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KommentarEs gab gute Gründe dafür, "Bares für Rares" statt DFB-Elf zu schauen

Lesezeit 2 Minuten
Joachim Löw

Bundestrainer Joachim Löw

  1. Die TV-Niederlage gegen die Trödelshow hat wenig mit dem Fußball selbst zu tun.
  2. Die Qualität der Experten hat eindeutig entschieden - gegen RTL und Steffen Freund.

Die Schreckensmeldung am Tag danach lautete: Die Fußball-Nationalmannschaft hat am Mittwochabend weniger Menschen vor die Endgeräte gelockt als „Bares für Rares“. 5,45 Millionen Zuschauer wollten das Abendformat der Trödelshow sehen, während die Auswahl von Joachim Löw bei ihrem 1:0-Sieg über Tschechien nur 5,28 Millionen Zuschauer hatte. Offenbar hält man das jetzt für ein Zeichen dafür, dass das Ende des Fußballs naht. Wir widersprechen an dieser Stelle heftig. Und zwar aus drei Gründen.

Erstens: Die Nationalmannschaft hat am Mittwochabend nicht gespielt. Sie hat ausgeruht. Gespielt haben mit wenigen Ausnahmen Kandidaten, die eines Tages fester Bestandteil der Nationalmannschaft werden könnten. Es ist völlig unmöglich, Top-Profis, die in den Ligen alle drei Tage spielen, auch noch drei Spiele mit dem Nationalteam innerhalb einer Woche zuzumuten. Die Partie gegen Tschechien fand außerhalb aller Wettbewerbe statt. Interessant war alleine die Perspektive von Kräften wie Florian Neuhaus, Philipp Max und Ridle Baku. Man musste das nicht sehen.

Zweitens: Bares für Rares ist ein mächtiger Gegner für den Fußball. Die Kraft der Sendung liegt nicht im Grinsen des schwadronierenden Zwirbelbartträgers Horst Lichter, sondern in der Kompetenz ihrer Experten. Von Frau Dr. Heide Rezepa-Zabel und Wendela Horz hat die Nation gelernt, was eine Punze ist, worauf es bei der Ringschiene ankommt, dass ein halbes Karat viel ist, aber im Altschliff leider weniger funkelt. Albert Maier hat uns mit den Gemälden der Düsseldorfer Schule bekannt gemacht, Sven Deutschmanek kann jedes Spielzeugauto der richtigen Epoche zuordnen. Am liebsten Schuco, Vorkriegsmodell in der Originalverpackung, unbespielt.

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Drittens: RTL hat diese Experten im Fußball nicht. Vom früheren Europameister Steffen Freund erfährt man, dass es gut wäre, wenn die Mannschaft endlich ein Tor schießen würde. Wir sind Deutschland, ein Gegner wie Tschechien muss vom Platz geschossen werden. Und dieses Klein-Klein am eigenen Strafraum. Viel zu gefährlich! Weg mit der Kugel, ganz nach vorn, wo der einzige Stürmer steht.

Der Fernsehzuschauer hat die Wahl. Er kann anschauen, was er will und ist nicht immer so blöd wie während der Zeit des Dschungelcamps. So erklären sich die Quoten von Mittwoch. Mit Fußball selbst hat das weniger zu tun.