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Kritik an WM-Gastgeber KatarDFB-Elf setzt ein Zeichen und hat nun eine Verpflichtung

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Die deutsche Fußballnationalmannschaft vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels am Donnerstag in Duisburg

Köln – Arm in Arm stehen elf Männer schwarz gekleidet auf dem Rasen. In großen weißen Lettern prangt „HUMAN RIGHTS“ auf ihren Oberkörpern. Sie bilden eine Einheit, wie es jede Fußballmannschaft im besten Fall ist. Eine Kombination, die mehr bedeutet als die Summe ihrer Einzelteile. Und so war es am Donnerstagabend in Duisburg bei der deutschen Nationalmannschaft. Sportlich, weil ein souveräner 3:0-Sieg gegen Island glückte. Und moralisch, weil zuvor ein starkes Zeichen gegen die ständigen Menschenrechtsverletzungen beim WM-Gastgeber Katar gesetzt wurde. Die Spieler hatten sich die Buchstaben vor Anpfiff in Eigenregie, darauf wurde viel Wert gelegt, auf die Shirts gepinselt – und damit für einen vielbeachteten Auftritt gesorgt.

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Die öffentliche Kritik an den Zuständen in Katar hat bereits dazu geführt, dass es im Emirat – zumindest zarte – Fortschritte beim Thema Menschenrechte gegeben hat. Das ist keine kühne Behauptung von Fifa-Präsident Gianni Infantino, dem obersten aller Fans der WM im totalitär geführten Staat. Auch keine Schönfärberei von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, dessen Klub jedes Jahr viel Geld von einer großen katarischen Fluggesellschaft einstreicht. Es ist die Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Deutschland, die von einem Boykott des Turniers abrät; bisherige Fortschritte würden dadurch um Jahre zurückgeworfen werden. Zu einem Boykott des Multi-Milliarden-Events im Winter 2022 wird es ohnehin nicht kommen – aller katastrophalen Umfragewerte des Turniers hierzulande und des Protests der DFB-Elf zum Trotz.

6500 Tote auf Baustellen

Laut „Guardian“ sollen seit der Turniervergabe 2010 6500 Arbeitsmigranten auf Katars Baustellen ums Leben gekommen sein. Eine monströse Zahl, die alleine jede Kritik am Emirat, der Fifa und ihrem dubiosen WM-Vergabeverfahren legitimiert. Somit auch die der deutschen Fußballer. Selbst wenn die Aktion mit dem DFB abgesprochen und somit rückversichert war.

Nach dem Protest der DFB-Elf vom Donnerstag gab es einen erwartbaren Aufschrei: Doppelmoral! Wie glaubhaft könnten die deutschen Bayern-Profis in ihrer Kritik sein, die vor wenigen Wochen noch im Unrechtsstaat den Klub-WM-Titel feierten? Oder wenn sie zuvor noch in butterweichen Werbespots für die staatliche Fluggesellschaft auftraten? Diese Bedenken sind berechtigt und sollten den Spielern vorgehalten werden. Doch bleibt der Protest von elf Superstars mit wohl hunderten Millionen Anhängern auf der ganzen Welt ein Zeichen für das Gute und gegen das Unrecht. Das sollte beim Blick auf das Foto zu allererst in Erinnerung bleiben.

Authentische Fortsetzung wäre eine Sensation

An diesem Zeichen werden sich die deutsche Nationalmannschaft und der DFB in Zukunft messen lassen müssen. Wird sich das Team auch außerhalb der heimeligen Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena so klar bei Themen dieser Kategorie positionieren? Vielleicht sogar beim Turnier in Katar? Oder wird der „HUMAN RIGHTS“-Protest in Windeseile vermerchandist, auf schwarze Shirts gedruckt und für 49,99 Euro im DFB-Shop verkauft?

Im weitestgehend kantenlosen Profifußball wäre die Fortsetzung eines authentischen Protests – wenn auch nur mit kleinen Symbolen – eine mittlere Sensation und ein weltmeisterlicher Triumph für Nationalmannschaft und DFB.