Bei seinem ersten Auftritt für den KEC überzeugt Torhüter Julius Hudacek nicht nur sportlich.
Kölns neuer GoalieNeu-Hai Hudacek begeistert mit Paraden und danach mit seiner Show
Die Lanxess-Arena, die größte Mehrzweckhalle Europas, wirkte in den letzten Jahren für die Kölner Haie oftmals zu weitläufig – statt großer Eishockey-Shows gab es häufig großen Frust. Doch am Donnerstag fand einmal wieder eine Aufführung statt, die zur Arena passte – mit einem Protagonisten, der die Bühne auszufüllen wusste.
Der slowakische Torhüter Julius Hudacek (36), dessen Verpflichtung der KEC erst am Morgen bekanntgegeben und der noch keine Trainingseinheit unter KEC-Trainer Kari Jalonen absolviert hatte, schaffte beim 2:0-Sieg gegen die Straubing Tigers auf Anhieb einen Shutout. Aber nicht nur das. Nach dem Spiel tanzte er vor den gut 18.000 Zuschauern auf dem Eis und bot seine berühmte „Huda-Show“, die in zahllosen Videos im Netz dokumentiert ist – zur großen Begeisterung der Haie-Fans.
Eigentlich habe er gar nicht tanzen wollen, sagte Hudacek später: „Ich bin ein bisschen zu alt dafür.“ Doch die Atmosphäre und der Moment nach dem Sieg seien so besonders gewesen, dass er nicht anders konnte. „Ich nehme keine Drogen, aber so ähnlich muss es sich anfühlen“, sagte der Slowake.
Es war zwar nur ein DEL-Spiel der Haie, aber ein besonderes – nachdem der KEC zuvor in drei traurigen Begegnungen drei Niederlagen und 18 Gegentore kassiert hatte. Da nicht zu übersehen war, dass die Haie nach dem Ausfall von Tobias Ancicka, der wegen einer Handverletzung auf unbestimmte Zeit pausieren muss, keinen tauglichen Goalie hatten, dass weder Mirko Pantkowski noch Niklas Lunemann der Aufgabe gewachsen war, wurden dem KEC reihenweise Torhüter von Spielerberatern angeboten.
Hudacek erschien dem Kölner Sportdirektor Matthias Baldys als beste Option – vor allem aus einem Grund: Zwar hatte der Slowake seit sieben Monaten nicht gespielt und sich in seinem Heimatort Spisska Nova Ves allein fit gehalten. Doch im Frühjahr hatte er in Frankfurt bewiesen, dass er sofort Leistung bringen und ins kalte Wasser geworfen werden kann. In 16 DEL-Spielen trug er dazu bei, dass der DEL-Verein dem Abstieg entging. Hudacek gefiel, wie er sagte, die Liga sehr gut, und er wäre gern in Frankfurt geblieben, doch nach einem Führungswechsel bei den Löwen kam es nicht dazu. So wartete er auf eine passende Offerte. Und die erreichte ihn am 2. Oktober aus Köln.
Kölner Haie: Hudacek traf morgens ein und spielte bereits am Abend
„Man fragte mich, ob ich bereit sei zu spielen“, berichtete Hudacek. „Ich habe ja gesagt, aber nicht geahnt, dass es schon am nächsten Abend sein würde. Ich bin glücklich, dass ich dem Team helfen konnte. Aber ich muss sagen, dass das Team auch mir sehr geholfen hat.“ Am Morgen vor dem Spiel war er mit dem Flugzeug aus Budapest eingetroffen und hatte sofort den medizinischen Check absolviert. Für eine Trainingseinheit reichte die Zeit nicht, er ging nur kurz aufs Eis und zu einer Besprechung mit den neuen Mitspielern. Gegen Straubing trug Hudacek eine alte Maske – mit dem Logo seines früheren Vereins Dinamo Riga – und eine nagelneue Ausrüstung. Doch damit kam er zurecht.
Seine Shows hatte Hudacek vor etwa zehn Jahren begonnen, als er für den schwedischen Klub Örebro HK spielte. Das Repertoire des Keepers, der auch in der Slowakei, Tschechien, Russland, der Schweiz und Finnland aktiv war, ist groß. Einmal zog er einen Superheldenanzug an und imitierte Spiderman, um das Publikum zu unterhalten. Oder er schlüpfte in die Rolle eines Zirkusclowns. In einer anderen Show gab er den Eiskunstläufer und führte Pirouetten und mehr oder weniger elegante Sprünge aus. Dann erfand er einen „Torpedo-Tanz“, bei dem er mit einem imaginären Torpedo durch die Arena sprang, oder eine Bowlingeinlage, bei der er einige Mitspieler als Kegel aufstellte, einen imaginären Bowlingball in die Hand nahm und eine perfekte Kugel warf.
Diese Aufführungen gibt es selbstverständlich nur nach Siegen. Und da haben die Kölner Nachholbedarf: Sie haben erst zwei von sechs Spielen der DEL-Saison 2024/25 gewonnen. In der Partie gegen Straubing machten sie Fortschritte, indem sie sich auf die Defensive konzentrierten und „ein bisschen finnisch“ spielten, wie Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki es ausdrückte, während sie im Angriff nicht zu riskant agierten. Torwart Hudacek fand: „Diese Mannschaft hat Qualität, aber wir müssen immer so spielen wie heute.“ Am Sonntag (16.30 Uhr) geht es für die Haie anspruchsvoll weiter, nämlich mit einem Auswärtsspiel in der neuen Münchner Arena namens SAP Garden.