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Uwe Koschinat über 5:1 gegen den HSV„Wir haben den Wettbewerb hochgehalten“

Lesezeit 5 Minuten
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Uwe Koschinat, Trainer des SV Sandhausen

  1. Der SV Sandhausen hat den Hamburger SV am letzten Zweitliga-Spieltag mit 5:1 besiegt und dem Traditionsklub somit die Chance auf den Relegationsplatz genommen.
  2. Im Interview spricht SVS-Trainer Uwe Koschinat über den Wert des Wettbewerbs und seinen „Torjäger“ Dennis Diekmeier.
  3. Koschinat sieht zudem beim FC-Debakel in Bremen einen „faden Beigeschmack“ – und bewertet die Trainerwahl seines früheren Vereins Fortuna Köln.

KölnHerr Koschinat, zum Saisonabschluss der 2. Bundesliga ist ihrem SV Sandhausen ein fulminantes 5:1 gegen den Hamburger SV gelungen. Was haben Sie nach dem Spiel zu Ihrer Mannschaft gesagt?

Ich habe meinen Stolz zum Ausdruck gebracht, dass wir in einem für den HSV so wichtigen Spiel eine solche Leistung gebracht haben. Es war ja nicht nur Kampf, sondern phasenweise auch ein herausragender fußballerischer Auftritt. Es war für mich unsere beste Leistung nach der Corona-Pause. Natürlich war es auch wichtig, dass wir dem Wettbewerb hochgehalten: Wir wollten alles raushauen und dem HSV es so schwer wie möglich machen, auf Platz drei zu springen.

Gibt es irgendeine Form von Mitleid für den HSV, der sich einmal mehr zum bundesweiten Gespött gemacht hat?

Nein, Mitleid nicht, das ist das falsche Wort. Ich habe nach dem Spiel im leeren Stadion noch lange mit Dieter Hecking geredet. Es war interessant zu hören, wie ein so erfahrener Trainer mit einem so großen Klub umgeht. Dieter hat ein paar Dinge erwähnt, die sich im Klub ändern müssen, um das große Ziel Aufstieg zu erreichen. Die Einzelheiten bleiben natürlich bei mir, aber es war wahnsinnig interessant und hat mich weitergebracht.

Für Ihre Mannschaft ging es am letzten Spieltag um quasi nichts mehr, für den HSV um Alles. Wie sind solche Auftritte zu erklären?

Am Ende ist es niemals ein Einzelereignis. Beim HSV hatte es sich ja ein Stück weit angedeutet. Sie hatten in den letzten Wochen permanente Nackenschläge zu verkraften mit den späten Gegentoren, sechs Punkte in der Nachspielzeit haben sie verspielt. Das Nervengerüst der Spieler spielt da eine große Rolle, wenn auf Zweitliga-Niveau hervorragende Fußballer plötzlich nicht mehr ihre Leistung bringen können.

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In der Bundesliga hat man beim 1. FC Köln und dem BVB am letzten Spieltag das genaue Gegenteil zu Sandhausen beobachtet. Für beide Klubs ging es um nichts mehr und sie haben sich ihrem Schicksal ergeben.

Meine Mannschaft hat es am Samstag zum Thema gemacht. Beim Stand von 0:2 gegen den FC haben wir mit dem Training begonnen. Hinterher haben wir dann gesehen, mit welchem Ergebnis sich Werder in die Relegation gerettet hat. Natürlich bleibt dann immer ein fader Beigeschmack. Solche klaren Ergebnisse sind im Profifußball eine Seltenheit. Da muss schon einiges zusammenkommen. Die eine Mannschaft braucht einen sehr guten Tag, und die andere Mannschaft ruft nicht alles ab, was sie in ihrem Portfolio hat.

Nach 184 Spielen ohne Treffer für den HSV war Dennis Diekmeier für Sandhausen in dieser Saison schon zweimal erfolgreich. Wie haben Sie Ihren Kapitän zum „Torjäger“ gemacht?

