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„Unter aller Sau und peinlich“Krupp schimpft nach Playoff-Pleite über Schiedsrichter

Lesezeit 4 Minuten
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KEC-Trainer Uwe Krupp (hinten)

Köln – Da die Hoffnung auch in den Eishockey-Playoffs zuletzt stirbt, glauben die Kölner Haie weiter an ihre Chance im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin. Trotz eines 0:2-Rückstands in der „Best of 5“-Serie und der jüngsten Machtdemonstration der Berliner, die am Dienstag einen 5:1-Sieg in der Lanxess-Arena feierten – vor 14642 Zuschauern.

„Der Unterschied in der Serie ist bisher, dass die Berliner, wenn sie Chancen haben, sie nutzen. Und wir noch nicht“, sagte KEC-Kapitän Moritz Müller – mit Betonung auf dem „noch“. In Spiel drei, das am Donnerstag (19.30 Uhr) in Berlin stattfindet, wollen und müssen sie es besser machen. Sollten die Eisbären gewinnen, wäre Köln raus und Berlin im Halbfinale. Bei einem Sieg der Haie gäbe es am Samstag in Köln ein viertes Spiel.

Lunemanns Debüt

Um Letzteres möglich zu machen, tat Trainer Uwe Krupp am Dienstag ungewöhnliche Dinge. Nach dem zweiten Drittel tauschte er beim Stand von 1:4 den kanadischen Torhüter Justin Pogge (35) gegen den 19-jährigen Junghai Niklas Lunemann, der nie zuvor in der DEL gespielt hatte. Der reguläre Ersatzmann Tomas Pöpperle hatte vorher wegen unsportlichen Verhaltens, vermutlich Beschimpfung der Schiedsrichter, eine Spieldauer-Disziplinarstrafe kassiert.

Viel Applaus für Lunemann in Kölner Arena

Lunemann machte seine Sache ordentlich und bekam viel Applaus vom Publikum. Es ging Krupp unter anderem darum, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Der wichtigste Gedanke hinter dem Wechsel war aber dieser: Krupp wollte nicht, dass Pogge möglicherweise im Schlussdrittel von den Berlinern weich geschossen und damit frustriert würde. „Wir brauchen Pogge topfit, um in Spiel drei eine Chance zu haben“, sagte der KEC-Coach.

Play-offs Ergebnisse

Kölner Haie - Berlin 1:5 (0:2)

Düsseldorf - München 3:2 (1:1)

Mannheim - Straubing n.V. 2:1 (2:0)

Bremerhaven - Wolfsburg 2:6 (0:2)

14. April, 16. April, 18. April (falls erforderlich). Modus des Viertelfinals ist „Best of 5“.

Auf der Pressekonferenz nach der Partie eröffnete der 56-Jährige zudem einen Nebenkriegsschauplatz, indem er sich heftig über die Leistung der Schiedsrichter Rohatsch und Wilk echauffierte, und zwar in einem längeren Sermon: „Die Schiedsrichterleistung, die wir gesehen haben in Richtung beider Mannschaften, wird unserem Spiel nicht gerecht. Es ist Playoff-Eishockey, da wird mit harten Bandagen gekämpft. Ich sage nicht, dass die Schiedsrichter das Spiel beeinflusst haben, so dass Berlin es gewonnen hat. Berlin war besser. Aber die Art und Weise, wie sie das Spiel geleitet haben, war unter aller Sau und peinlich für die Liga“, sagte Krupp.

Schiedsrichter-Leistung war für Krupp „unter aller Sau“

Er sagte außerdem: „Die Liga sagt, sie will in der Öffentlichkeit keine Statements über die Schiedsrichter haben, weil es ein schlechtes Licht auf die Liga wirft. Nichts könnte aber auf die Liga und das Eishockey in Deutschland ein schlechteres Licht werfen, als die Leistung, die wir heute gesehen haben. Mit zwei guten Schiedsrichtern, die das Spiel im Griff haben, läuft es anders, gibt es bei weitem weniger Rumgekämpfe und Gemache auf dem Eis, das war unter aller Sau.“

Krupp wird klar gewesen sein, dass die Liga ihn dafür zu einer Geldstrafe verdonnern wird, die er auch am Donnerstag erhielt. Doch der Ärger überwog, und das dürfte auch daher rühren, dass Andreas Thuresson in der ersten Minute eine Strafe wegen eines leichten Vergehens, nämlich Haltens, kassierte und Berlin prompt im Powerplay durch einen Treffer von Leo Pföderl in Führung ging. Später gingen die Referees hingegen bei härteren Vergehen in der hitzigen Partie mit etlichen Prügeleien weniger kleinlich vor.

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Eine Linie war nicht zu erkennen. Alles in allem blieben die Eisbären in diesem Chaos aber sehr cool, sie waren besser im Powerplay und bei Unterzahl. Torhüter Mathias Niederberger fing deutlich sicherer als Pogge. Die Berliner waren handlungsschneller und besser an der Scheibe – und auch körperlich konnten sie den harten Stil der Haie mitgehen.

Man sah, dass der Spitzenreiter der Hauptrunde gegen einen Pre-Playoff-Qualifikanten spielte. Oder anders ausgedrückt: Um am Donnerstag in Berlin zu bestehen und ein Viertelfinal-Spiel vier zu erzwingen, brauchen die Haie nicht allein Hoffnung, sondern auch ein kleines, vorösterliches Eishockey-Wunder.