KommentarDie neue Klub-WM ist der erwartbare Fifa-Größenwahn
Köln – Man müsse doch aber an die Spieler denken! Hansi Flicks lieb gemeinter „Einwand“ gegen die reformierte Klub-WM, ob der steigenden Belastung für seine Profis, wird verhallen. Denn natürlich wird der FC Bayern gerne am neusten Fifa-Projekt teilnehmen, immerhin gibt es massenhaft Geld zu verdienen. 46 Millionen Euro Antrittsprämie werden pro Team ausgeschüttet – das Dreifache der Summe in der Champions League. Für den Titel gibt es 106 Millionen obendrauf.
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Fraglos ist die aktuelle Variante der Klub-WM überflüssig. Das Turnier wird im Winter ausgetragen, 2017 und 2018 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, 2019 und 2020 in Katar, zumeist unter Ausschluss der fußballbegeisterten Weltöffentlichkeit. Für die Klubs gibt es Geld zu verdienen, die Gastgeberländer versuchen – in der Regel erfolglos – ihren fragwürdigen Ruf aufzupolieren. Eine erwartbare Fifa-Rechnung. Schlagzeilen macht das Turnier nur, wenn es in den heimischen Ligen für Terminengpässe sorgt. Zuletzt geschehen, als Liverpool quasi gleichzeitig bei der Klub-WM und im englischen Ligapokal antreten musste.
Klub-WM schwächt heimische Ligen und die Champions League
Sich dieses Formates zu entledigen, ist sinnvoll. Es aber durch ein noch monströseres Konstrukt zu ersetzen, unterstreicht nur den rund um Präsident Gianni Infantino wuchernden Größenwahn im Weltverband. Die acht europäischen Teilnehmer werden ihren ohnehin schon großen Vorsprung auf ihre nationale Konkurrenz dank der neu erschlossenen Geldquelle weiter ausbauen. Leidtragende sind die heimischen Ligen.
Die Klub-WM
Laut ZDF wird der FC Bayern München einer von acht europäischen Vereinen sein, der im Sommer 2021 bei der ersten Auflage der aufgestockten Klub-WM in China antritt. Insgesamt 24 Teams werden den Titel unter sich ausmachen. Die reformierte Klub-WM soll den Confederations Cup ablösen und statt der unbeliebten jährlichen Ausgabe im Winter nur noch alle vier Jahre für fast drei Wochen im Sommer stattfinden. (dpa)
Auch wird die neue, im Vier-Jahres-Rhythmus ausgetragene Fifa-Klub-WM eine direkte Konkurrenz für die Champions League der Uefa und die aktuelle Fußball-Königsklasse damit schwächen. Sportlich attraktiv ist das Turnier ebenfalls nicht. Ein stimmungsfreies Stadion in China, Anstoßzeiten früh morgens europäischer Zeit und drittklassige Teams wie Al-Sadd Sports Club, CF Monterrey oder Sydney FC als Gegner für den FC Bayern.
Warum nicht einfach den Champions-League-Sieger gegen den Gewinner der Copa Libertadores antreten lassen? Abwechselnd in Europa und Südamerika. Grandiose Stimmung, volle Stadien und sportlicher Wert wären garantiert. Nur hunderte Millionen Euro eben nicht.