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KommentarDie Kluft zwischen Spitzenfußball und Realität wird immer größer

Lesezeit 2 Minuten
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Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß

Köln – Wie es um die Beziehung zwischen Spitzenfußball und Realität steht, haben die vergangenen Tage noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt. Da war zunächst der FC Bayern München. Dem kam am späten Freitagabend auf dem Weg zur Klub-WM in Katar und den vielen Millionen Euro Antrittsgeld das Nachtflugverbot am Flughafen BER dazwischen. Vor den sportlich wenig relevanten Spielen im Menschenrechte ignorierenden Emirat mussten Profis und Bosse sieben Stunden im luxuriösen Flieger ausharren. Die Verantwortlichen wüssten gar nicht „was sie der Mannschaft damit angetan haben“, polterten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, ehe sie hoch ins Verschwörungs-Regal griffen und den Behörden eine grundsätzliche Bayern-Abneigung unterstellten.

Leipzig verlegt Heimspiel nach Budapest

Nun sind da RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach. Beide Bundesligisten spielen im Achtelfinale der Champions League gegen englische Vereine. Allerdings grassiert in Großbritannien die B.117-Coronavirus-Mutante. Um ihre Verbreitung in Deutschland nicht noch weiter anzufachen, sollte auf jede nicht notwendige Reise über den Ärmelkanal verzichtet werden. Und die deutschen Behörden haben die Anreisen des FC Liverpool nach Leipzig und von Manchester City nach Mönchengladbach als nicht notwendig eingestuft und untersagt. Ob das mit Blick auf die zumeist intakten Blasen, in denen sich Fußballvereine befinden, eine übertriebene Entscheidung war, oder angesichts der Vorbildfunktion der weltweit beliebtesten Sportart die korrekte, ist nicht der Kern der Diskussion.

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Vielmehr geht es um die ersten Impulse von Leipzig, Gladbach und der Uefa: Die Spiele dürfen nicht ausfallen, sonst gerät der vollgepackte Turnierplan ins Wanken. Die Show muss weitergehen. Wo gibt es Schlupflöcher? Schnell war eines gefunden. Ein Leipziger Heimspiel ohne Zuschauer kann ja auch in Budapest stattfinden. Zwar tobt auch in Ungarn das Virus, es gibt Ausgangssperren, es werden bald chinesische und russische Vakzine verimpft und es wären insgesamt doppelt so viele Reisen erforderlich, wie bei einem Spiel in Leipzig. Doch: Es ist möglich.

Allein dieser Fakt rechtfertigt aus Sicht der Vereine und des Verbands das offensichtliche Aushebeln der für die Allgemeinheit geltenden Regeln.

Das ist auch die Überschneidung bei der vom FC Bayern überhöhten Flug-Panne sowie bei der von RB und Gladbach vollzogenen maximalen Dehnung des Erlaubten. Der Fußball hat immer wieder Wert darauf gelegt, während der Krise keinen Sonderstatus zu beanspruchen. Doch verfügt er natürlich genau darüber. Und setzt ihn immer dann ein, wenn es gerade nicht anders funktioniert.