Eine gute Frage (lacht), ich weiß es nicht. Das Tor gegen den HSV war natürlich etwas Besonderes, es hat uns noch um einen Tabellenplatz nach oben gebracht. Und man hat gesehen, wie sehr er sich mit Sandhausen identifiziert. Viele Spieler verkneifen sich ja den Jubel, wenn sie gegen ihren Ex-Klub treffen. Dennis hatte aber nichts Besseres zu tun, als zur Eckfahne zu rennen und zu jubeln. Trotzdem liebt er den HSV noch immer. Das wichtigere Tor war aber sein 1:0 gegen Wehen Wiesbaden, wo der Knoten geplatzt ist und was uns drei ganz wichtige Punkte beschert hat.

Sandhausen hat die Saison als Tabellenzehnter beendet, Sie müssten sehr zufrieden sein.

Wir hatten eine Saison mit enormen Wellenbewegungen. Wir waren mal neun Spiele ungeschlagen, das war eine sehr starke Serie mit Unentschieden gegen Bielefeld und den HSV und einem Sieg gegen Stuttgart. Da hatten wir klar einen einstelligen Tabellenplatz im Blick. Dann kamen aber vier Spiele im Februar ohne eigenes Tor und null Punkte. Bemerkenswert war, dass wir die Nach-Corona-Phase zu unserer Phase gemacht, mit dem Ausrufezeichen zum Schluss.

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Uwe Koschinat beglückwünscht seine Spieler.

Gibt es schon Ziele für die kommende Saison?

Das hängt natürlich von der Kaderplanung und der Zusammensetzung der Liga ab. Bei meiner Vertragsverlängerung im Winter habe ich aber gesagt: Ich möchte den SV Sandhausen in den nächsten zwei Jahren unter die besten 25 Teams in Deutschland führen. Ob das jetzt schon in der kommenden Saison klappt, wird man sehen.

Wie bewerten Sie die Umsetzung der DFL-Pläne nach der Corona-Pause?

In Summe war es total unkompliziert. Wir als kleiner Klub haben uns ab dem ersten Tag sehr genau damit auseinandergesetzt und uns an die Vorgaben gehalten. Das hat fantastisch geklappt. Nach den ersten zwei Spielen hat sich eine Routine eingespielt. Als Fußballer und Trainer bist du natürlich in einer absoluten Luxus-Situation. Du wirst permanent getestet und hast damit Sicherheit für dich und deine Familie.

Der 1. FC Heidenheim trifft in der Aufstiegs-Relegation auf Werder Bremen. Was trauen Sie Frank Schmidt und seiner Mannschaft zu?

Wir haben nach den Spielen am Sonntag sofort geschrieben. Es war mit wichtig, weil sie uns in der letzten Saison am letzten Spieltag ja auch mit einem Sieg gegen unseren Konkurrenten Ingolstadt beim Klassenerhalt geholfen haben. Auch darum wünsche ich Frank den Aufstieg. Ich bin davon überzeugt, dass der Schlüssel im ersten Spiel liegen wird. Wenn Heidenheim in Bremen etwas gelingt, dann bin ich davon überzeugt, dass sie in der nächsten Saison erstklassig spielen. Ich habe meinem Freund Frank gesagt: Unser Einsatz gegen den HSV soll bitte nicht umsonst gewesen sein (lacht).

Ein Blick nach Köln: Ihr früherer Verein Fortuna hat Ihren Ex-Spieler Alexander Ende als Trainer verpflichtet. Ist es eine gute Wahl?

Eine sehr gute Wahl. Ich habe Hanns-Jörg Westendorf (Fortuna-Präsident, d. Red.) gratuliert. Alex hat diese Fortuna-DNA, er weiß, wie der Klub tickt. Er hat vorher in Mönchengladbach mit absoluten Fachleuten zusammengearbeitet und seine ohnehin schon klare Art des fußballerischen Denkens sicher noch einmal verfeinert. Fortuna Köln wird sicher viel Freude mit ihm haben.