Matti Wagner möchte seinen auslaufenden Vertrag beim FC nicht verlängern. Er ist nicht das erste Talent, das geht.
Zukunft des 1. FC KölnWarum immer mehr FC-Talente die Nachwuchsabteilung ablösefrei verlassen
Beim 1. FC Köln zeichnet sich der nächste Abgang eines Talents aus dem Fußball-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) ab: Matti Wagner wird den Verein am Saisonende nach Informationen dieser Zeitung verlassen. Der aktuelle Vertrag des U-21-Linksverteidigers endet am 30. Juni – und der deutsche U-19-Nationalspieler sucht zur neuen Saison einen Tapetenwechsel.
Wagner wird damit der nächste ablösefreie Abgang aus dem hochgelobten U-19-Jahrgang der vergangenen Saison, der das Finale im DFB-Pokal der Junioren im April 2023 mit 4:3 nach Verlängerung gegen Schalke 04 gewonnen hatte.
Justin Diehl zieht es wohl zum VfB Stuttgart
Luan Simnica machte den Anfang, wechselte bereits im vergangenen Sommer zur U21 des VfB Stuttgart. Justin Diehl wird den FC in diesem Sommer verlassen, mutmaßlich ebenfalls nach Stuttgart. Wagner hat nach Informationen dieser Zeitung noch bei keinem anderen Verein für die kommende Saison unterschrieben. Umso bemerkenswerter ist es, dass Wagner – der seit 2016 im NLZ des FC spielte – sich dennoch dazu entschieden hat, den Verein auf jeden Fall zu verlassen.
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Wagner dürfte beim FC jedoch keine Perspektive im Bundesliga-Kader gesehen haben, nachdem auf seiner Position jüngst Max Finkgräfe durchgestartet war. Beim jüngsten 1:0-Erfolg der U21 am Freitagabend gegen Paderborns U23 stand Wagner, der bis dahin Stammspieler war, überraschend nicht mehr in der ersten Elf. Der Spieler sei erkrankt gewesen, teilte der FC auf Nachfrage als offizielle Begründung mit.
Möglich ist, dass Wagner fortan ein ähnliches Schicksal ereilt wie Pierre Nadjombe. Der bis dahin stark aufspielende Rechtsverteidiger ist seit der Verkündung seines Sommer-Wechsels zum 1. FC Magdeburg komplett außen vor. Nadjombe, der im Januar noch mit der togolesischen U23 unterwegs war, fehlte danach wochenlang offiziell wegen Trainingsrückstands.
Simnica, Diehl, Wagner, Nadjombe – der FC, der jeden Euro in der klammen Kasse gebrauchen könnte, verliert gleich reihenweise jahrelang in den eigenen Reihen entwickelte Spieler ohne nennenswerte Einnahmen. Etwaige Ausbildungsentschädigungen im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich, die bei einem Wechsel zu einem neuen NLZ-Verein fällig würden, wären nur kleine Tropfen auf den heißen Stein.
U-17-Weltmeister Fayssal Harchaoui wartet noch auf ein Angebot des 1. FC Köln
Die zahlreichen ablösefreien Abgänge von Spielern aus dem NLZ unter der Leitung von Lukas Berg sind kein Ruhmesblatt für den Verein. Berg, der seit September 2022 im Amt ist, wollte sich mit Hinweis auf mangelnde Zeit während seiner aktuellen Dienstreise in Japan nicht auf eine Anfrage dieser Zeitung zu den Vorgängen äußern. Viele Spieler im FC-Nachwuchs, darunter auch der U-17-Weltmeister Fayssal Harchaoui, warten nach Informationen dieser Zeitung zudem gegenwärtig auf Angebote des FC.
Bisher vermeldete der Verein, anders als in den Vorjahren zum selben Zeitpunkt, noch keine einzige Vertragsverlängerung mit Blick auf die U21 in der kommenden Saison. Diese Tatenlosigkeit – mindestens aber Planungsunsicherheit – beim FC-Unterbau ist bemerkenswert.
In Zeiten der Transfersperre reißen die Spieler, die den Verein in diesem Sommer verlassen, eine große Lücke in die Personaldecke. Ohne Matti Wagner kommt der U-21-Trainer Evangelos Sbonias etwa links hinten allmählich in Nöte. Mit Teoman Akmestanli und Winzent Suchanek stehen nur noch zwei Kandidaten für diese Position im Kader – doch auch bei diesem Duo enden die Verträge am 30. Juni. Beobachtern drängt sich daher zunehmend der Eindruck chaotischer Verhältnisse im Kölner NLZ auf.