückbekommst, ist das definitiv nicht das, was er verdient hat.“
Nichtsdestotrotz berichtet die „Münchner Abendzeitung“ von einem Endspiel für Trainer Tuchel. Sollten die Bayern gegen Arsenal verlieren, dürfte der Verein die Notbremse ziehen und die Saison entgegen aller vorherigen Signale ohne den 50-Jährigen beenden. Als Interimslösungen sind laut dem Bericht Hermann Gerland und Ex-Spieler Miroslav Klose im Gespräch.
Bericht: Max Eberl marschiert in die Bayern-Kabine
Von derartigen Plänen ließ Eberl am Samstag noch nichts durchschimmern. Viel mehr nahm der gebürtige Bayer mit deutlichen Worten die Spieler in die Pflicht. „Das sind alles Nationalspieler, die sind deutscher Meister und Champions-League-Sieger. Da erwarte ich mir mehr Mannhaftigkeit. Wenn Bayern München denkt, du kriegst ein Spiel mit drei Prozent weniger über die Runden - einen Scheißdreck kriegst du“, polterte er. Und weiter: „Alle fordern immer, alle wollen immer, aber wenn es darauf ankommt, ist es nicht Bayern München, wie man es kennt.“
Diese Botschaft schien Eberl den Stars noch einmal höchstpersönlich überbringen zu wollen. Laut Informationen der „Bild“ stattete der angefressene Bayern-Boss den Spielern am Sonntagmorgen einen fast einstündigen Kabinenbesuch an der Säbener Straße ab.
An einen Leistungsschub auf Knopfdruck glaubt Eberl nicht. „Zu hoffen, das ist jetzt Arsenal, das ist jetzt Champions League und da straffen wir uns, das wird so einfach nicht funktionieren“, sagte der Sportvorstand bereits am Samstag.
FC Bayern: Wieder Schluss im Champions-League-Viertelfinale?
Ein Jahr vor dem Champions-League-Finale im eigenen Stadion droht dem FC Bayern gegen den Tabellenführer der Premier League zum vierten Mal in Folge das Aus im Viertelfinale der Königsklasse. Als kleiner Mutmacher dient allenfalls, dass die in Heidenheim angeschlagen fehlenden Manuel Neuer, Leroy Sané und Kingsley Coman im Emirates Stadium wieder dabei sein könnten.
Der mögliche Halbfinalgegner ist auch schon bekannt, es wäre Titelverteidiger Manchester City oder Champions-League-Rekordsieger Real Madrid. Und zum Endspiel ginge es dann noch mal zurück nach London. Aber Wembley am 1. Juni scheint für die Frühjahrs-Bayern des scheidenden Trainers Tuchel gerade unerreichbar weit entfernt. (nis mit dpa/sid)