Die neue DEL-Saison soll am 18. September starten, davon gehen auch die Kölner Haie aus.
Allerdings hat die Bundesregierung kürzlich das Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Oktober verlängert.
Warum Philipp Walter dennoch auf Eishockey vor Zuschauern in der Lanxess-Arena hofft, erklärt der KEC-Geschäftsführer im Interview.
Köln – Herr Walter, die Kölner Haie haben am Donnerstag einen neuen Mietvertrag mit ihrer Spielstätte, der Lanxess-Arena, abgeschlossen – für ein Jahr. Wie schwer war es, angesichts der Unsicherheiten in der Coronavirus-Krise eine Einigung zu finden? Die Veranstaltungsbranche ist massiv betroffen von der Krise, der Sport auch.
Diese Rahmenbedingungen, die alles andere als gewöhnlich sind, haben die Verhandlungen sehr intensiv gemacht. Man kann wegen der kurzen Laufzeit fast schon von einer Übergangslösung sprechen.
Sobald die Corona-Bestimmungen aufgehoben sind, wird nachverhandelt?
Wir werden uns in den nächsten Monaten wieder zusammensetzen, man sieht dann hoffentlich schon klarer, was das Thema Corona angeht.
Zur Person
Philipp Walter, geboren am 23. Juni 1974 in Freiburg, verheiratet, zwei Kinder. Studierte in Köln Sport, war Reporter bei Radio Köln und kam 2003 als Pressesprecher zu den Kölner Haien, 2014 wurde er Marketingleiter. Von 2016 bis 2018 war er Medienchef beim Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, bevor er 2018 als Geschäftsführer zum KEC zurückkehrte. (cm)
Die Bundesregierung hat in dieser Woche das Verbot von Großveranstaltungen verlängert – von Ende August auf Ende Oktober. Möglicherweise sollen Events aber früher zugelassen werden, bei denen unter anderem eine Kontaktverfolgung der Teilnehmer möglich ist. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für die DEL-Saison, die am 18. September starten soll?
Wir sind sehr zuversichtlich und hoffnungsvoll. Die Entscheidung bedeutet, dass kein generelles Verbot besteht. Es wird dargelegt, welche Möglichkeiten es gibt, Veranstaltungen mit Zuschauern durchzuführen. Mit Kontaktverfolgung, sitzgenaue Platzierung und so weiter. Wir arbeiten mit der Liga und der Arena daran, Konzepte zu entwerfen, die diese Aspekte umsetzen. Wir haben die Möglichkeit, personalisierte Tickets zu erstellen. Deshalb sehe ich diese Entscheidung vor allem als Chance.
Was machen Sie dann mit den Stehplätzen in den beiden Kurven der Arena?
Der Stehplatzbereich ist gesondert zu betrachten. Auch hier werden wir versuchen, die bestmögliche Lösung zu finden. Die Saison soll in drei Monaten starten. Bis dahin kann sich viel entwickeln. Der Regierung geht es ja auch um den Charakter der Großveranstaltungen, Volksfeste werden kritisch gesehen. Wir sind kein Kirmes-Bierzelt, in dem es drunter und drüber geht, sondern können die Bedingungen in hohem Maße erfüllen, eine Veranstaltung entsprechend durchzuführen.
Wäre es für die Kölner Haie finanziell möglich, die Zuschauerzahl vorübergehend zu reduzieren?
Ich muss klar sagen: Auf Strecke sind Spiele ohne Zuschauer oder mit dauerhaften Einschränkungen der Besucherzahlen wirtschaftlich nicht zu stemmen.
Ohne Zuschauer ist die Existenz des KEC in Gefahr?
Wir haben die Hoffnung, das Ziel und den Willen, dass wir im September vor Zuschauern spielen werden. Dafür werden wir alles tun. Wirtschaftlich ist es für uns von größter Bedeutung.
Im Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung steht in Punkt 13, dass auch die „Profisportvereine der unteren Ligen“ finanzielle Hilfen bekommen sollen. Damit sind auch die Klubs der DEL gemeint. Wissen Sie Näheres darüber, wie diese Unterstützung aussehen könnte?
Es ist noch nicht konkret. Die Liga ist und auch der Verbund Teamsport NRW als Interessengemeinschaft verschiedener Profisportvereine, bei dem wir auch Mitglied sind, sind sehr aktiv. Der Mannschaftssport im Profibereich darf nicht durchs Netz fallen. Ich finde es wichtig, die Sinne der Politiker dafür zu schärfen, dass es hier um mittelständische Unternehmen geht, an denen viele Arbeitsplätze hängen. Ein wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach auch dieser: Der Profisport bringt Vorbilder hervor und zieht die Menschen auch in den Breitensport, er trägt bedeutende gesellschaftliche Verantwortung und ist identitätsstiftend. In einer Zeit, in der wir viel von Gesundheit sprechen, sollte man sehen, dass der Wert des Sports auch in diesem Zusammenhang sehr hoch ist. Sport steht für ein gesundes Leben und Prävention von Krankheiten. Ganz abgesehen von seiner Bedeutung für den Zusammenhalt, gerade in der Jugendarbeit. Wir sollten achtsam miteinander umgehen und Entscheidungen fällen, die nicht von Angst geprägt sind. Es geht für einen großen Teil der Profiklubs um nichts weniger als die Existenz. Es liegt auch an uns, die Konzepte jetzt so zu entwickeln, dass die Politik den Daumen hebt und nicht senkt.
Haben Sie sich inzwischen mit den Haie-Spielern auf den Gehaltsverzicht von 25 Prozent geeinigt, den die DEL für die Lizenzierung fordert?
Wir haben für die Kölner Haie eine Lösung gefunden. Über Inhalte von Arbeitsverträgen möchte ich aber keine Auskunft geben.
Anfang August soll die Saisonvorbereitung starten, dabei bleibt es?
Ja, unser Trainer Uwe Krupp hat die planerischen Fäden in der Hand, was das Trainingslager angeht. Einige Spieler trainieren bereits auf dem Eis, natürlich unter Beachtung aller Vorschriften. Für die Jungs ist es ein gutes Gefühl, wieder Eis unter den Kufen zu haben und einen Hauch von Normalität zu spüren.
Wie sieht es mit der Suche nach einem neuen Sportdirektor aus?
Sie hat im Moment keine hohe Priorität. Wir haben genügend Sportkompetenz und organisatorisches Talent im Verein. Mit Uwe Krupp an erster Stelle, mit seinem Coaching Staff, mit Rodion Pauels und Patrick Strauch von den Junghaien. Mit den Kollegen unseres Kooperationspartners Bad Nauheim. Wir decken alle Bereiche sehr gut ab.
Es werden auch noch Spieler gesucht, zum Beispiel ein neuer Torwart. Wie sieht es da aus?
Der Transfermarkt ruht. Natürlich hat man Spieler im Blick und führt im Hintergrund das ein oder andere Gespräch. Transfers können aber erst durchgeführt werden, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fixiert sind.
Ist schon bekannt, ob Ihre sechs Profis aus Nordamerika, Zach Sill, Jon Matsumoto, Jason Akeson, Kevin Gagné, James Sheppard und Maury Edwards, einreisen dürfen, wenn das Trainingslager startet?
Wenn sie einen Arbeitsvertrag haben und negativ auf Corona getestet sind, sollte es nach dem momentanen Stand keine Probleme geben. Eventuell wird aber eine Quarantäne verlangt werden.