Kommentar zu Bayern-BossRummenigges Impf-Vorstoß ist alles andere als glaubwürdig
Köln – Karl-Heinz Rummenigge sorgt dieser Tage mit Äußerungen zu verschiedensten Themen für Aufreger in Serie. Vor Weihnachten hatte Bayern Münchens Vorstandschef nach der Spuckattacke von Mönchengladbachs Marcus Thuram gegen Hoffenheims Stefan Posch beim Fußball-Stammtisch „Doppelpass“ in die Runde gefragt, was wohl passiert wäre, „wenn es umgekehrt passiert wäre, der Posch den Thuram bespuckt hätte – dann hätten wir wieder eine Rassismus-Debatte, oder was?“
Nach dieser beeindruckend unreflektierten Äußerung, die vor allem am rechten äußeren Rand Zuspruch fand, folgte kürzlich der Wutausbruch nach der etwas chaotisch verlaufenen Anreise zur Klub-WM nach Katar. Rummenigge hatte sich darüber echauffiert, dass das Nachtflugverbot am neuen Berliner Flughafen auch für die Maschine des FC Bayern gilt: „Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben.“
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In Katar nahm sich Rummenigge dann nach dem eher kleingeistigen Flug-Ärger wieder ein Thema der großen Weltpolitik zur Brust: die Impf-Strategie. Profifußballer könnten nach Ansicht des 65-Jährigen als Vorbild bei möglichen Impf-Zweifeln dienen. „Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung“, sagte Rummenigge bei Sport1. Man wolle sich „überhaupt nicht vordrängeln“, aber Fußballer könnten „als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten“.
Über den Vorschlag kann man diskutieren
Nun lässt sich nur schwer überprüfen, ob Rummenigges Ansatz an sich ein guter ist. Vielleicht würden Bayern-Stars, die sich live auf dem Instagram-Kanal des Rekordmeisters impfen lassen, tatsächlich Zweifler überzeugen. Vielleicht würden weitere Privilegien für hochbezahlte und rundum versorgte Superstars aber auch einen gegenteiligen Effekt haben. Doch ist hier viel mehr als der Vorschlag an sich sein Absender das Problem.
Rummenigge ist so regelmäßig mit kruden Theorien in der Öffentlichkeit präsent, dass es ihm an Glaubwürdigkeit mangelt, um einen solch brisanten Impf-Vorstoß als Akt der Barmherzigkeit des FC Bayern zu verkaufen. Und nicht als schnellen Weg aus der Corona-Blase oder hin zum Schutz der wertvollen Spieler vor dem Virus.
Die Sache mit der Maske
Dass Rummenigge geschäftliche Interessen nicht unbedingt gesellschaftlichen unterordnet, ist kein Geheimnis: Die langjährige Partnerschaft zwischen dem FC Bayern und Katar, die den Münchenern Millionen einbringt, den unter Verstößen gegen die Menschenrechte leidenden Menschen im Emirat aber nur sehr wenig, ist beispielsweise wenig vorbildlich.
Ebenso wie Rummenigges offensichtlich fehlende Einsicht, dass ein Mund-Nase-Schutz tatsächlich auch die Nase bedecken muss.