Der neue Torhüter der Kölner Haie will sich in der Liga etablieren. Dafür trainiert er unter anderem mit einem Programm für Kampfpiloten.
Haie-Zugang Ancicka im Interview„Habe gehört, dass es nichts Schöneres gibt, als mit Köln Meister zu werden“
Torhüter Tobias Ancicka (22) ist von den Eisbären Berlin zu den Kölner Haien gewechselt, bei denen er zunächst einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. Falls er sich im Tor als Nummer eins etabliert, ist es möglich, dass der Kontrakt verlängert wird.
Herr Ancicka, Sie trainieren schon seit einigen Wochen bei den Kölner Haien, gefällt es Ihnen?
Tobias Ancicka: Ja, sehr. Ich bin direkt im Mai nach der WM-Vorbereitung nach Köln gezogen und ins Training eingestiegen. Wir haben im Moment eine kleine Gruppe, im Kraftraum und auf dem Eis.
Sind Sie der einzige Torhüter in der Gruppe?
Nein, Niklas Lunemann und Mirko Pantkowski sind auch dabei.
Mirko Pantkowski war in der vergangenen Saison die Nummer eins im Haie-Tor, kannten Sie sich schon?
Ja, wir haben uns hier und da mal gesehen und miteinander gesprochen.
Gibt es jetzt Distanz zwischen Ihnen, Sie sind Konkurrenten um den Stammplatz im Tor?
Nein, überhaupt nicht, Pante und ich verstehen uns top, und so sollte es sein.
Sie haben in den letzten sieben Jahren in Berlin gespielt, dorthin sind Sie aus Ihrer Heimatstadt Regensburg schon mit 15 Jahren gewechselt. Ein großer Schritt in dem Alter?
Ja, es stimmt, es war ein großer, aber auch ein notwendiger Schritt, um voranzukommen.
Gab es bei den Eisbären jetzt keine Perspektive mehr für Sie?
Ich bin aus unterschiedlichen Gründen gegangen, ich werde sie nicht öffentlich nennen. Für mich persönlich hat es in Köln einfach am besten gepasst.
Sie hatten auch andere Angebote aus der DEL, warum genau haben Sie sich für die Haie entschieden?
Weil ich sehr von dieser Organisation überzeugt war und bin und das Team immer große Ziele hat. Der erste Kontakt kam durch Ilari Näckel (Haie-Torwarttrainer, d. Red. ) zu Stande. Er hat mich spielen gesehen, fand, dass ich viel Potenzial habe und dass es für mich eine gute Lösung wäre, nach Köln zu kommen. Es gab dann Gespräche mit den Verantwortlichen und ging relativ schnell. Und ich bin super happy hier, mir gefällt die Stadt, mir gefallen die Jungs, meine Teamkollegen.
In Berlin haben Sie in der letzten Saison 39 Spiele gemacht und eine Fangquote von 91,1 Prozent erreicht. In einem schwierigen Jahr, in dem Berlin die Playoffs verpasst hat. Waren Sie damit zufrieden?
Das Jahr war sehr schwierig, als amtierender Meister war der Druck sehr hoch. Für mich persönlich war es für die Entwicklung aber ein gutes Jahr, denn ich habe viel gespielt und auch gute Leistungen gebracht. Natürlich auch schlechte, aber das gehört dazu, daraus lernt man. Als Torhüter bin ich im Kopf gereift.
Was sind Ihre persönlichen Ziele für das erste Jahr in Köln?
Ich will mich auf jeden Fall in der Liga weiter etablieren und in den nächsten paar Jahren vielleicht auch die Nationalmannschaft in Angriff nehmen.
Im September beim Ligaauftakt werden Sie der Starter im Haie-Tor sein?
Natürlich will ich als Nummer eins starten, genauso wie Pante als Nummer eins starten will. Ich nehme mir vor allem vor, immer Vollgas zu geben und der Mannschaft zu helfen. Egal, ob ich im Tor stehe oder auf der Bank bin.
Als die Haie 2002 Ihre letzte Meisterschaft feierten, waren sie ein Jahr alt …
… Ich habe gehört, dass es nichts Schöneres gibt, als mit Köln Meister zu werden. Das ist das große Ziel, und ich werde alles dafür tun, es zu erreichen. Wir werden eine sehr eingeschworene Mannschaft sein, eine Mannschaft, die sich gut versteht und immer hart arbeitet.
Ihr Vater Martin Ancicka hat früher als Verteidiger in der DEL gespielt und ist Ihr Berater. Gibt er Ihnen viele Tipps?
Auf jeden Fall. Ich telefoniere fast täglich mit meinem Papa, natürlich reden wir nicht immer übers Eishockey, manchmal geht es auch um private Dinge. Vom Torhütertechnischen hat es sich in den Gesprächen aber ein bisschen zurückentwickelt. Da lasse ich mir von ihm nicht mehr so viel sagen.
Das Torwart-Business ist so speziell, dass es ein Feldspieler nicht immer nachvollziehen kann?
Es ist eine ganz andere Position. Wir stehen 60 Minuten drin, dürfen eigentlich keinen Fehler machen, denn Fehler sind spielentscheidend. Es ist ein sehr hoher Druck, aber wir haben uns diese Position ausgesucht. Mir macht es unglaublich viel Spaß und bin super zufrieden, dass ich mich dafür entschieden habe.
Wie alt waren Sie, als die Entscheidung fiel, Torwart werden zu wollen?
Das war direkt, als ich angefangen habe, es hat nicht lange gedauert, da stand ich im Tor. Mit sieben Jahren ungefähr.
Was sehen Sie als Ihre Stärken an, was als Ihre Schwächen?
Ich finde, meine Stärke liegt ein bisschen darin, das Spiel lesen zu können. Ich schaue, wo die Spieler stehen, versuche viel vorauszusehen. Und Schwächen? Die hat man immer. Ich arbeite gerade viel an meiner körperlichen Kraft, denn ich finde, dass ich da etwas aufzuholen habe. Muskelaufbau, Beweglichkeit. Ich arbeite außerdem an der Konzentration und habe ein Programm für das Augentraining.
Was für ein Programm benutzen Sie?
Es nennt sich „Vizual Edge“. Ich habe gehört, es wird auch von Kampfpiloten benutzt. Es ist ein Programm, dass zum Beispiel die Sicht von fern zu nah trainiert, wie schnell die Augen sich anpassen können, es geht auch um Reaktionen, um Tracking und so weiter. Ich habe damit in Berlin angefangen. Mein damaliger Torwarttrainer Sebastian Elwing brachte das Programm aus Los Angeles von den Kings mit.