Kommentar zur Forderung des Uefa-ChefsCeferins vollständige Funktionärshybris
Köln – Aleksander Ceferins Ruf nach Garantien für die Zulassung von Zuschauern folgt einer Logik, die innerhalb der Uefa durchaus folgerichtig ist. Der Slowene hat sich als gewählter Präsident der Europäischen Fußball-Union dazu verpflichtet, den Verband blühen zu lassen. Und zwar nicht zwingend durch ethisch vorbildliches Handeln. Sondern gern durch Gewinnmaximierung – so scheint Ceferin seinen Auftrag jedenfalls zu verstehen. Und womöglich liegt er damit in der Welt des internationalen Fußballs gar nicht mal falsch. Ein Viertel der Einnahmen des Turniers erzielt der Verband mit dem Verkauf von Eintrittskarten, das sind rund 500 Millionen Euro.
Kein Gefühl
Kräfte an der Spitze von Sportverbänden geraten nicht ins Amt, weil sie dafür sorgen, dass zum Beispiel am EM-Spielort Baku so lange keine Großveranstaltungen stattfinden, wie die dortige Menschenrechtslage nicht geklärt ist. Stattdessen vergeben sie Ereignisse gerade dorthin und stellen damit viele Akteure zufrieden: Die Potentaten, die sich im Glanz der Stars sonnen und dafür Geld ausgeben, das dann Leute wie Aleksander Ceferin weiterverteilen können an die Verbände, aus denen die Stimmen kommen, mit denen die Chefs gewählt werden. Die Sorge ums Geld ist also nur folgerichtig – wenn man Ceferin ist und aus Verbands-Räson kein Gefühl dafür entwickelt darf, was derzeit so los ist in der Welt.
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Die paneuropäische EM, die Ceferin von seinem Vorgänger Michel Platini geerbt hat und die zum 60. Bestehen des Wettbewerbs in zwölf Ländern ausgetragen werden soll, war in pandemielosen Zeiten eine hübsche Idee. Doch während in diesen Tagen schon allein das Reisen als Pandemietreiber ausgemacht ist, sollte Ceferin darüber nachdenken, die EM in einem anderen Format oder womöglich gar nicht stattfinden zu lassen, selbst wenn noch niemand sagen kann, wie es im Sommer um den Fortgang der Impfkampagnen und die Entwicklung der Fallzahlen sehen wird.
Nun aber Festlegungen zu fordern, während sich in jedem der zwölf Ausrichterländer dringendere Fragen stellen als die nach Zuschauern im Stadion, zeugt von vollständiger Funktionärshybris.
Offenbar glaubt Ceferin, der Fußball könne Druck auf Regierungen ausüben. Tatsächlich wird die EM in München vor Publikum gespielt werden, wenn das im Sommer angesichts der Pandemielage vertretbar ist. Doch wird diese Entscheidung nicht vom Einfluss der Uefa abhängen.
Und das ist gut so.